Zitiervorschlag

Aus: Becker-Textor, I./Textor, M.R.: Der offene Kindergarten - Vielfalt der Formen. Freiburg, Basel: Verlag Herder, 2. Aufl. 1998, S. 127-141

Öffentlichkeitsarbeit

Martin R. Textor

 

Es ist unvermeidbar, dass sich "die" Öffentlichkeit ein "Bild" vom Kindergarten macht - zumeist nur auf der Grundlage von bruchstückhaften Informationen und persönlichen Eindrücken. Aus den letzten Worten lässt sich schon folgern, dass es letztlich viele verschiedene "Bilder" vom Kindergarten geben muss, da die einzelnen Menschen - aus denen sich ja die Öffentlichkeit zusammensetzt - über qualitativ und quantitativ unterschiedliche Kenntnisse über "den" Kindergarten verfügen und differierende Erfahrungen mit ihm gemacht haben. Hinzu kommt, dass man "allgemeine Bilder" vom Kindergarten an sich von Bildern der jeweiligen Einrichtung vor Ort unterscheiden muss. Erzieherinnen können die in der lokalen Öffentlichkeit, also in der Gemeinde vorherrschenden Bilder von ihrem Kindergarten zu einem großen Teil prägen - und damit indirekt auch die Bilder vom Kindergarten als Institution. Dabei ist immer mitzudenken, dass gleichzeitig die in der Öffentlichkeit vorherrschenden Vorstellungen über den Erzieherinnenberuf beeinflusst werden.

Öffentlichkeitsarbeit dient somit in erster Linie der Selbstdarstellung des Kindergartens und des Berufsstandes der Fachkräfte. Die Erzieherinnen wollen ihre pädagogische Arbeit, ihre Leistungen, die Vielseitigkeit ihrer Tätigkeit und ihre Professionalität den Bürgern in ihrer Gemeinde (und im weiteren Umkreis) bekannt machen oder auf aus dem üblichen Rahmen herausfallende Aktivitäten und Projekte hinweisen. Sie möchten Interesse am Kindergarten wecken und eine positive Grundhaltung ihm gegenüber in der Gemeinde hervorrufen. Letztlich wollen sie erreichen, dass das von ihnen entwickelte und oftmals in einer schriftlichen Konzeption niedergelegte Profil ihres Kindergartens mit dem Bild übereinstimmt, dass sich andere Menschen von ihm machen. Dieses Ziel kann natürlich nur annähernd realisiert werden. Darüber hinaus trägt Öffentlichkeitsarbeit zur Integration des Kindergartens in der Nachbarschaft und im Gemeinwesen bei. Sie kann auch der Herstellung und Pflege von Kontakten zu relevanten Institutionen dienen, also beispielsweise zur Pfarrei, zum Rathaus und Stadt- bzw. Gemeinderat, zu Jugendamt, Beratungsstellen und psychosozialen Diensten, zu Firmen, Sparkassen und Banken, zu (Wohltätigkeits-) Vereinen und Verbänden, zu Grund- und Fachschulen. Die hierdurch entstehende Vernetzung kann sich u.a. in mehr ideeller, politischer, praktischer oder finanzieller Unterstützung der Belange des Kindergartens niederschlagen.

Vielfach wird Öffentlichkeitsarbeit auf die Erstellung von Elternbriefen und ähnlichen Schriften, auf Informationsveranstaltungen und Kontakte zu Zeitungen reduziert. Sie ist aber viel mehr. So wird das Bild vom jeweiligen Kindergarten in der Öffentlichkeit entscheidend von Verhalten und Auftreten der Fachkräfte geprägt: wie sie die Kinder und ihre Eltern morgens begrüßen und abends verabschieden, ob sie im Außengelände nur die spielenden Kinder beaufsichtigen oder ob sie dort besondere Aktivitäten anleiten, wie sie die Fenster, den Eingangsbereich und die Außenflächen des Kindergartens gestalten, ob sie auf Nachbarn zugehen, wie sie Besucher empfangen und wie sie und die Kinder sich bei Spazier-, Erkundungs- und Einkaufsgängen im Gemeinwesen verhalten.

Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, welchen Eindruck die Eltern von der pädagogischen Arbeit und von der Elternarbeit des Kindergartens gewinnen - letztlich sind Eltern die "Meinungsmacher" in der Gemeinde; ihre Äußerungen über den jeweiligen Kindergarten beeinflussen das Bild der Bürger/innen von ihm mehr, als es alle gezielten Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Erzieherinnen können. Damit bekommt die Elternarbeit eine zusätzliche Akzentsetzung: Wird die Arbeit mit den Kindern transparent gemacht, werden der pädagogische Ansatz und die Konzeption zusammen mit den Eltern weiterentwickelt, wird den Bedürfnissen und Wünschen der Eltern entsprochen, werden zufriedenstellende Elternangebote gemacht, dann werden Eltern zu wohlmeinenden Botschaftern des Kindergartens im Gemeinwesen. Hospitations-, Mitarbeits- und Mitbestimmungsmöglichkeiten für Eltern sind in diesem Kontext besonders wichtig.

