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Zitiervorschlag

Rezension

Antje Bostelmann (Hrsg.): Das Portfolio-Konzept für Kita und Kindergarten. Mülheim: Verlag an der Ruhr 2007, 129 Seiten, EUR 21,99 - direkt bestellen durch Anklicken

 

In diesem Buch wird die Portfolioarbeit an KLAX-Kindergärten beschrieben, die aus der seit 1998 praktizierten Arbeit mit Entwicklungsbüchern heraus entstand. In Kindergartenportfolios wird festgehalten, wie Kleinkinder ihre Kenntnisse und Kompetenzen erweitern, sich also selbst bilden. In ihnen wird alles gesammelt, was deren Entwicklung widerspiegelt, also z.B. Beobachtungen der Fachkräfte, Fotos aus dem Kindergartenalltag, ausgefüllte Kopiervorlagen (s.u.) sowie Zeichnungen, Erzählungen und Gedanken der Kinder. Ferner werden Kommentare der Kinder, ihrer Eltern und der Erzieher/innen aufgenommen. Die Eltern können weitere Dokumente beisteuern.

Die Zusammenstellung des individuellen Portfolios erfolgt aber nicht willkürlich bzw. nach dem Zufallsprinzip. Vielmehr werden von den Erzieher/innen aus dem Bildungsprogramm des jeweiligen Bundeslandes klare Ziele für das einzelne Kind unter Berücksichtigung seines Entwicklungsstandes abgeleitet und auf Checklisten festgehalten. Neben dem auf diese Weise ermittelten Lernbedarf kann das Kind auch selbst Wünsche äußern, was es lernen möchte oder zu welchen Fragen es sich Wissen aneignen will. Werden einzelne Ziele erreicht, wird dies auf der im Portfolio aufbewahrten Liste vermerkt und eventuell mit einem "Arbeitsprodukt" belegt.

In wöchentlich stattfindenden "Portfoliostunden" können die Kinder in der Gruppe ihre Portfolios mit den Fachkräften besprechen; für Vorschulkinder ist das Gespräch verpflichtend. Im Dialog mit der Erzieher/innen setzen die Kinder ihrem Lernen Ziele, die sie dann selbsttätig und eigenständig verfolgen. Das Ergebnis wird dokumentiert, sodass sie später ihre Lernerfahrungen mit der Fachkraft diskutieren können. Dadurch werden Eigenständigkeit, Selbstvertrauen und Lernmotivation der Kinder gestärkt.

Am Ende eines Halbjahres wird eine "Portfoliowoche" durchgeführt, während der dem jeweiligen Kind in der Rückschau verdeutlicht wird, was es in den letzten Monaten gelernt hat. Zugleich wird das Portfolio überprüft und ermittelt, ob die Ziele auf den Checklisten erreicht wurden.

Bei den halbjährlichen Entwicklungsgesprächen betrachten das Kind und seine Eltern gemeinsam mit der Fachkraft das jeweilige Portfolio. Die Lernerfolge und Fortschritte des Kindes werden verdeutlicht und Ziele für die weitere Förderung des Kindes festgelegt.

In dem Buch wird aber nicht nur über die Portfolioarbeit berichtet, sondern auch ausführlich über die Planung der pädagogischen Arbeit in KLAX-Kindergärten: Es wird beschrieben, wie Kompetenzziele aus den Bildungsplänen abgeleitet und sortiert, Ziele für die einzelnen Kinder erarbeitet, Themen für den nächsten Monat festgelegt und Projekte geplant werden. Auch wird dargestellt, wie der Wertegrund für das Zusammenleben geklärt wird, wie Kinder durch Fotos zum Nachdenken oder zu besonderen Aktivitäten animiert werden, dass Eltern mindestens einmal im Halbjahr in der Kindertagesstätte hospitieren müssen und wie besondere Förderbedarfe bei einzelnen Kindern in Entwicklungskonferenzen besprochen werden.

Zum Schluss des Buches werden Rahmenbedingungen für eine gute Portfolioarbeit aufgelistet. Im Anhang folgen Formulare für die Zielplanungssitzung, die Zielcheckliste, den Monatsplan, den Wochenkalender und das Portfolio (Kopiervorlagen "Das bin ich", "Das mag ich", "Das kann ich gut", "Meine Gruppe", "Meine Familie", "Selbstporträt", "Das will ich lernen", "Geschafft! Gelernt!", "Mein Kunstwerk", "Ein Experiment", "Naturbeobachtung", "Geschichten über mich", "So gefällt es mir im Kindergarten!", "As ich noch ... Jahre alt war", "Seite für dich").

Das gut gegliederte, interessant geschriebene, durch Fotos und Erfahrungsberichte bereicherte, schön gelayoutete und sehr praxisnahe Buch kann Erzieher/innen und anderen Interessierten wärmstens empfohlen werden. Sie können hier nicht nur die Portfolioarbeit kennen lernen, sondern auch viel über die professionelle Planung von Bildungsangeboten in Kindertageseinrichtungen erfahren.

Martin R. Textor