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Zitiervorschlag

Aus: Was + Wie. Kinder religionspädagogisch begleiten 2005, Heft 1, S. 23-24

Ein meditatives Ritual zur Winterszeit: Wenn Sterne ihren Glanz entfalten

Michael Schnabel

 

Kinder und der Sternenhimmel

Im Herbst werden die Tage kürzer und die Nächte länger. Da sind auch Kindergartenkinder häufig abends noch unterwegs. Wenn sich Eltern Zeit lassen und der Himmel nicht bewölkt ist, dann entdecken Kinder das Meer der Sterne am Himmel. Vor allem, wenn das Leuchten der Sterne nicht durch künstliches Licht gedämpft wird, sieht man das Funkeln und Glitzern der Sterne ganz deutlich. Ein Erlebnis für jedes Kind - und auch für den staunensfähigen Erwachsenen!

Beim Betrachten des Sternenhimmels berühren die Symbole "Himmel" und "Sterne" unser Tiefenbewusstsein. "Himmel" ist ein Symbol für Glück, Zufriedenheit, Weite und Sehnsucht des Menschen. Mit dem Wort "Himmel" verbinden die Christen die Vorstellung von der Glückseligkeit bei Gott. Gott selbst wohnt im Himmel, wie es im "Vaterunser-Gebet" heißt: "Vater unser, der du bist im Himmel".

Der Stern ist für den Menschen ein Zeichen der Hoffnung, der Orientierung, der Freude und des Glücks. Sterne dienten den Menschen seit alters her zur Orientierung. Nach biblischen Aussagen führt Gott die Menschen durch die Sterne, z.B. in der Erzählung von den Weisen aus dem Morgenland.

Diese Erlebnisdimensionen versetzen Kinder und Erwachsene ins Staunen, wenn sie den Nachthimmel auf sich wirken lassen. Ohne Worte und ohne Belehrung können diese Erfahrungen und Botschaften die Kinder ergreifen.

Ein solcher Erlebnisraum kann auch im Gruppenzimmer geschaffen werden. Dazu werden von den Kindern Sterne und Schwimmkerzen hergestellt. Eine Wanne mit Wasser dient als Universum, auf dem die Sterne sich entfalten und ihren Lichtschein entwickeln.

Sterne basteln

Ein Gespräch mit den Kindern führt zum Thema. Kinder dürfen erzählen, welche Erlebnisse sie mit der Vorstellung von Sternen verbinden und was sie über Sterne wissen. Anschließend malen die Kinder mit Wachsmalkreiden Sterne auf ein etwas kräftigeres Papier. Sie sollten dazu sehr lichte Farben benutzen, denn Sterne leuchten hell und klar. Dann werden die Sterne ausgeschnitten. Das Sternenmuster darf nicht durch Falten gewonnen werden, weil mehrmals abgeknicktes Papier die Spannung verloren hat und sich nicht mehr öffnet. Die Zacken der ausgeschnittenen Sterne werden nach innen gefaltet.

Schwimmkerzen herstellen

Man braucht dazu Teelichter und Nussschalen. In einem warmen Wasserbad werden die Teelichter nur soweit erwärmt, dass sie sich kneten lassen. Dann nimmt man das Wachs des Teelichts mitsamt dem Docht und drückt es in eine Nussschale. Und schon ist eine Kerze entstanden, die prima auf dem Wasser schwimmt.

Meditatives Ritual

Damit Faszination und Begeisterung sich aufgipfeln können, sind Ablauf und Erlebnismöglichkeiten genau zu planen. Denn kleine Pannen und Schwierigkeiten können das Erlebnis verderben und die Aktionen verflachen lassen.

Bevor die Kinder in den verdunkelten Raum kommen dürfen, wird eine möglichst große Wanne mit Wasser bereitgestellt. Das Wasser kann mit blauer Farbe oder Tinte eingefärbt werden; so gleicht es eher dem Nachthimmel. Im verdunkelten Raum, der nur durch Kerzen erhellt ist, setzen sich die Kinder im Kreis um die Wanne. Die Erzieherin erklärt in knappen Sätzen: "Wir wollen zusammen den Nachthimmel bestaunen. Wir lassen unsere Sterne auf diesem Himmel aufleuchten. Nach und nach öffnen sich unsere Sterne. Sie zeigen uns ihre Pracht. Sie spiegeln das Licht der Kerzen. Sie künden vom Lichtstrahl der Sterne". Zwischendurch werden einige brennende Schwimmkerzen ins Wasser gelassen.

Nacheinander legen die Kinder ihre Sterne ins Wasser. Langsam entfalten sich die Sterne, und das Strahlen und Glitzern kommen zur Geltung. Jeder Stern erhält die Möglichkeit, sich voll zu entfalten, erst dann wird ein weiterer Stern ins Wasser gelegt.

Im ersten Teil der Übung sollte es völlig ruhig sein, denn die Kinder sind ganz gefangen vom Geschehen, dass sie zum Singen oder Hören einer Geschichte nicht fähig sind. Daher würden jetzt Lieder und Geschichten eher stören.

Nachdem den Kindern ausgiebig Zeit zum Schauen und Betrachten ihrer Sterne eingeräumt wurde, kann durch Lieder und Geschichten das feierliche Erlebnis erweitert werden.

Die Erlebnisgestalt der Sterne wirkt stärker nach, wenn die Kinder nach der Aktion den Raum verlassen, ohne dass elektrisches Licht eingeschaltet wurde. Denn das grelle Licht überdeckt und verdirbt das freundliche Leuchten der Kerzen.