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Zitiervorschlag

Aus: Bayr. Landesverband kath. Tageseinrichtungen für Kinder: Mittendrin, Jahrbuch 2005, München: Selbstverlag 2005, S. 286-300

Computerkompetenz für Kindergartenkinder?!

Stephanie Müller

 

Die in den Bildungsplänen formulierte Medienbildung und -erziehung ist als elementare informationstechnische Bildung formuliert und wird meist als eigenständiger "neuer" Bildungs- und Erziehungsbereich verstanden. Sie ist aber mit anderen Inhalten zu verweben. In der Mehrheit der Kindertagesstätten stellt sich allerdings diesbezüglich die Frage: Was bedeutet eine verwobene, effektive Umsetzung der Medienbildung und -erziehung in der Kindertagesstätte und wie kann diese aussehen? - vor allem, wenn es um die sogenannte IuK-Technik und den Computer in der pädagogischen Arbeit mit den Kindern geht, der als geeigneter Stellvertreter für die IuK-Technik benannt ist.

Unter IuK-Technik sind speziell die Informations- und Kommunikationstechniken zu verstehen, die in unserer Welt zwischenzeitlich - vor allem für unsere Kinder - alltäglich sind. Für die im Alltag gegenwärtigen IuK-Techniken, die auch unsere Kinder nutzen und von welchen sie von Geburt an umgeben sind, kann der Computer sehr gut bereits in der Kindertagesstätte in fast alle Erziehungs- und Bildungsprozesse integriert werden.

Der Computer als Stellvertreter für IuK-Techniken von Anfang an

Gerade für den Start in unsere Welt, die von so vielen computerbasierten Medien durchwirkt ist, ist der sichtbare Weg für den Menschen der entsprechendste, da wir zu cirka 70% unsere Informationen visuell, mit Vorstellungen und inneren Bildern, verarbeiten. Und diesen Weg bietet der Computer an. Mit seiner Bedienung lernt man visuell, während bei anderen computergesteuerten Geräten sehr viel auf abstrakter Ebene geschehen muss, da man z.B. die Menüs nicht simultan sehen kann.

Ganz nebenbei soll an dieser Stelle sowohl bewusst werden als auch eine Sensibilisierung dafür geschehen, dass in den Küchen, in den Wohnungen - also im elterlichen Umfeld unserer Kinder - mittlerweile schon so viele computerbasierte Geräte vorhanden sind, dass es doch eigentlich selbstverständlich sein müsste, unsere Kinder innerhalb eines pädagogischen Raumes an die sinnvolle Nutzung, Bedienung und Integration dieser Geräte in den Alltag zu begleiten.

Während unsere Kinder - auch in der Kindertagesstätte - meist sehr unkompliziert mit dem PC umgehen und an seine Möglichkeiten herangehen, ihn ausprobieren und sogar Freude daran haben, stehen Erzieher/innen und Eltern dem Einsatz von Computern oft kritisch und hauptsächlich sehr unsicher gegenüber. Bei der Einführung des Computers in die Kindertagesstätte ist es daher aus Erfahrung ungemein wichtig, allen am Erziehungsprozess Beteiligten die für sie relevanten Informationen zugänglich zu machen, da es sich gegenwärtig noch nicht um ein allgemein akzeptierter Bildungsinhalt für die frühe Kindheit, wie z.B. Mathematik, naturwissenschaftliche Inhalte oder die Bedeutung gesunder Ernährung, handelt, dessen man sich aufgrund der allgemeinen Akzeptanz und Erfahrung leichter annähern kann.

Computer in der Kita - Pro und Kontra

Auf fast allen Fortbildungen, Informationsveranstaltungen und Elternabenden tauchen in Bezug auf dieses Thema kritische Fragestellungen auf, die dazu tendieren, den Computer in der Kindertagesstätte abzulehnen. Meist heißt es zur Begründung, es gäbe Wichtigeres, als bereits in der Kindertagesstätte die Kinder an den PC heranzuführen - das geschehe sowieso noch früh genug, oder es besteht eine ausgeprägte Angst davor, dass die Kinder aggressiv und emotionsgeladen in der Kindertageseinrichtung eventuell stundenlang vor dem PC sitzen und viele andere wesentliche Bereiche dadurch vernachlässigt würden.

