Bildung / Dannelse - ein wichtiger Begriff im digitalen Zeitalter?

Steen Søndergaard

Die europäische Gesellschaft wird immer digitaler. In Dänemark findet fast die gesamte Kommunikation zwischen den einzelnen Bürger/innen und der Öffentlichkeit digital statt, die meisten Dänen kaufen online ein und herkömmliches Radio und Fernsehen werden auf digitalisierten Plattformen übertragen. Nicht alle Länder sind so digitalisiert wie Dänemark, aber der Trend geht in allen Ländern in diese Richtung.

Die digitalen Medien sind zu einem Teil unseres Lebens und unseres Alltags geworden und sie beeinflussen sowohl die Beziehung zu uns selbst als auch zu unserer Außenwelt. Die Medien eröffnen uns viele verschiedene Möglichkeiten und Wege, um die Welt zu verstehen. Durch diesen Einfluss werden wir aber auch mit einer Medialisierung konfrontiert, die grundlegend mit dem in den Institutionen vorherrschenden traditionellen Bildungskonzept bricht.

Kinder erwerben technische Fähigkeiten und besitzen – durch den täglichen Gebrauch digitaler Medien – informelle kommunikative Medienfähigkeiten. In Bildungseinrichtungen ist es daher notwendig, ein Konzept für digitale Bildung zu entwickeln, welches die komplexe und wandelbare Medienkultur von heute berücksichtigt und die Kompetenzen der Kinder in diesem Bereich anerkennt.

Der Begriff der Bildung bezieht sich sowohl auf den Prozess, in dem eine Person kulturell bestimmte Fähigkeiten, Kenntnisse und Einstellungen erwirbt, als auch auf das Ergebnis dieses Prozesses, d.h. das konkrete Handeln des Menschen in sozialen Zusammenhängen. Der Begriff der Bildung bezieht sich also auf das Lernen des Einzelnen, die Entwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen, die Identitätsbildung und die Gestaltung von uns als Menschen. Es ist ein dynamisches Konzept, das in einer Perspektive des lebenslangen Lernens und der Entwicklung gesehen werden muss und als etwas betrachtet werden sollte, das ständig im Wandel ist.

Im pädagogischen Kontext besteht daher ein Bedürfnis nach einer Produktionsleistung, bei der Bildung, Lernen und Wissen als Schlüsselbegriffe in Bezug auf die Entwicklung des einzelnen Kindes und in Bezug auf den Alltag des Kindes (einschließlich der Mediennutzung) betrachtet werden. Also ein Bildungskonzept, das den Ausgangspunkt für die pädagogisch organisierten Lernprozesse bilden kann.

Bei der digitalen Bildung geht es darum, dass Technologien richtig eingesetzt und benannt werden. Es geht aber auch darum, dass der Einzelne die Rolle der Technologie in unserem gemeinsamen Leben verstehen und sich auf die Chancen und Herausforderungen dieser Technologien beziehen kann. Schließlich müssen alle Menschen unterstützt werden, um diese Chancen und Herausforderungen nutzen zu können, die Technologien uns als Individuen, in unseren Gemeinschaften und in der Gesellschaft bieten. Schließlich geht es bei digitaler Bildung auch um ein Technologieverständnis. Es ist wichtig, die Rolle von Technologien in verschiedenen Bereichen unseres Lebens analysieren und reflektieren zu können.

                   

In der täglichen pädagogischen Praxis müssen sich die Pädagog/innen aus verschiedenen Perspektiven mit der Bildung und insbesondere mit der digitalen Bildung beschäftigen:

  • In der pädagogischen Perspektive wird Bildung in Beziehung zu einer Entwicklungsperspektive gesehen. Lernen und Entwicklung werden auf der Grundlage des Lehr- oder Bildungsplans der Institutionen zum übergeordneten Ziel erklärt und die Kinder müssen dabei von den pädagogischen Fachkräften unterstützt werden. Ein Ziel, an dem kontinuierlich gearbeitet wird.
  • Aus Sicht des Kindes geht es bei Bildung darum, die vielfältigen Möglichkeiten digitaler Technologien, die in den Kindergemeinschaften wichtig sind, zu nutzen und nutzen zu können. Es ist wichtig darauf zu achten, dass sich die Kinder nicht zwischen den vielen technischen Nutzungsmöglichkeiten „verlieren“ und so der Kontakt zu ihren Peers minimiert wird.
  • Aus der Elternperspektive, wo unterschiedliche digitale Kulturen in den verschiedenen Familien vorhanden sind, werden Technologien jedoch meistens für Erholung und Unterhaltung verwendet. Daher müssen die pädagogischen Fachkräfte sowohl in der Lage sein, die Eltern über die angemessene Nutzung zu informieren, als auch erklären zu können, dass es unterschiedliche Technologien im Haushalt und in der Einrichtung gibt.
Anzeige: Frühpädagogik bei Herder