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Zitiervorschlag

Max Weber und das soziale Handeln: Eine soziologische Miniatur

Frederik Schmitt

 

Max Weber wird am 21. April 1864 in Erfurt geboren. Nach dem Abitur studiert er in den Jahren 1882 bis 1886 Jura, Nationalökonomie, Philosophie und Geschichte in Heidelberg und Berlin (vgl. Kaesler 2011, S. 24). Anschließend ist er als Hochschullehrer tätig und trägt mit seinen Forschungen zur Konstituierung der Soziologie als eigenständige Disziplin und deren Professionalisierung bei. 1893 heiratet er die Frauenrechtlerin Marianne Schnitger (1870-1954). 1909 ist er Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (vgl. Heins 2010, S. 136). Im Rahmen der Versailler Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg berät er Reichspräsident Friedrich Ebert (1871-1925) und wirkt an der Formulierung der Weimarer Reichsverfassung mit. Webers jüngerer Bruder ist der „(…) Heidelberger Gelehrtenpolitiker“ (Demm 2003, S. 7) Alfred Weber (1868-1958). Max Weber stirbt am 14. Juni 1920 in München.

Ausgangspunkt der Überlegungen zu sozialem Handeln ist die Tatsache, dass sich Menschen in ihrem Verhalten und Handeln gegenseitig beeinflussen, sie treten also in Beziehung zueinander. Im Alltag wird der Begriff „sozial“ inflationär genutzt, jedoch ohne jeglichen theoretischen Hintergrund und unwissend darüber, dass dieser für die Soziologie nicht definierbar ist (vgl. Hobmair 2006, S. 15). Der Terminus soziales Handeln kann dagegen in sozialwissenschaftlicher Hinsicht eindeutig geklärt werden. Dieser ist immer auf andere Menschen bezogen und der „(…) Handelnde bezieht das Verhalten anderer in sein eigenes Handeln mit ein beziehungsweise zielt auf eine Veränderung des Verhaltens anderer ab“ (Hobmair 2006, S. 15).

Die Definition Max Webers, dessen was Soziologie ist, bezieht sich auf die Deutung und das Verstehen sozialen Handelns. Somit ist das soziale Handeln durch die Begriffe Norm, Wert und Sinn determiniert. In jedem Gemeinwesen sind grundsätzliche Orientierungen notwendig, die das zwischenmenschliche Miteinander organisieren und regeln (vgl. Hobmair 2006, S. 67). Ohne sie funktioniert ein Zusammenleben nicht. Vorstellungen, die eine Gesellschaft für erstrebenswert hält, werden als Werte bezeichnet, sie drücken sozusagen ein „(…) ‚sein soll‘ (Hobmair 2006, S. 68) der Gesellschaft aus. Während Werte dem Individuum verdeutlichen, was richtig oder falsch ist, sind Normen Ausführungsbestimmungen, die darüber Auskunft geben, was zu tun und zu lassen ist. Als Beispiel für einen Wert sei die Ehrfurcht vor dem Leben genannt, die daraus abzuleitende Norm wäre die Verhaltensvorschrift „Du sollst nicht töten“. Ohne den Aspekt Sinn ist soziales Handeln gegenstandslos und nicht realisierbar. Soziales Handeln ist stets auf den Mitmenschen bezogen und dabei geht es nicht nur um das praktische Tun, sondern auch um angemessenes Verhalten.

Meine bisherigen Ausführungen zu Max Weber und dem sozialen Handeln beziehe ich im Folgenden auf einen wichtigen Aspekt aus dem Denken Erich Fromms (1900-1980). Er stellt fest, dass es darauf ankommt, „sich bewußt zu sein, daß die volle Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und der des Mitmenschen das höchste Ziel des menschlichen Lebens ist“ (Fromm 1976, S. 208).

Literatur

Demm, E.: Geist und Politik. Der Heidelberger Gelehrtenpolitiker Alfred Weber 1868-1958. Heidelberg: Verlag Regionalkultur, 2004.

Fromm, E.: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1976.

Heins, V.: Max Weber zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag, 2010.

Hobmair, H.: Soziologie. Troisdorf: Bildungsverlag Eins, 2006.

Kaesler, D.: Max Weber. München: Verlag C. H. Beck, 2011.

Autor

Frederik Schmitt, ist Erziehungswissenschaftler (Master of Arts) und verfügt über mehrjährige Erfahrung in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.