Dies sind jedoch meist die Argumente derer, die es nicht erfahren haben und es sich auch nicht vorstellen können, dass die Integration des Computers in die Kindergartenwelt sinnvoll geschehen kann und dass Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) im Elementarbereich ein - vor allem für die Kinder - selbstverständliches Spiel-, Informations- und Arbeitsmittel sein kann. Gerade um diesen Meinungen zu begegnen ist es wichtig, die Einbeziehung des PCs in die erzieherische und pädagogische Arbeit mit Vorschulkindern konzeptionell, pädagogisch, entwicklungspsychologisch, im Team, in der Elternarbeit, technisch, finanziell und methodisch zu erarbeiten. Erst dann kann eine Umsetzung sinnvoll vonstatten gehen - denn im Vergleich mit anderen Bereichen wie kreatives Arbeiten oder Gesundheitsthemen u.ä. - bedarf die Erarbeitung und Umsetzung eines Konzeptes für die Integration des Computers in der Kindertagesstätte manches Mal - je nach Stand des Teams - doch etwas mehr Vertiefung, Einarbeitung und Aufklärungsarbeit (ohne die genannten Themen zu bewerten, da alle in einem Gesamtzusammenhang betrachtet und umgesetzt werden als gegeneinander aufgewogen werden sollen!).

Erzieherische Computerkompetenz

Eltern wollen und sollen über den sinnvollen Einsatz des Computers in der Erziehung ihrer Kinder aufgeklärt werden. Erzieher/innen müssen in Bezug auf den Umgang mit dem Computer in verschiedener Hinsicht Medienkompetenz erwerben. Das bedeutet aber nicht, dass sie ein Informatikstudium absolvieren müssen, vielmehr handelt es sich darum, dass Erzieher/innen in der Lage sind,

  • die richtigen Begriffe im Gespräch mit den Kindern in Hinblick auf den Computer zu verwenden,
  • gute von schlechten Computerspielen unterscheiden zu können - also Qualitätskriterien für Computerspiele zu kennen (vgl. Müller 2001, S. 156 ff.),
  • Computerspiele nutzen zu können (Installieren, Spielen, Deinstallieren) und
  • am Computer ein Bild malen zu können.

Diese Aspekte stellen die Basis für eine kompetente Einbindung des Computers in die pädagogische Arbeit mit Kindern in der Kindertageseinrichtung seitens des Teams dar.

Planung, Teamorganisation und Überlegungen zur Technik

Während Computer und spezielle Programme bereits in die Büros und Verwaltung vieler Kindertagesstätten Einzug gehalten haben, sind in den Kindertageseinrichtungen in Bezug auf die Einbindung des Computers in die pädagogische Arbeit mit Kindern noch viele Fragen offen und zu klären:

  • Welchen Stellenwert soll der PC-Einsatz in der Kindertageseinrichtung innerhalb der Konzeption und des Profils bekommen?
  • Wer im Team oder außerhalb des Teams übernimmt die Betreuung der Computerthematik inhaltlich, wer technisch?
  • Über welche Medienkompetenz sollen alle Erzieher/innen einer Einrichtung verfügen, und sollen sich überhaupt alle mit diesem Thema beschäftigen?
  • Welche technische Grundausstattung ist notwendig, wer übernimmt den technischen Service und wie kann das alles finanziert werden?
  • Wenn das technische Equipment, die Hardware, vorhanden ist, muss auch klar sein, wie der Computer in der pädagogischen Arbeit methodisch und didaktisch mit den Kindern angewendet wird.
  • Welche Art von Projekten sind geplant?
  • Welche Programme werden benötigt?
  • Wie kann mit den Kindern gearbeitet werden?
  • Wo können sich Erzieher/innen Hilfe und Rat holen?

