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Zitiervorschlag

Rezension

Cornelia Klein, Gerhard Friedrich, Michael Bögle: Karla kann nicht krächzen. Blumenholz: Spica Verlag 2021, 32 Seiten, EUR 12,80 – direkt bestellen durch Anklicken

Gerhard Friedrich, der als Kind mehrere verletzte Krähen großgezogen hat, hatte die Idee zu diesem Bilderbuch für Kinder ab drei Jahren. Die Erziehungswissenschaftlerin Cornelia Klein verfasste den teilweise gereimten Text, und der Künstler Michael Bögle illustrierte das kleinformatige Buch mit farbenfrohen und lustigen Bildern in der von ihm entwickelten Tusche-Buntstifttechnik.

Inhaltlich geht es um das Krähenkind Karla, das nicht krächzen konnte, so sehr es auch übte. Die anderen Krähen mit Ausnahme von Emil lachten es aus und verspotteten es. Als Karla erwachsen war, flog sie fort. Unterwegs traf sie auf andere Vögel, die sie aufzumuntern versuchten: „Du hast tolles Gefieder, niemand kann fliegen wie du!“ Eine Nachtigall ermutigte die traurige Krähe, es nochmals mit Krächzen zu versuchen – aber heraus kam ein heller Ton: Karla konnte singen! Sie kehrte zurück in ihre Kolonie. Die anderen Krähen bewunderten ihre besondere Gabe – „und jeder im Wald hatte sie gern“. Karla gründete mit Emil eine Familie, und auch ihre Küken konnten singen.

Am Ende des Bilderbuchs werden die Zuhörer*innen aufgefordert, aus dem Fenster zu sehen und nach Karla Ausschau zu halten. Ob sie ihnen wohl ihr Lieblingslied vorsingt? Das Singen übernehmen dann die Eltern bzw. Erzieher*innen – oder eine Aufnahme der Lieblingsmusik der Kinder wird abgespielt. Eine tolle Idee!

Das Bilderbuch regt dazu an, mit Kindern über Rabenvögel wie Krähen, Dohlen oder Elstern zu sprechen, die nahezu überall leicht zu beobachten sind. Zudem lernen Kinder, dass Tiere wie Menschen Stärken und Schwächen haben. Anstatt wegen seiner Defizite zu trauern und sich aus der Gemeinschaft zurückzuziehen, sollte man sie zu überwinden versuchen – oder sich auf seine Stärken besinnen!

Martin R. Textor