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Zitiervorschlag

Gesundheit in Kindertageseinrichtungen

Torsten Kunz

 

Die Beschäftigten von Kindertageseinrichtungen sind am Arbeitsplatz nicht unerheblichen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt. Ob diese zu einer Erkrankung führen, hängt von der Höhe der Belastung, der persönlichen Konstitution und anderen Faktoren ab.

Da Erzieher/innen im Vergleich zum Durchschnitt der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes überdurchschnittlich hohe Ausfallzeiten aufweisen, besteht die Notwendigkeit, Wege zur Reduktion der Belastungen und zur aktiven Erhaltung der eigenen Gesundheit durch entsprechendes Verhalten zu suchen.

Die spezifischen Belastungsfaktoren in Kindertageseinrichtungen sowie Wege zur Erhaltung der Gesundheit in diesem Berufsfeld sollen im nachfolgenden Artikel näher vorgestellt werden.

Belastungen am Arbeitsplatz "Kindertageseinrichtung"

Belastungen am Arbeitsplatz - ob physisch oder psychisch - sind ein normales Phänomen und machen nicht zwangsläufig krank. Die Belastungen treffen auf Personen, die sich hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten, ihres Gesundheitszustands und ihrer Bewältigungsstrategien stark unterscheiden. Die individuelle Ausprägung der genannten Faktoren sowie die Höhe der Belastung entscheiden darüber, ob diese als (gesund erhaltende) Herausforderung oder aber als (krank machende) Überbeanspruchung angesehen werden.

Während die individuellen Voraussetzungen der Erzieher/innen keinen bekannten Mustern folgen, sind die Erkrankungsschwerpunkte und auch die Belastungen am Arbeitsplatz "Kindertageseinrichtung" gut bekannt: In den Gesundheitsberichten der Krankenkassen sind als Hauptursachen von Fehlzeiten bei Erzieher/innen Erkrankungen des Bewegungsapparats sowie der Atemwege aufgeführt. Nicht erfasst wurden in den Berichten Erkrankungen als Folge psychischer Belastungen. Es ist aber anzunehmen, dass diese als Mitursache in vielen anderen Krankheiten enthalten sind. Von den Erzieher/innen selbst wurden im Rahmen mehrerer Studien besonders häufig Lärm, eine ungünstige Körperhaltung, Zeitdruck und Stress sowie ein schwieriges Klientel als Belastungsfaktoren angegeben und als besonders belastend eingestuft.

Auf die Faktoren Lärm, Arbeitsumgebung und die psychischen Belastungen soll nun näher eingegangen werden.

Lärm

In einer Umfrage der Betriebskrankenkasse Kassel unter Erzieher/innen gab rund die Hälfte der Befragten Lärm als wichtigsten Belastungsfaktor an. Dieses Ergebnis nahm die Unfallkasse Hessen zum Anlass, gemeinsam mit dem Institut für Arbeitswissenschaften der Universität Kassel in Kindergärten der Stadt Kassel eine Untersuchung zu dieser Problematik durchführen: In den Einrichtungen wurde zum einen bei 53 Erzieherinnen mit Hilfe eines personenbezogenen Schalldosimeters (Messgerät) die individuelle Lärmbelastung ermittelt. Zum anderen wurden auch die Nachhallzeiten gemessen, die Auskunft über die Qualität der Raumakustik geben.

Gerade in Bezug auf die Höhe der Lärmbelastung kam es zu auffälligen Ergebnissen: In fast 30% der untersuchten Einrichtungen wurden Beurteilungspegel von 85 dB(A) gemessen. Bei einer derartigen Lautstärke müsste den Beschäftigten von Träger der Einrichtung eigentlich Gehörschutz zur Verfügung gestellt und dieser benutzt werden. Weitere ca. 60% der Einrichtungen lagen zwischen 80-85 dB(A) und nur 12,5% unter 80 dB(A). Spitzenwerte von 110 dB(A) können es durchaus mit Maschinenlärm (Kreissäge, Trennschleifer) aufnehmen.

Solche Werte bergen das Risiko lärmbedingter Gehörschäden. Für die pädagogische Arbeit wichtiger dürfen die daraus resultierenden psychischen Belastungen sein: Lärm beeinträchtigt nicht nur die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit des Betroffenen, sondern ist auch Mitursache zahlreicher psychosomatischer Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Bluthochdruck. Aus diesem Grund schrieb die bis 2005 geltende Arbeitsstättenverordnung bei überwiegend geistiger Tätigkeit einen maximalen Beurteilungspegel von 55 dB(A), bei einfachen oder überwiegend mechanisierten Tätigkeiten einen Pegel von 70 dB(A) vor. Somit werden in den Kindergärten die Richtwerte stets überschritten. Dass Lärmbelastungen von 80 dB(A) und mehr für eine gute pädagogische Arbeit zu viel sind, liegt auf der Hand.

