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Zitiervorschlag

Methodologie & Methoden in der Erwachsenenbildung

Frank Støvelbæk

                           

Pädagog/innen müssen sich größtenteils selbst im Umgang mit digitalen Medien (weiter-)bilden und mit ihrem pädagogischen Verständnis arbeiten, denn in der Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte wird derzeit sehr wenig Wissen über den Einsatz und die Nutzung von digitalen Medien vermittelt. Sie müssen experimentieren, spielen und die Kinder in die Lösung technischer Probleme einbeziehen. Aufgrund dieser Anforderungen sind die Methoden, die in diesem Kontext in der Erwachsenenbildung angewandt werden, anders als gewohnt.

Paulo Freire kritisiert in seiner Empowerment-Theorie die reine Wissensvermittlung durch die Lehrkräfte (Lehren als Transaktion) und überträgt den Schüler/innen stattdessen Verantwortung für das eigene Lernen. Das beinhaltet die Auseinandersetzung mit und die Reflektion der eigenen praktischen Erfahrungen.

Mitchel Resnick vom MIT (Massachusetts-Institut für Technologie) beschreibt einen Lernansatz für Kinder im Kindergarten, den wir für den Rest unseres Lebens beibehalten sollten (Resnick, 2017). Zu den Merkmalen dieses Lernens im Kindergarten gehören die Neugier, das Experimentieren und das Spiel.

James Nottinghams Theorien des sichtbaren Lernens haben auch die Art und Weise beeinflusst, in der wir unsere Kurse der Erwachsenenbildung organisiert haben. Nach diesem Ansatz beschreiben Teilnehmer/innen ihre Ziele und machen so sichtbar, was sie für sich selbst lernen möchten.

Im Rahmen des EU-Projektes Digital Media Competences for Educational Staff in Early Childhood Education wurde die Fortbildung „Train-the-Trainer“ entwickelt. Trainer/innen werden geschult, um pädagogische Fachkräfte der frühkindlichen Bildung in der Nutzung von digitalen Medien weiterzubilden. Das Programm der „Train-the-Trainer“ Fortbildung ist ein Mix aus theoretischem Wissen und praktischen Erfahrungen in Form von Workshops und handlungsbasiertem Lernen („action learning“), die sich am bekannten institutionellen Tagesablauf der Teilnehmer/innen orientieren. Diese Mischung verschiedener Methoden ist für alle Beteiligten von großem Nutzen.

Ohne theoretische Grundlagen wäre das jedoch nicht möglich, da diese die Diskussionsgrundlage bilden und die Basis für darauffolgende Reflektionsprozesse.

Eine kurze Beschreibung des “Action Learning”

Beim „Action Learning“ in Kindergärten geht es darum, die pädagogische Praxis weiterzuentwickeln, indem der Fokus auf dem Experimentieren, Beobachten und der Reflektion von konkreten Alltagssituationen liegt. Diese Methode unterscheidet sich von Methoden regulärer Fortbildungen. Es werden Richtlinien für die Praxis entwickelt, neue praktische Erfahrungen gesammelt und reflektiert. Alles unter der Verwendung verschiedener theoretischer Konzepte.

Die Vorgehensweise beim „Action Learning“ wird in fünf Phasen unterteilt: „Fragen“, „Handeln“, „Beobachten“, „Reflektionsgespräch“ sowie „Verarbeitung“ und „Erfahrungsaustausch“.

Phase 1 - Fragen

Das Lernen beim „Action Learning“ basiert auf Fragen der alltäglichen Praxis. Um die Motivation und die Eigenverantwortung für die eigene Weiterentwicklung sicherzustellen, ist es wichtig, dass die Teilnehmer/innen selbst staunen und neugierig sind. Fragen können sich in vielen Situationen ergeben, aber es geht auch darum, wie neue Technologien in die tägliche Arbeit integriert werden können.

Phase 2 - Handeln

Die Fragen bilden die Grundlage für die darauffolgende Initiierung von Handlungsmöglichkeiten im  pädagogischen Alltag. Diese Handlungsmöglichkeiten können als Untersuchung, Aktivität oder Experiment verstanden werden, die zuvor nicht getestet oder erforscht wurden. Aktivitäten können ein Weg sein, Fragen auf den Grund zu gehen, aber es kann auch ein spezielles Problem gelöst werden, indem Experimente durchgeführt werden. Es kann auch beides zutreffen.

Phase 3 - Beobachten

In der nächsten Phase werden systematische Beobachtungen der Handlungen und Aktivitäten durchgeführt. Um die Qualität der Beobachtungen sicherzustellen, müssen bestimmte Vorgehensweisen eingehalten werden. Die Beobachtungen können in einem Logbuch niedergeschrieben werden, aber es können auch Fotos, Videos oder Ton- bzw. Interviewaufnahmen für die Dokumentation genutzt werden. 

Phase 4 - Reflektionsgespräch                             

Ziel eines Reflektionsgesprächs ist es, Erfahrungen auszutauschen, sich des eigenen Wissens bewusst zu werden und neue Optionen für die praktische Arbeit zu entwickeln. Ein reflektierendes Interview ist ein strukturiertes Gespräch, in dem die Teilnehmer/innen gemeinsam und mit Hilfe eines Mentors oder einer Mentorin die identifizierten Fragen und die durchgeführten Handlungen analysieren und diskutieren. Das Gespräch endet mit der Wahl einer neuen Handlung, die den Teilnehmer/innen helfen kann, die Phase des Fragens noch sinnvoller zu gestalten.

Phase 5 - Verarbeitung und Erfahrungsaustausch

Während und nach dem „Action Learning“ bewerten die Teilnehmer/innen und der Mentor bzw. die Mentorin die Zusammenarbeit, welche Entwicklung und praktische Erfahrungen die Teilnehmer/innen während des „Action Learnings“ durchlaufen haben und reflektieren diese Erfahrungen, um sie mit Kolleg/innen oder anderen Personen auszutauschen.

Literatur

Resnick, M. (2017): Lifelong Kindergarten. Cultivating Creativity through Projects, Passion, Peers and Play. Cambridge: The MIT Press.