Je nach Institution, Eltern- und Trägerschaft sollten Informationsabende, eine Projektbegleitung mit einem Experten, Elternbefragungen oder Projekte aus dem Team heraus sowie Fortbildungen zum Thema "Computer in der Kindertagesstätte" stattfinden. Damit können die Antworten für das Team, die Kindertageseinrichtung, deren Elternschaft und natürlich die Kinder gefunden werden und Schritte aufgezeigt werden, wie mit Kindern sinnvoll am Computer gearbeitet werden kann (vgl. Müller 2003, S. 18).

Medien sind von Anfang an in die kindliche Entwicklung einzubeziehen

Das größte Problem mit den Neuen Medien in der Erziehungs- und Bildungsarbeit ist, dass wir Erziehende selbst keine Kindheit erlebt haben, in der Computer sinnvoll platziert waren. In unserer Kindheit waren Computer noch nicht für den Zugang von Kindern bestimmt, geschweige denn vorhanden. Daher fällt es uns so schwer, zu glauben bzw. ein Konzept zu erarbeiten, dass dieses Medium, das uns in seiner Anwendung meist selbst noch sehr unbekannt ist, sinnvoll in die Bildung und Erziehung unserer Kinder zu integrieren.

Weiterhin kommt dazu, dass in den Medien selbst Computer in Zusammenhang mit Entwicklungsprozessen meist negativ besetzt werden. Die Minderheit der Erziehenden (beruflich Erziehende wie Eltern) kennt gute Computerspiele, die Kinder in ihrem Lernen bereits im Vorschulalter fördern - obwohl es hier mittlerweile sehr gute Lösungen gibt!

Es gilt also erst einmal aufzuklären, was und dass auch sinnvolle Anwendungen möglich sind, bevor landläufige Meinungen übernommen werden - allerdings: der Computer darf und ist nicht als Parkplatz für die Kinder zu verstehen, sondern vielmehr in diesem Sinne aufzufassen und einzusetzen, dass sich Kinder mit Spaß an ihrem Tun Informationen über ihre Welt mittels dem Medium PC aneignen können.

Mit Medienerziehung ist früh zu beginnen

Ein weiterer wesentlicher Aspekt in Hinblick auf die Integration der traditionellen aber auch der Neuen Medien in die Erziehung und Bildung unserer Kinder ist die Chancengerechtigkeit, die im pädagogischen Raum Kindertagesstätte gewährleistet werden kann. Nicht alle Haushalte verfügen über einen PC. Für viele Eltern - selbst wenn sie es erzieherisch gestalten wollten - ist es nicht möglich, ihren Kindern den - begleiteten - Umgang mit dem Computer zu realisieren, da dies eines gewissen finanziellen und zeitlichen Aufwandes bedarf. Integriert die Kindertagesstätte den Umgang mit dem PC in ihre Konzeption, so ist in diesem Hinblick sowohl die Chancengerechtigkeit pädagogisch berücksichtigt als auch das Nutzen eines Mediums innerhalb eines pädagogischen Raumes, in dem ein Regelwerk vermittelt wird (z.B.: der PC hat einen Knopf zum Ein- und Ausschalten - dies bedeutet "übersetzt": Medien sollen nicht unbegrenzt oder unreflektiert als Spiel- oder Kommunikationsersatz genutzt werden, etc.).