Die Gründe für die überraschend hohe Lärmbelastung und die langen Nachhallzeiten sind vielfältig: Zum einen werden heute viele Kindergärten aus architektonischen Gründen und auch, um Energie zu sparen und den Pflegeaufwand zu minimieren, mit großen Glasflächen, Parkettböden und vielen harten Materialien wie Stein oder Fliesen gebaut. Um die Einrichtungen "luftiger" aussehen zu lassen, herrscht eine offene Bauweise vor. Aus Gründen des Brandschutzes und aus hygienischen Gründen wird auf Teppiche, Vorhänge oder andere Textilien verzichtet. Daher gibt es kaum Materialien in den Einrichtungen, die Lärm dämmen. Im Gegenteil: Die vielen harten Baustoffe führen zu einer häufigen Reflektion des Schalls, damit zu langen Nachhallzeiten und zu einer Verschlechterung der Raumakustik.

Weiterhin hat der hohe Lärmpegel aber auch organisatorische und pädagogische Gründe: Werden wenige Angebote zur Bewegungsförderung auf dem Außengelände gemacht und auf kurze Bewegungspausen im normalen Tagesablauf verzichtet, spielen sich viele lärmintensive Aktivitäten der Kinder im Innenraum ab. Die Kinder sind aggressiver und unausgeglichener, was sich wiederum in einem höheren Lärmpegel bemerkbar macht. Für die Erzieher/innen fehlt oft (auf Grund von Personalmangel) auch die Möglichkeit, sich kurzfristig aus der lärmintensiven Gruppenarbeit zurückzuziehen und (im Sinne einer Lärmpause) andere Tätigkeiten zu übernehmen.

Während der nachträgliche Einbau von Lärmschutz eine Aufgabe des Trägers der Einrichtung ist, kann das Team durch organisatorische Maßnahmen wie der Verteilung von Verwaltungsaufgaben auf alle Erzieher/innen und durch ein pädagogisches Konzept, bei dem die Nutzung des Außengeländes eine große Rolle spielt, selbst zu einer Minderung der Lärmbelastung beitragen.

Belastungen durch Arbeitsumgebung und durch ungünstige Körperhaltung

Die Auswertung von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen durch die Krankenkassen ergibt konstant, dass die Muskel- und Skeletterkrankungen sowohl hinsichtlich der Häufigkeit als auch der Dauer der Arbeitsunfähigkeit einen Spitzenplatz einnehmen. Erzieher/innen sind hiervon besonders betroffen und leiden besonders häufig unter Beschwerden in Rücken, Nacken- und Schulterbereich.

Untersucht man die Körperhaltung der Erzieher/innen bei der Arbeit, so zeigt sich, dass das Stehen und Sitzen mit jeweils ca. 45% die häufigsten Körperhaltungen darstellen. Dies würde an sich für einen rückenschonenden Wechsel der Körperhaltung sprechen. Analysiert man die Körperhaltungen aber genauer, stellt man fest, dass nur in einem Drittel der beobachteten Fälle die Erzieher/innen in normaler Sitzhaltung saßen. Relativ häufig wird der Körper beim Sitzen gebeugt (27,1%), gedreht (16%) oder gleichzeitig gedreht und gebeugt (22,8%).

Die Gründe liegen auf der Hand: Die Arbeitsumgebung ist an den Körpermaßen der Kinder orientiert und verlangt von den Erzieher/innen eine permanente Anpassung der eigenen Körperhaltung. So ist es bei den üblichen niedrigen Kindertischen für Erwachsene unmöglich, die Beine unter den Tisch zu stellen. Statt dessen stehen sie meist seitlich, parallel zum Tisch. Zudem ist auch die Sitzhöhe zu niedrig. Wollen die Erzieher/innen nun mit den Kindern am Tisch malen, basteln oder spielen, müssen sie in gebeugter und gleichzeitig verdrehter Körperhaltung sitzen.

Ähnliche Probleme haben Erzieher/innen auch beim Stehen: Etwa die Hälfte der dafür aufgewendeten Zeit wird in gleichzeitig gebeugter, gedrehter oder gleichzeitig gebeugter und gedrehter Körperhaltung zugebracht. Grund hierfür ist ebenfalls die notwendige Anpassung an die Position des Kindes, etwa beim Schuhe binden oder beim Herabbeugen zum Tisch.

