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Zitiervorschlag

Rezension

Marlies Ratering: Spielend Spielen lernen. Zu zweit die Welt des Spielens entdecken, Erfahrungen sammeln und füreinander Zeit haben. Dortmund: verlag modernes lernen Borgmann GmbH & Co. KG 2023. 222 Seiten, EUR 22,95 – direkt bestellen durch Anklicken

Spielend Spielen lernen Cover

Dieses Buch verfolgt einerseits das Ziel, sowohl Eltern als auch pädagogischen Fachkräften die hohe Bedeutung des gemeinsamen Spielens mit Kindern für deren Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung kommunikationsfreundlicher Merkmale zu verdeutlichen, andererseits umfangreiche Spielerlebnisse vorzustellen, die in einer kommunikationsfreundlichen Atmosphäre für vielfältige Entwicklungsimpulse sorgen können. Zunächst geht die Autorin auf den Zusammenhang von „Spielfreude und Selbstwert“, die Bedeutung einer aktiven, respektvollen, wertschätzenden und aufmerksamen, zugewandten Entwicklungsbegleitung durch Erwachsene ein und stellt dann anschließend diese kommunikationsrelevante Interaktion in eine vernetzte Beziehung zum gemeinsamen Spiel.

Dann geht es ohne Umschweife in das „Spielealphabet“ über. Das heißt: die Autorin hat zu jedem Buchstaben des Alphabets, das bekanntlich aus 26 Buchstaben besteht, viele, sehr unterschiedliche Beschäftigungsaktivitäten bzw. Spieleanregungen zusammengestellt (von „Anbieten/ Ausräumen, Ausprobieren bis Zahlen/ Mengen/ Rechnen“), wobei alle 26 Ausführungen mit vielen persönlichen Anmerkungen, theoretischen Kurzerläuterungen, Umsetzungs- und Materialhinweisen sowie ungezählten Fotos versehen sind. Das ist mit Sicherheit eine kreative Idee, ein Fachbuch auf diese Art und Weise zu strukturieren.  

In allen theoretischen Erläuterungen und in den praktischen Ausführungen kommt deutlich zum Ausdruck, dass der Arbeitsansatz der Autorin in der pädagogischen Frühförderung fest verankert ist. Betrachtet man dabei sowohl die theoretischen Ausführungen als auch die praktischen Aktionsvorschläge und setzt diese mit allgemeingültigen, spieltheoretischen Grundlagen aus dem Feld der Spielforschung in Beziehung, dann kann es durchaus passieren, dass Vieles zu Irritationen führen kann: zum Beispiel wenn von einem „Förderteam“ – gemeint ist die erwachsene Person und das Kind - die Rede ist (S. 11), dass „Spiele und Handlungen in den Förderplan eines Kindes“ eingesetzt werden können (S. 12), dass „Spieleinheiten“ zeitlich erfasst werden (S. 13) und wenn letztendlich von „Förderbereichen“ und „Förderschwerpunkten“ gesprochen wird, die in nahezu allen Kapiteln enthalten sind und die Tasche für die Spielzeit zu zweit für jedes Kind individuell eingepackt wird“ (S. 205). Das heißt nichts anderes, als dass die erwachsene Person das so genannte „Spielerlebnis“ inhaltlich/ zeitlich vorgibt!

Gleichzeitig sind aber die meisten Interaktionsimpulse so lebendig, kommunikationsaktiv und beziehungsorientiert vorgestellt, dass dabei der beabsichtigte Förderaspekt des Öfteren in den Hintergrund tritt – und das macht das Buch wieder für alle spielfreudigen Erwachsenen annehmbar und kann durchaus dazu beitragen, aus den vorgestellten Übungsspielen eigene Spielimpulse abzuleiten, bei dem das KIND der Akteur ist und sich das Spiel im Sinne partizipatorischer Bedürfnisse weiterentwickelt.

Armin Krenz