Des Weiteren ermöglicht eine frühe Medienerziehung, vor allem eine Integration des Computers in die pädagogische Arbeit mit Kindern, in der Kindertageseinrichtung auch eine geschlechterbezogene Zielsetzung: Unsere Kinder erleben in ihrem familiären Umfeld meist, dass die männlichen Personen den Umgang mit PCs und IuK-Geräten pflegen. Zwar mögen viele Mütter aus berufstechnischen Gründen an und mit PCs arbeiten, doch das nehmen die Kinder selten wahr - im familiären Umfeld sind es mehr die männlichen Familienmitglieder. Dadurch wird den Kindern vermittelt: Computer sind in erster Linie männlich. Da unsere Kinder vor allem auch durch Demonstration und Nachahmung lernen, können Verhaltensweisen in späteren Lebensphasen nur schwer rückgängig oder verändert werden. In der Kindertagesstätte besteht also diesbezüglich die Chance, unseren Mädchen einen chancengleichen, durch Computerspiele und kindgerechte Angebote lustbetonten Zugang zur Computerwelt zu ermöglichen. Es geht hierbei nicht darum, die Mädchen in der Kindertageseinrichtung in computerspezifischen Inhalten zu schulen, es geht vielmehr darum, den Mädchen die Computerwelt ohne Leistungsdruck zu öffnen und sie auch mit diesem Bereich in Berührung zu bringen.

Der Computer ist ein Medium innerhalb der gesamten Medienlandschaft

Der Computer sollte ein Teil der Gesamtkonzeption einer Kindertagesstätte sein, auch wenn diese weniger auf explizite medienpädagogische Schwerpunkte zielt. In der Konzeption sollen alle Medien ausgewogen berücksichtigt werden, die den Alltag unserer Kinder bestimmen. Das bedeutet konkret, den Computer zu einem selbstverständlichen Medium in der Medienlandschaft der Kindertagesstätte neben all den anderen Medien werden zu lassen und ihm auf diese Weise keine Sonderstellung zukommen zu lassen. Das bedeutet auch, dass er z.B. während den Freispielphasen für die Kinder ebenso wie andere Angebote nutzbar ist.

Meist findet gerade in der ersten Zeit nach Bereitstellung eines PCs eine verstärkte Wahrnehmung und der Wunsch nach längerem Spielen und z.B. Malen am Computer statt, was vorschnell die Angst entstehen lässt, der Computer würde bei den Kindern eine zentrale Position einnehmen. Erfahrungen mit zahlreichen Kindertagesstätten, die den Computer in ihre pädagogische Arbeit integriert haben, zeigen, dass diese Befürchtungen der Erwachsenen nicht zutreffen. Immer mehr pendelt sich nämlich für die Kinder ein, dass der PC für sie immer verfügbar ist, und es wird Tage und Zeiträume geben, an denen der Computer nicht eingeschaltet wird, weil es andere interessante Inhalte zu entdecken oder zu bespielen gibt.

Der angemessene Umgang mit Medien muss gelernt werden

Auch für die Benutzung des PCs gelten genau wie für die Nutzung all der anderen zur Verfügung stehenden Medien in der Kindertageseinrichtung vereinbarte Regeln, die am besten mit den Kindern zusammen erarbeitet und in kleinen Schautafeln für die Kinder bildlich dargestellt werden. Aus Erfahrung sind die Kinder selbst sogar kritischer und erpichter auf die Einhaltung des Regelwerkes als Erwachsene. In jedem Fall muss darauf geachtet werden, dass auch das pädagogische Personal diese Regeln beachtet, denn es gibt nichts unverständlicheres für Kinder als ein Regelwerk, das für sie gilt, das aber von Erwachsenen unreflektiert unterlaufen wird, wie z.B. ein Getränk neben dem Computer... (vgl. Müller 2001, S. 117 ff.).

Der Computer als ein Spiel- und Werkzeug

Die Medienbildung und -erziehung ist nicht als einzeln oder getrennt von anderen Bildungs- und Erziehungsbereichen zu realisieren. Kinder sollen den Computer in verschiedene Projekte einbezogen erleben und begreifen - eben so, wie es auch im Alltagsgebrauch der Fall ist. Die Kinder sollen erkennen, dass sie mit dem Computer Informationen abrufen (in einem geeigneten Computer-Lernspiel ) oder etwas herstellen können (z.B. ein Computerbild). Das bedeutet, dass alle Bildungsbereiche auch mit der "Medienbildung und -erziehung, also der elementaren informationstechnischen Bildung" in eine harmonische Vernetzung zu bringen sind und sich in einem Gesamtzusammenhang wiederfinden sollen.

