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Zitiervorschlag

Rezension

Stephan Ring, Carolina Wolfrum: Kinderleicht erklärt: Steuern. Ostbevern: Mathilda Verlag 2020, 25 Seiten, EUR 12,90 – direkt bestellen durch Anklicken

Berufstätige Eltern zahlen Lohn- bzw. Einkommenssteuer. Bei jedem Einkauf sind Mehrwertsteuer und (oft) weitere Steuern fällig. Kitas und Schulen werden mit Steuergeldern gebaut. Der Lohn von Erzieher/innen und Lehrer/innen stammt größtenteils aus dem Steueraufkommen. Und Vieles, was Klein- und Grundschulkinder interessiert, wird mit solchen Mitteln finanziert: Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Müllabfuhr usw.

Da ist es doch verwunderlich, dass weder in der Familienerziehung noch in Kitas und Grundschulen Steuern thematisiert werden. Umso mehr ist dem Mathilda Verlag zu danken, dass er sich dieses Themas angenommen hat. Als Autor wurde der Steuerberater Stephan Ring gewonnen, der endlich einen Weg finden wollte, wie er seinen drei Kindern seine Berufstätigkeit verständlich erklären kann. Die großformatigen, plakativen Bilder wurden von Carolina Wolfrum gemalt, die als Bühnenmalerin ausgebildet wurde, dann Kunst studierte und nun als Referendarin an einem Gymnasium tätig ist.

In dem Bilderbuch für das Vorschul- und Grundschulalter geht es um drei Kinder, die immer noch auf einem total heruntergekommenen Spielplatz spielen – die anderen Kindern gehen inzwischen auf einen neuen Spielplatz am anderen Ende der Stadt. Eines Tages beschließen die Drei, das kaputte Spielhaus zu reparieren. Sie sammeln Flaschen und Dosen, bringen sie zum Supermarkt und kaufen von dem Pfandgeld Bretter, Nägel, Pinsel und Farbe.

Das frisch gestrichene Holzhaus lockt einige andere Kinder an. Sie finden, dass die Wiese auf dem alten Spielplatz viel größer als diejenige auf dem Neuen ist und sie dort gut Fußball spielen könnten. So beginnen auch sie Flaschen und Dosen zu sammeln, bis genug Pfandgeld für Fußballtore zusammen gekommen ist.

Das lockt noch mehr Kinder an, und schon sind die Spielmöglichkeiten erschöpft. So wird vorgeschlagen, ein größeres Haus oder ein Klettergerüst zu bauen oder einen Basketballkorb zu kaufen und aufzuhängen. Darüber entbrannt ein Streit. Zwecks Lösung des Konflikts wählt jede Altersgruppe ein/e Vertreter/in. Dieses Gremium beschließt, in welcher Reihenfolge den vorgenannten Wünschen entsprochen werden soll und dass jedes Kind jede Woche zehn Flaschen oder Dosen mitbringen muss.

Aber schon bald stellt sich heraus, dass Letzteres ungerecht ist: Einige Kinder sagen, dass sie weiter weg wohnen, deshalb den Spielplatz seltener nutzen können und somit nicht genauso viele Flaschen und Dosen abgeben wollen wie die Kinder, die jeden Tag zum Spielen kommen. Geschwister beklagen sich, dass in ihren Familien nicht zwei oder drei Mal so viele Flaschen zusammen kämen wie in einer Familie mit einem Einzelkind. So werden neue Regeln aufgestellt: Die Zahl der mitzubringenden Flaschen und Dosen variiert nun nach Alter der Kinder, Zahl der Geschwister, Familienform, Entfernung vom Spielplatz usw. – und für Flaschen und Dosen soll von nun an das Wort „Steuern“ verwendet werden.

In den kommenden Wochen stellt sich heraus, dass dieses Steuersystem recht komplex und schwierig ist, da die Regeln in einer unterschiedlichen Reihenfolge angewendet werden können und dann zu einer größeren bzw. kleineren Steuerpflicht führen. Ein Mädchen, das den größten Durchblick hat, erklärt sich zur Steuerberaterin – Honorar: eine Flasche/Dose.

Offensichtlich ist, dass die Story in die Lebenswelt von Kindern passt und somit gut nachvollziehbar und verständlich ist. Wenn sie von Eltern bzw. Erzieher/innen vorgelesen wird, können diese die Fragen der Kinder beantworten, das Steuersystem noch etwas ausführlicher erklären, den Bezug zwischen Steuern und verschiedenen staatlichen und kommunalen Leistungen herstellen usw.

Das sehr empfehlenswerte Bilderbuch wäre noch besser (vor-) zu lesen, wenn alle Zeichensetzungsregeln befolgt worden wären.

Martin R. Textor