Die Folgen derartiger Körperhaltungen sind bekannt und reichen von Rückenbeschwerden über Kopf- und Nackenschmerzen bis hin zu Muskelverspannungen in anderen Körperteilen.

Glücklicherweise bereiten das Heben und Tragen (auch auf Grund des vergleichsweise geringen Gewichts der häufiger gehobenen und getragenen Lasten) weniger Probleme und sind daher nicht als wirbelsäulenbelastende Tätigkeit anzusehen.

Für die kritischen Tätigkeiten "Sitzen und Gehen in gebeugter und verdrehter Körperhaltung" gibt es wiederum bauliche und organisatorische Möglichkeiten der Entlastung: Zum einen kann der Träger der Einrichtung durch die Anschaffung von Erwachsenenstühlen, normal hohen Tischen und Hochstühlen (wie "Tripp-Trapp-Stühle") für die Kinder, die Arbeit auf Erwachsenenhöhe bringen, hier Abhilfe schaffen. Die Erzieher/innen können nun wieder in normaler Körperhaltung bei der Arbeit sitzen. Zum anderen kann das Team selbst durch die Reduktion von Arbeiten in ungünstigen Körperhaltungen (Bewegungspause an Stelle von Bastelstunde) und gegebenenfalls durch die Organisation von Ausgleichsgymnastik seinen Beitrag zur Reduktion der Beanspruchungen leisten

Psychische Belastungen

Ein Kennzeichen von Dienstleistungsberufen ist eine vergleichsweise hohe psychische Belastung der Beschäftigten. Gerade Berufe, bei denen sehr viel mit Menschen gearbeitet wird, dadurch ein persönlicher Kontakt entsteht und "Beziehungsarbeit" geleistet wird, sind hiervon besonders betroffen. Folgen sind - je nach Intensität der Belastung und der Ausprägung der persönlichen Konstitution - die üblichen Stresssymptome (Angespanntheit, Gereiztheit), psychosomatische Beschwerden (Magen-Darm- und Kreislauf-Probleme, Kopfschmerzen) sowie bei länger andauernden Belastungen auch Arbeitsunzufriedenheit, Depressivität und das "Burn-out-Syndrom".

In Untersuchungen ergaben sich drei Schwerpunkte psychischer Belastungen:

1. Belastungen durch Kinder und Eltern

Der Beruf der Erzieherin ist gekennzeichnet durch den permanenten Kontakt zu Kindern und Eltern. Befragungen von Erzieher/innen erbrachten, dass sie sich im Kontakt zu den Kindern nur in seltenen Fällen (z.B. wenn ein Kind nicht auffindbar oder weggelaufen ist) psychisch stark belastet fühlen. Mittelstark belastet wurden Streitigkeiten in der Gruppe und der notwendige Körperkontakt (auch gegen den eigenen Willen) zu einzelnen Kindern eingeschätzt.

Häufiger hingegen sind Konflikte mit den Eltern. Diese werden als stärker belastend angesehen - insbesondere dann, wenn sich Eltern bei der KT-Leitung beschweren. Die Konflikte sind oft Ergebnis einer ungünstigen Kommunikation zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern, z.B. wenn Elternarbeit nicht einen selbstverständlichen Bestandteil des pädagogischen Konzepts darstellt.

Sowohl in der Arbeit mit Kindern als auch in der Elternarbeit kommt ein weiterer Belastungsfaktor hinzu, der für Dienstleistungsberufe typisch ist: Da Freundlichkeit einen Teil der Dienstleistung darstellt, ist es in Fällen von Konflikten mit Kindern und Eltern kaum möglich, eigene Gefühle wie Wut zu zeigen.

Verschärft werden die Belastungen durch eine wahrgenommene zu geringe Anerkennung der Arbeit, eine Einmischung der Eltern und deren zu geringe Mitarbeit.

Probleme mit Eltern lassen sich teilweise durch eine stärkere Kommunikation der eigenen Leistungen und einer aktiven Elternarbeit reduzieren.

2. Belastungen durch das Team

Die Mehrzahl der Erzieher/innen ist mit dem Kontakt zu ihren Kolleginnen und Kollegen zufrieden und empfindet diesen als wenig belastend.

Auf der anderen Seite kommt Mobbing besonders häufig in Einrichtungen des Bildungs- und Gesundheitswesens (und damit auch in Kindergärten) vor. Betroffen von Mobbing sind insbesondere neue Mitarbeiter sowie solche, die entweder einzigartig (Mann in Frauenberuf oder umgekehrt) oder auffällig sind. Die Folgen von Mobbing sind für Opfer und Institution gravierend: Die Opfer sind starken psychischen Belastungen ausgesetzt, die häufig zu psychosomatischen Beschwerden bis hin zur Berufsunfähigkeit führen. Die Täter sind meist gedanklich stark mit dem Mobben beschäftigt, so dass auch deren Arbeitsqualität und -quantität absinkt.

