×

Zitiervorschlag

Rezension

Milada Rezková, Lukáš Urbánek, Jakub Kaše: Wer hat Angst vor der Angst? Das große Buch über die Angst, nicht nur für kleine Angsthasen. Basel: Helvetiq 2021, 200 Seiten, EUR 24,90 – direkt bestellen durch Anklicken

Dieses großformatige Sachbuch für Kinder ab acht Jahren wurde von den erfolgreichen und mehrmals mit Preisen ausgezeichneten Illustratoren Lukáš Urbánek und Jakub Kaše auf einzigartige Weise gestaltet: mit plakativen Grafiken, kindertümlichen Zeichnungen, Collagen, bunt eingefärbtem Papier sowie unterschiedlichen Schriftgrößen und -farben. Der abgebildete Einband vermittelt einen ersten Eindruck, wie die einzelnen Seiten illustriert wurden. Der schwarze Kreis mit dem Gesicht – die Angst – begleitet die Leser/innen durch das ganze Buch.

Wie die beiden Grafikdesigner wurde auch die Autorin Milada Rezková in der Tschechischen Republik geboren. Neben Kinderbüchern verfasst sie immer wieder Artikel für die Kinderzeitschrift „Raketa“. In ihrem neuen Werk vermittelt sie in kurzen und gut verständlichen Texten eine Unmenge an psychologisch fundiertem Wissen über Angst. Dieses Thema dürfte wohl jedes Kind interessieren, da Ängste zu seiner Lebenswirklichkeit gehören. In zwölf Kapiteln wird erklärt,

  1. woher das Wort Angst kommt, dass es sich bei der Angst um eine von vier basalen menschlichen Emotionen handelt, dass man angeborene und erlernte Angst unterscheidet und dass Eltern oft aus Angst ihren Kindern etwas verbieten oder mit ihnen schimpfen.
  2. welche körperlichen Reaktionen mit Angst verbunden sind.
  3. dass Kinder und Eltern unterschiedliche Ängste haben und sich jeder Mensch vor anderen Dingen fürchtet.
  4. was Albträume sind und wie man mit ihnen umgehen sollte.
  5. dass auch Tiere Angst haben.
  6. dass sich Angst als Sorgen, Nervosität, Beklemmung, Grausen, Panik, Erschrecken, Phobie, Schauder oder Lampenfieber zeigen kann.
  7. dass es weltweit nur rund 400 furchtlose Menschen gibt, die mangels Angst leicht in Schwierigkeiten geraten und sich verletzen, weshalb man bei ihnen von einer Krankheit namens „Urbach-Wiethe-Syndrom“ spricht.
  8. dass Menschen aus Angst oft aggressiv werden.
  9. dass Menschen in unterschiedlichen Regionen der Erde Angst vor verschiedenen Ereignissen haben (z.B. vor Erdbeben, Vulkanausbrüchen oder wilden Tieren).
  10. dass Menschen in verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte unterschiedliche Ängste erlebten.
  11. dass es auch eine angenehme und freiwillig „aufgesuchte“ Angst gibt (z.B. beim Lesen vor Märchen oder Anschauen von Horrorfilmen).
  12. dass Menschen sich schon immer vor Drachen, Poltergeistern, Schreckgespenstern, Vampiren, Werwölfen und anderen Monstern gefürchtet haben.

Die zwölf Kapitel enthalten häufig kurze Comics, lustige Sprüche bzw. Reime (die teilweise wohl durch die Übersetzung etwas gelitten haben), Rezepte für eine „Bombe“ und für künstliches Blut sowie leere Seiten, für die es bestimmte Malaufträge gibt. Zum Abschluss gibt es noch ein kurzes Quiz.

Da das Fach Psychologie nicht in den Lehrplänen für Grundschulen vorgesehen ist, lernen Kinder nichts über Ängste und andere Emotionen, werden sie mit ihren Gefühlen allein gelassen. So kann Eltern nur empfohlen werden, Bücher wie „Wer hat Angst vor der Angst“ für ihre Kinder zu kaufen und mit ihnen über die Inhalte zu reden. In Kitas lässt sich das Buch gut im Rahmen der emotionalen Erziehung einsetzen.

Martin R. Textor