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Zitiervorschlag

Rezension

Jutta Treiber, Susanne Eisermann: Na ja. Mehrsprachiges Buch auf Deutsch, Kroatisch-Bosnisch-Serbisch-Montenegrinisch, Türkisch, Englisch und Arabisch. Innsbruck, Wien: Tyrolia Verlag 2020, 42 Seiten, EUR 14,95 – direkt bestellen durch Anklicken

Das absurd-witzige Bilderbuch ist recht anspruchsvoll und eignet sich für Kinder ab Ende des Kindergartenalters bis ins Grundschulalter, ganz besonders aber für multinationale Gruppen oder Klassen.

Die Autorinnen bedienen sich der geometrischen Formen, verfremden aber deren Bezeichnungen und deren Formen. Alle gleich? Oder doch verschieden? So fordern sie auf anspruchsvolle Weise das Nachdenken über Ideale und Vorgaben, Gleichheit, Besonderheiten und Individualität – im Prinzip über alles, was mit Integration und dem Zusammenleben verschiedener Kulturen zu tun hat. Ist Anpassung und Einpassung immer nötig, damit Gemeinschaft funktioniert? Da ist das Dreieck, das von sich behauptet, es sei zu spitz, der Kreis, der glaubt, zu rund zu sein. Was kann man da machen? Sollte man nicht mit dem Sosein zufrieden sein?

In dem Buch kann der Figurendoktor die Formen verändern. Er nimmt etwas weg, schnürt etwas zusammen. Dann gibt es nur noch gleiche Formen. Aber war es vorher nicht besser, als alle verschieden waren? Weiter geht es mit den Formveränderungen. Aber dann wollen alle wieder so sein wie früher. Geht nicht mehr, sagt der Figurendoktor: Das Papier ist zerschnitten...

Sie merken schon, die Autorinnen sprechen ein schwieriges Thema an, das Erwachsene pädagogisch fordert. Mit praktischem Tun lässt es sich gut bearbeiten: Ein Papierdreieck wird mit der Schere beschnitten. Gleich sieht es ganz anders aus. Zu Recht werden die Kinder aber sagen, dass das nur mit Papier geht. Menschen müssen hingegen miteinander sprechen und sich gegenseitig kennenlernen. Dann entwickelt man Verständnis füreinander, und jeder kann er selbst bleiben. Sind Sie bereit für vertiefende Gespräche mit den Kindern?

Ingeborg Becker-Textor