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Zitiervorschlag

Kochen und Backen im Kindergarten

Brigitte Schmaußer

In einer Zeit, wo Tiefkühlkost, Konserven und Fertiggerichte (aus der Mikrowelle) die Ernährung in vielen Familien prägen, wo oft das Abendessen vor dem Fernseher eingenommen wird, wo gemeinsame Mahlzeiten mit interessanten Tischgesprächen zur Ausnahme geworden sind, da kann der Kindergarten einen Gegenpol bilden. Hier können die Kinder noch erleben, wie das Mittagessen, ein Imbiss oder Backwaren aus "natürlichen" Lebensmitteln hergestellt werden. Sie können an der Zubereitung mitwirken und so die Prozesse der Verarbeitung der Lebensmittel, des Kochens und Backens kennen lernen. Anschließend können sie in einer gemütlichen Atmosphäre die Speisen oder Backwaren genießen und dabei das Tischgespräch pflegen.

Darüber hinaus ermöglichen Kochen und Backen Folgendes:

  • Sich etwas ausdenken und miteinander besprechen (Vorfreude, Fantasie);
  • lernen, was möglich ist, was nicht;
  • Bezug zur Nahrung herstellen (Information und Wissen darüber, woher die Nahrung kommt);
  • planen und einkaufen ( Nahrungsmittel kennen lernen, mit Geld umgehen können);
  • Informationen über Produkte sammeln, Kochanweisungen auf Packung lesen (Sprache);
  • die Küche und alles, was sie beinhaltet, kennen lernen;
  • alles vorbereiten - Geräte zurechtlegen (Sorgfalt, Planung, Vorausdenken);
  • Hände gebrauchen lernen;
  • Kochvorgänge beobachten und begreifen (Physik, Chemie);
  • warten können - Geduld haben;
  • Dekoration, Tisch decken (Esskultur, Gemeinschaft, Kreativität);
  • Genießen des Essens (Lebensfreude, Sinneserfahrung, positive Gefühle).

Wie viel Spaß Kochen und Backen machen, verdeutlicht das folgende Beispiel aus unserem Kindergarten in Parsberg.

Wir backen Zwetschgenkuchen

Unser Zwetschgenbaum auf dem Kindergartengelände trug heuer besonders schöne Früchte. Eine Gruppe unseres Kindergartens durfte die Zwetschgen ernten. Die Äste hingen fast bis zum Boden. So konnten die Zwetschgen leicht von den Kindern abgezupft werden. Der Rest wurde heruntergeschüttelt und mit viel Freude und Ausdauer vom Boden aufgesammelt.

Danach wurden die Zwetschgen in der Küche gewaschen. Zwischendurch wurden auch ein paar Früchte genascht. Anschließend durften die Kinder die Zwetschgen aufdrücken und die Steine herausholen. Natürlich musste man genau hinschauen, ob sich nicht ein Wurm eingenistet hat. In der Zwischenzeit war eine andere Gruppe dabei, den Teig vorzubereiten.

Wir wollten einen Quarkölteig backen. Wir überlegten, welche Zutaten wir brauchen. Dann konnte es losgehen! Aber was braucht man außer den Zutaten noch? Schüssel, Kochlöffel, Backblech usw.

Zuerst gaben wir die Eier, Zucker, Vanillezucker, Öl und Quark in eine Schüssel und verrührten sie mit dem Kochlöffel. Dann durften die Kinder Mehl und Backpulver darunter kneten. Anschließend wurde der Teig ausgerollt und auf das Backblech gelegt. Die Kinder verteilten eifrig die Zwetschgen auf dem Teig und schoben das Blech in den Backofen. Nach einiger Zeit duftete das ganze Haus.

Zwischendurch beobachteten wir durch das Fenster des Backofens, ob der leckere Kuchen endlich fertig ist. Zugleich wurden die Tische gedeckt, und dann hieß es für alle: "Guten Appetit!"

Autorin

Brigitte Schmaußer ist Kinderpflegerin und Motopädagogin im Städt. Kindergarten Parsberg.