Projekt Bauernhof - wo hat da der Computer seinen Platz?

In der Kindertagesstätte ist das Projekt Bauernhof geplant. Auf den ersten Blick scheint es völlig widersprüchlich, hier den Computer zu integrieren, da der Computer alles andere bietet als eine Verbindung zum Thema und zum Bauernhof selbst. Unbedingt und unumstößlich sollen die Kinder bei Projekten dieser Art Originalbegegnungen, Sinneserfahrungen, Exkursionen auf den Bauernhof mit Materialsammlungen, Bastelarbeiten mit Wiesen- und Naturmaterialien, einen Besuch beim oder vom Bauern etc. erleben und begreifen können. Doch sofern der Computer für die Kinder im Zugang wie jedes andere Medium in der Kindertageseinrichtung ist, ist es z.B. möglich, den Kindern für die Dauer dieses Projektes ein Computer-Lern-Spiel zur Verfügung zu stellen, welches das Thema, in diesem Fall den Bauernhof, behandelt (z.B. "Oscar der Ballonfahrer entdeckt den Bauernhof", 1999 von tivola veröffentlicht). Computerspiele haben nämlich für Vorschulkinder den Vorteil, dass sie Informationen abrufen können, ohne lesen zu können.

Gute Computerspiele können sehr gut als spielerische Lern- und Fördermedien im Vorschulalter eingesetzt werden

Gute Computerspiele können beispielsweise Vorschulkinder sogar in ihrem entwicklungspsychologischen Prozess fördern (siehe Müller 2001, S. 78 ff.) und sind so gestaltet, dass sie eine gute didaktische Benutzerführung bieten, Hilfestellungen und Tipps geben, wenn es mal nicht weitergeht, und die Eigenheiten des Mediums nutzen. So kann z.B. "Das Zauberhaus" (2002 von cornelsen software veröffentlicht) wunderbar in das Würzburger Modell "Hören - Lauschen - Lernen" integriert werden, da der Zauberer Killibob in seinem Keller versehentlich die Geräusche vertauscht hat - das Kind soll mittels einer zur Verfügung gestellten Zauberkugel den Gegenständen wieder die richtigen Geräusche zuordnen. In diesem Sinne werden die multimedialen Eigenheiten des Computers, dass er Sound und Bild bietet, mit der möglichen Interaktivität auf eine sehr gute Art und Weise gekoppelt, und die Kinder üben und trainieren selbst im Spiel genaues Hinhören und Zuordnen. Zugleich eignen sie sich das so genannte Medienhandling an: die Bedienung eines Computerprogramms sowie den Umgang mit der Maus, da für die Erfüllung der Aufgabe gezieltes Anklicken und Bedienen der Computermaus notwendig ist.

Computer als Basis für eine grundlegende pädagogische Arbeit

Die entwicklungspsychologischen Aspekte wurden im Text bereits erwähnt; an und mit ihnen soll nochmals deutlich werden, dass auch die Integration des Computers dem pädagogischen Personal in seiner Arbeit, Begleitung und Erziehung, Bildung und Förderung der Kinder ein potentieller pädagogischer Ort sein kann, die Kinder zu fördern, da diese neben den entwicklungspsychologischen Eigenschaften auch weitere Aspekte im Anwenden des Computers erleben und erlernen können: Da die Kinder mindestens zu zweit am PC tätig sein sollen (meist sind es eh mehr), werden ihnen - neben einigen weiteren - auch folgende Kompetenzen abverlangt:

  • Kommunikation,
  • Kooperation,
  • Entscheidungs- und Lösungsfindungen,
  • Teamfähigkeit,
  • Frustrationstoleranz,
  • Kontrollerfahrungen,
  • eigenständiger Wissenserwerb (vgl. Müller 2005, S. 10 ff.).