Auf Grund der sehr engen Zusammenarbeit in einem kleinen Team sind solche Konflikte in Kindertageseinrichtungen besonders kritisch: Da es kaum möglich ist, Angriffen zu entgehen, bleibt oft nur der Wechsel in eine andere Einrichtung.

Die üblichen Konflikte mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten werden ergänzt durch organisatorische Pannen wie Unklarheit über den Personaleinsatz und zu wenig Zeit für innerbetriebliche Kommunikation. Als wichtiger organisatorischer Belastungsfaktor wird von Erzieher/innen der Personalmangel vieler Einrichtungen genannt, der zu mehr Zeitdruck, Stress und einem schlechteren Kontakt zu Kindern und Eltern führt.

Spannungen im Team entschärft man mit den üblichen Methoden der Personalentwicklung. In die gleiche Richtung gehen Gesundheitszirkel, innerhalb derer auch die anderen, oben beschriebenen Faktoren gleichzeitig aufgegriffen werden können.

3. Burnout

Burnout ("Ausgebrannt-Sein") ist eine Reaktion auf eine hohe emotionale Belastung im Zusammenhang mit langfristigem und intensivem Einsatz für andere Menschen. Diese Überlastung ist mit - häufig unspezifischen - physiologischen und psychologischen Stressanzeichen verbunden. Typisch ist eine körperliche (z.B. Anfälligkeit für Krankheiten, psychosomatische Beschwerden), emotionale (Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit, geringere Zufriedenheit) und geistige (negative Einstellung zu sich selbst, zur Arbeit und zum Leben) Erschöpfung. Bei helfenden Berufen führt Burnout zur Ausbildung einer dehumanisierenden Einstellung gegenüber Klienten, die weniger als Menschen, sondern eher als Probleme angesehen werden.

Burnout kommt in allen Berufen besonders häufig vor, in denen der direkte Umgang mit anderen Menschen und die emotionale Zuwendung zu ihnen Teil des Berufsbildes sind. Dies gilt somit auch bei Erzieher/innen.

Von Burnout Betroffene waren in der Regel in den ersten Berufsjahren überdurchschnittlich engagiert ("Nur wer einmal entflammt gewesen ist, kann ausbrennen"), erwarteten im Gegenzug aber auch (in einem unrealistischen Maße) Anerkennung für ihr Engagement. Häufig fehlt den Betroffenen die Fähigkeit, Beruf und Privatleben professionell zu trennen und auch die Reaktion der Klienten realistisch einzuschätzen. Somit kommt es im Laufe einer langen Berufstätigkeit zu permanenten Enttäuschungen, die es immer schwerer machen, das hohe Engagement aufrecht zu erhalten und die dann zu den oben genannten Krankheiten führen.

Vor Burnout schützen realistische Erwartungen an den Beruf, ein Wechsel der Tätigkeit mit neuen Anforderungen sowie eine Supervision, die in sozialen Einrichtungen oft schon standardmäßig angeboten wird.

Erhaltung der Gesundheit

Glücklicherweise gibt es gerade im Beruf der Erzieherin zahlreiche Schutzfaktoren, die selbst bei hohen psychischen Belastungen vor deren Folgen schützen. Erzieher/innen weisen eine überdurchschnittliche Arbeitszufriedenheit auf. In erster Linie sind die inhaltlichen Freiräume in der Gestaltung der Arbeit als wirksamster Schutzfaktor vor psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zu nennen: Es gibt nur wenige Berufe, in denen die Beschäftigte so große Freiräume hinsichtlich der Inhalte, Methoden, eingesetzten Materialien und zeitlichen Rhythmen haben. Erzieher/innen empfinden ihren Beruf zudem als wichtig und ganzheitlich.

Weiterhin kann ein gut funktionierendes Team durch gegenseitige soziale Unterstützung Belastungen mindern. Die überschaubare Größe des Teams und die üblichen regelmäßigen Besprechungen wirken sich hierbei positiv aus.

Somit ist es durchaus möglich, die psychischen Belastungen des Berufs der Erzieherin ohne das Gefühl einer übermäßigen Beanspruchung zu meistern und bis ins Rentenalter bei hoher Arbeitszufriedenheit gesund zu bleiben.

