×

Zitiervorschlag

Rezension

Kalynn Bayron: Cinderella ist tot. München: Wilhelm Heyne Verlag 2022, 384 Seiten, EUR 18,00 – direkt bestellen durch Anklicken

Cover Cinderella ist tot

Die US-amerikanische Autorin Kalynn Bayron greift mit der Geschichte von Cinderella (alternativ auch Aschenputtel) einen Disney Klassiker aus den 50er Jahren auf. Die ersten Drehbücher zum Disney Film wurden bereits in den 30iger Jahren geschrieben und Cinderella wurde bis zum heutigen Tag immer wieder neuverfilmt.

In der „klassischen Geschichte“ verliebt sich Cinderella in den Prinzen, der sie nach einem pompösen Ball am verlorenen Schuh wiedererkennt. Gekrönt wird die Geschichte, wie viele vielleicht wissen, von den gemeinen Stiefgeschwistern, die sie demütigen, unterdrücken und ihr unangemessen viel Arbeit aufdrängen. Das stark romantisierende Ende der Geschichte mündet in der Hochzeit des Prinzen und Cinderellas. Getreu dem Motto: Ende gut, alles gut.

Kalynn Bayron entwickelt jedoch mit ihrer Protagonistin Sophie eine Gegenfigur zur „klassischen“ Cinderella, die eben nicht nach ihrem Traumprinzen sucht. Die vorliegende Geschichte erzählt von einer Cinderella, die unterdrückt wird, Frauen sollen nach gesellschaftlichen Vorstellungen im jungen Alter schnell heiraten, zudem möglichst einen Mann – damit spricht das Buch auch das Thema Diversität in den Rollenvorstellungen und der Geschlechterordnung an. Das Verweigern der Hochzeit oder das Ausbleiben des Traumprinzen wird in dieser Geschichte mit Ausstoßung und Verfolgung bestraft. Der Mythos des Traumprinzen endet hier, sowie die romantisierende Vorstellung der Traumhochzeit am Ende der Geschichte.

Die Protagonistin Sophie hat in diesem Buch ganz andere Pläne, denn sie verliebt sich in Constance, die sie im verwunschenen Wald kennenlernt. Die weitere Geschichte erzählt somit von emotionalen Höhen und Tiefen dieser beiden Frauen, die sich ineinander verlieben.

Mit “Cinderella ist tot” wird ein altes Märchen begraben und eine neue zeitgemäße Geschichte erzählt.

Reinhild Pieper