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Zitiervorschlag

Rezension

Johanna Bruckner & Doris Lindner (Hrsg.): Elementarpädagogik. Frühkindliche Bildungsprozesse verstehen und begleiten. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG 2023, 298 Seiten, EUR 36,95 – direkt bestellen durch Anklicken

Elementarpädagogik Cover 

Dieser Sammelband, in dem sich Beiträge von 33 Autor:innen zur Anregung und Begleitung von Bildungsprozessen der Kinder im Elementaralter befinden, setzt sich aus drei Teilen zusammen. Zunächst werden im ersten Teil grundlegende Fragestellungen und Herausforderungen in der elementaren Bildung thematisiert: beispielsweise die Bedeutung der elementaren Bildung und Erziehung aus nachhaltiger Perspektive, die Begleitung einer emotionalen und sozialen Kompetenzentwicklung, die Bedeutung einer Inklusionspädagogik oder die Darstellung ausgewählter Aspekte der kognitiven Entwicklung. Der zweite Teil geht auf die unterschiedlichen Bildungsbereiche in der Elementarstufe ein: beispielsweise wie eine gelingende sprachliche Bildung gestaltet werden kann, wie Naturwissenschaften den Kindern nahegebracht oder wie eine impulssetzende Sprachentwicklungsbegleitung durch Musik umgesetzt werden kann, wie mathematische Grundkompetenzen erworben werden können oder dass Bewegung zu einem wesentlichen Bestandteil elementarer Bildung gehört. Teil drei wendet sich einer religionssensiblen Bildung zu und geht auf die Möglichkeiten ein, wie Fachkräfte den religiösen Fragen von Kindern begegnen können. Schwerpunkte sind beispielsweise das Thema >Tod und Trauer aus evangelischer Sicht<, >orthodoxe religiöse Erziehung<, >jüdische Erziehung und Bildung in elementaren Bildungseinrichtungen<, >Grundlagen eines islamischen Menschenbildes<, >alevitische Werteerziehung als Grundlage für Inklusion< oder >Erziehung und Begleitung der Kinder auf Grundlage des Buddhismus<.

Somit sind bedeutsame Bereiche der frühkindlichen Bildung und Erziehung erfasst, in denen sich sowohl wissenschaftliche Ausführungen als auch praxisorientierte Beispiele befinden, durch die sich einerseits sowohl elementarpädagogische Fachkräfte und Tagespflegepersonen und andererseits auch wissenschaftlich tätige Personen und Primarstufenpädagog:innen angesprochen fühlen können. Einige Beiträge haben im Anschluss weiterführende Literaturangaben, um den vorgestellten Schwerpunkt bei Bedarf zu vertiefen.

Auch wenn in der gleich zu Anfang vorgenommenen Danksagung darauf hingewiesen wird, dass die Erstentwürfe der Hochschullehrer:innen und Lehrkräfte  praxiserprobten und theorieerfahrenen Studierenden des Bachelorstudiums Elementarbildung (Inklusion und Leadership) der Kirchlich Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems zur Begutachtung/ Stellungnahme vorgelegt wurden, so darf nicht übersehen werden, dass die österreichische Elementarpädagogik einen deutlichen >Funktionsorientierten Ansatz< bevorzugt, was besonders im zweiten Teil des Sammelbandes zum Ausdruck kommt. Gemeinwesenorientierte, ganzheitliche Alltagsprojekte, in denen die unterschiedlichen >Bildungsbereiche< miteinander vernetzt sind und durch vielfältige Beispiele belegt werden, kommen deutlich zu kurz. In diesem Zusammenhang sei im Gegensatz dazu an das wunderbare Themenheft der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz (Österreich) erinnert, das 2022 von Barbara Fageth & Petra Vollmann herausgegeben wurde: >Pädagogisch handeln – eine Rückbesinnung auf das Elementare in der Pädagogik.< Elementarpädagogische Fachkräfte in Deutschland, die ihrer Pädagogik eine ganzheitlich gestaltete, alltagsorientierte Entwicklungsbegleitung zugrunde legen, werden diesen Aspekt in diesem neuen Sammelband schmerzlich vermissen.

Armin Krenz