Dies sind u.a. Softskills - Schlüsselqualifikationen -, die in unserer Alltagswelt mehr und mehr gefordert werden und die auch am Computer trainiert werden können. Manche Kinder zeigen eine dieser Kompetenzen sogar zuerst am Computer, während es in anderen Bereichen scheint, dass sie diese noch nicht beherrschen. Es ist äußerst sinnvoll, wenn dies seitens des pädagogischen Personals dokumentiert, reflektiert und auch für die Erziehungs- und Bildungsarbeit genutzt wird.

Insgesamt ist es sinnvoll, mit den Kindern mit Computerspielen zu beginnen, da sie hierbei auf spielerische Weise den Umgang mit dem Medium erlernen können. Danach sollte gleitend zum Nutzen des Computers als Werkzeug übergegangen werden. So erleben die Kinder den Computer nicht nur als Konsumgerät, sondern auch als Werkzeug, mit dem bestimmte Dinge hergestellt werden können. Und: der Computer integriert sich in eine gesamte Prozesskette, ohne deren Mittelpunkt oder alleiniges Ziel zu sein (vgl. Müller 2005).

Ein konkretes Computerangebot sollte sich in der Kindertageseinrichtung in jedem Fall auf die Vorschulkinder konzentrieren, da diese entwicklungspsychologisch gut damit umgehen können. Den jüngeren Kindern sollte der Zugang durchaus ermöglicht sein; dies kann sich z.B. auf die Freispielphase beziehen, in der die Vorschulkinder ihren jüngeren Gruppenkindern den Zugang zum Computer als "Paten" zeigen.

Aus Erfahrung scheint die Integration des Computers in die Kindertageseinrichtung zunächst sehr schwierig, doch schon bei den ersten Umsetzungen in der Kindertageseinrichtung zeigt sich, dass dies nicht zutrifft und es allen Beteiligten mehr und mehr sinnvoll erscheint als zuvor gedacht. Doch auf keinen Fall soll der Computer andere Aktivitäten ersetzen oder verdrängen; er ist als weiteres Angebot innerhalb der Kindertagesstätte zu verstehen und soll die Kinder zu einem sinnvollen Benutzen hinführen. In Zusammenarbeit mit Eltern ist dieser Weg - wie auch bei anderen Projekten - in finanzieller, technischer oder anderer Hinsicht gut gehbar. Medienpädagogische Fachdienste, Fortbildungen oder Beratungen bieten eine gute Möglichkeit, die ersten Schritte zu planen, und helfen bei Unsicherheiten weiter.

Literatur

Müller, Stephanie: Kind+Computer, Ratgeber für Eltern und Erzieher, BW Bildung und Wissen, Nürnberg 2001

Müller, Stephanie: Der Computer im Kindergarten - ein Thema für die pädagogische Arbeit. In: Computer im Kindergarten, bildung+medien spezial, Friedrich Verlag, Seelze 2003

Müller, Stephanie: Computerspaß in der KiTa, Don Bosco, München 2005

Autorin

Stephanie Müller ist Kunst- und Medienpädagogin, Lehrerin und Autorin (Ratgeber "Kind+Computer", Praxisbuch "Computerspaß in der Kita"). Sie leitet das Mediastep-Institut (s.u.), ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an verschiedenen Universitäten und hat einen Lehrauftrag an der Evang. Fachhochschule in Nürnberg. Seit 1995 arbeitet sie als Referentin und Dozentin zum Thema "Kind+Computer" und führt zahlreiche Projekte mit und in Kindertageseinrichtungen, Kinderkurse, Elternabende, Informationsveranstaltungen, Fortbildungen und Seminare durch. Betreuung und Fortbildung von 100 Kindertagesstätten innerhalb des kidsmart-Projektes von IBM, dem Institut für Frühpädagogik und dem Bayerischen Sozialministerium u.v.a.m.

Weitere Informationen/ Fortbildungsangebote siehe: http://www.mediastep-institut.de/