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Zitiervorschlag

Rezension

Christina Kuhn, Anja Rutenkröger, Magdalena Czolnowska: Oma Luise und die Schmetterlinge. Ein Kinderfachbuch über Demenz. Frankfurt am Main: Mabuse Verlag 2021, 58 Seiten, EUR 16,95 – direkt bestellen durch Anklicken

Dieses Sachbuch ist für Kleinkinder und jüngere Grundschulkinder sowie für ihre Eltern empfehlenswert, wenn ein Großelternteil an Demenz bzw. Alzheimer erkrankt. Es hilft, die Krankheit besser zu verstehen und sich gegenüber dem alten Menschen richtig zu verhalten. Die hohe fachliche Qualität des Buchs garantieren die Autorinnen Christina Kuhn und Dr. Anja Rutenkröger, die als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen bei Demenz Support Stuttgart angestellt sind. Sie verwenden einen gut verständlichen Schreibstil. Die kolorierten grafischen Zeichnungen stammen von der Architektin und Illustratorin Magdalena Czolnowska.

Die ersten 36 Seiten sind als Bilderbuch gestaltet. Hier wird aus Sicht des Grundschulkindes Karla erzählt, wie sich das Verhalten ihrer Oma Luise mit der Zeit verändert: Sie verlegt immer häufiger Gegenstände, vergisst Namen, sucht nach Begriffen, kleidet sich falsch und verwechselt Herren- und Damentoilette. Ihr Verhalten wird kindgemäß damit erklärt, dass Schmetterlinge in ihrem Kopf Worte, Dinge und Erinnerungen forttragen würden. Dann muss Oma Luise zum Arzt, der eine Demenz diagnostiziert. Schließlich kann sie nicht mehr alleine wohnen, sondern muss in eine betreute Seniorenwohngemeinschaft einziehen.

Interessant ist an dem Bilderbuch, dass auf der linken Doppelseite neben einem kurzen Text zu der Illustration auf der rechten Seite immer zwei Fragen stehen, die ein (längeres) Gespräch zwischen dem vorlesenden Erwachsenen und dem Kind stimulieren. Sie lauten beispielsweise „Worüber kannst du mit deinen Großeltern lachen?“, Hast du auch schon mal deine Kleider verwechselt oder zwei verschiedene Socken angezogen?“, „Was nehmen die Schmetterlinge bei deinen Großeltern mit?“ und „Welche Lieder singst du mit deinen Großeltern?“.

Die folgenden 16 Seiten richten sich dann an Eltern und Erzieher/innen – denn das Kinderfachbuch kann auch in Kitas eingesetzt werden, wenn die Fachkraft erfährt, dass Großeltern ihr anvertrauter Kinder an Demenz erkrankt sind. Hier wird zunächst erklärt, was eine Demenz ist, wie sie entsteht und verläuft, wie sich betroffene Personen anfangs fühlen und wie die Krankheit diagnostiziert wird. Danach wird beschrieben, auf welche Weise Erwachsene Menschen mit Demenz unterstützen und wie sie mit ihnen kommunizieren können. Die Autorinnen gehen dann auf Klein- und Grundschulkinder ein, die mit demenzkranken Großeltern zumeist von sich aus gut umgehen können, aber auch Erklärungen benötigen. Schließlich wird noch auf verschiedene Hilfsangebote verwiesen und die Bedeutung der Biografiearbeit erwähnt. Hier können zwei Vorlagen (für Oma und Opa) gemeinsam mit dem jeweiligen Kind ausgefüllt werden.

Martin R. Textor