Gleiches gilt auch für die körperlichen Belastungen: Bislang wurden überwiegend Möglichkeiten der Belastungsreduktion beschrieben, die von den Trägern oder dem Team als Ganzes angegangen werden können. Ebenso wichtig ist aber der persönliche Umgang mit der Gesundheit. Hierunter sind nicht nur private Lebensgewohnheiten zu verstehen, sondern auch die individuelle Vorbereitung auf die Belastungen der Arbeitswelt. Beispiele hierfür sind:

  • Ausreichend Bewegung: Insbesondere Sportarten, die das Muskel- und Skelettsystem stärken, sind ausgezeichnet zur Prävention der oben beschriebenen Rücken-, Nacken- und Schulterbeschwerden bzw. der Muskelverspannungen geeignet. Sportlich aktive Erzieher/innen sind darüber hinaus glaubwürdigere Vorbilder für die Kinder bei allen Fragen der Bewegungsförderung. Teilweise ist es sogar möglich, z.B. Übungen der Rückenschule in Spiele "einzubauen" und gemeinsam mit den Kindern durchzuführen.
  • Entspannung und Stressbewältigung: Auch auf diesem Gebiet liegen die Interessen der Erzieher/innen und der Kinder parallel: Das Erlernen von Entspannungstechniken (z.B. autogenes Training) hilft den Gruppenleiterinnen, mit vielen belastenden Situationen - auch durch Lärm - besser fertig zu werden. Die Kinder können diese Techniken ebenfalls erlernen, da auch sie dem Lärm und oft subjektiv empfundenem Stress ausgesetzt sind. Entspannungsphasen stellen zudem einen guten Übergang von Bewegungsangeboten zu konzentriertem Arbeiten (z.B. Basteln) dar.
  • Impfungen: Erzieher/innen sind auf Grund des engen Umgangs mit den Kindern ihrer Gruppe besonders gefährdet, sich eine Infektionskrankheit zuzuziehen. Aus diesem Grund sollten sie sich durch Impfungen schützen: Die ständige Impfkommission (aktuell unter www.rki.de) schlägt einen Impfschutz vor allem gegen Mumps, Masern und Röteln sowie gegen Polio, Diphterie und Tetanus vor. Zumindest bei Erzieher/innen aus Kindergärten mit einem hohen Anteil von Kindern aus Endemiegebieten sowie in Krippen und Integrationsbereichen ist zudem eine Impfung gegen Hepatitis A sinnvoll.
  • Ernährung: Zur Erhaltung der Gesundheit gehört eine gesunde Ernährung. Auch hier kann der Kindergarten Vorbild sein, etwa bei der Gestaltung des Frühstücks oder der Zusammenstellung bzw. Auswahl der sonstigen Mahlzeiten.
  • Süchte: Dass Erzieher/innen durch Süchte nicht nur die eigene Gesundheit gefährden, sondern auch den Kindern als negatives Vorbild dienen, muss sicher nicht mehr näher ausgeführt werden.

Fazit

Zusammenfassend können der Kindergarten, der Kinderhort oder die Kinderkrippe als Arbeitsbereiche mit vielen Freiheiten, aber auch mit zahlreichen eher versteckten Belastungen beschrieben werden. Die meisten der Belastungen ließen sich durch bauliche Maßnahmen abstellen. Da diese jedoch teilweise teuer sind (z.B. der Einbau von Lärmdämmung), werden sie von den Trägern realistischerweise wohl primär bei Umbauten oder Neubauten realisiert werden. Dann sollten sie aber ein "Muss" darstellen.

Im Verantwortungsbereich der KT-Leitung und des Teams stehen die organisatorischen Möglichkeiten, die meist die Arbeitsverteilung und die pädagogischen Inhalte betreffen. Hier ist - in Absprache mit der Fachaufsicht - eine Verbesserung der meisten belastenden Situationen relativ schnell zu erreichen.

Für alle Erzieherinnen und Erzieher gilt aber, sich bei der Erhaltung der eigenen Gesundheit nicht alleine auf den Arbeitgeber zu verlassen, sondern selbst aktiv zu werden und die zahlreichen Möglichkeiten zu nutzen, die ihnen privat oder auch im Rahmen der Arbeit zur Verfügung stehen. Gerade in einen Beruf mit inhaltlich vielen Freiheiten ist der Einbau gesundheitsfördernder Aktivitäten für Kinder und sich selbst in das "normale" pädagogische Tagesprogramm leicht möglich und sollte daher genutzt werden. Zahlreiche Institutionen wie Kranken- und Unfallkassen bieten hierzu Materialien, Konzepte und sonstige Unterstützung an.