Gegenüber Eltern lassen sich auch Teamkonflikte und eine schlechte Arbeitsatmosphäre nicht verheimlichen. Kaum etwas anderes hinterlässt einen so negativen Eindruck, wie wenn sich eine Fachkraft gegenüber Eltern immer wieder über die Kindergartenleiterin oder ihre Kolleginnen beschwert. Deshalb ist eine gute Öffentlichkeitsarbeit letztlich nur dann möglich, wenn die Einrichtung gut und kompetent geleitet wird, wenn sich das Team hinsichtlich der Erziehungsziele und -methoden sowie des pädagogischen Ansatzes einig ist, wenn die Mitglieder genügend Mitbestimmungsmöglichkeiten haben und sich mitverantwortlich fühlen, wenn die Aufgaben gerecht verteilt sind und wenn sich Kinderpflegerinnen, Praktikantinnen, Köchinnen und andere Mitarbeiter/innen als in ihrer Qualifikation anerkannt erleben.

Das Team ist auch von Bedeutung, wenn es um die Planung konkreter Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit geht. Empfehlenswert ist, dass sich alle Mitglieder zunächst über die Ziele verständigen und gemeinsam ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit entwickeln. Dies führt automatisch zur Reflexion des eigenen pädagogischen Handelns und der bisherigen Elternarbeit. Dann muss sich das Team mit der Vielzahl von Formen der Öffentlichkeitsarbeit auseinandersetzen - schriftliche Materialien wie Kindergartenzeitung oder pädagogische Konzeption, Schaukästen und Plakate, Veranstaltungen wie "Tag der offenen Tür" oder Jubiläumsfeiern, Ausstellungen, die Beteiligung an Gemeindefeiern oder das Verfassen von Beiträgen für Zeitungen. Auch wenig übliche Formen wie (Umwelt-) Aktionen oder die Herstellung und den Verkauf - gemeinsam mit den Kindern - von Koch-, Lieder- und Bilderbüchern, Kalendern, T-Shirts usw. sind zu berücksichtigen. Die Teammitglieder werden über die Vor- und Nachteile der einzelnen Formen der Öffentlichkeitsarbeit, den für sie zu veranschlagenden Zeitaufwand und deren Übereinstimmung mit den angestrebten Zielen diskutieren. Schließlich werden geeignete Maßnahmen ausgewählt und in die Jahresplanung des Teams integriert. In die Vorbereitung einzelner Aktivitäten können dann die Kinder einbezogen werden. Einige mögliche Formen der Öffentlichkeitsarbeit sollen in den folgenden Abschnitten genauer dargestellt werden.

1. Ausstellungen und Informationsveranstaltungen

Ausstellungen sind eine der wenigen pädagogisch wertvollen Formen der Öffentlichkeitsarbeit, da sie die Einbeziehung der Kinder von Anfang an ermöglichen und z.B. den krönenden Abschluss eines Projekts bilden können (vgl. Textor 1995). Ausgestellt werden können Bastelarbeiten und Bilder der Kinder - oder von Kindern aus einer ausländischen Partnereinrichtung, wie die folgende Doppelseite verdeutlicht. Ferner sind Fotos oder andere Zeugnisse des Kindergartenlebens sowie im Rahmen von Projekten angelegte Sammlungen von Naturmaterialien oder anderen Gegenständen geeignet. Eine Sonderform ist die Verkaufsausstellung, bei der die Kinderprodukte erworben werden können oder gar versteigert werden.

Von Art und Ort der Ausstellung hängt ab (natürlich neben den getroffenen Werbemaßnahmen), wie attraktiv sie für die Bürger der Gemeinde sind. Eine Ausstellung im Kindergarten selbst erreicht überwiegend die Eltern und andere Familienmitglieder. Wird sie hingegen im Gemeindezentrum, im Rathaus, in den Schalterräumen einer Sparkasse oder Bank, in einer Bücherei oder in einem anderen öffentlich zugänglichen und stark frequentierten Gebäude platziert, werden in der Regel bei weitem mehr Außenstehende angesprochen. Außerdem können hier oftmals Stellwände, Schaukästen, Spotlights und andere Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden, die ein ansprechendes Arrangement der Ausstellungsgegenstände erleichtern.

Das folgende Praxisbeispiel über die Ausstellung "Leben in unserem Dorf früher und heute" stammt vom Kindergarten Sulzberg (in: Berger et al. 1992, S. 272-275). Interessant ist hier auch die starke Einbindung der Eltern:

"Es fanden sich bald einige Mütter, die sich für die Ausstellungsidee erwärmen ließen: Frauen aus alteingesessenen Dorffamilien ebenso wie neu zugezogene Mütter. Sie gingen daran, teils mit, teils ohne Kinder die zunächst recht sparsam eintreffenden alten Bilder zu sortieren und Nachbarn und Verwandte anzusprechen. Ein besonderes Glück war, dass unter den Eltern eines ehemaligen Kindergartenkindes eine freiberufliche Fotografin war, die Spaß fand an der Idee, zu alten Bildvorlagen von demselben Standort wie damals Fotos zu machen. Zudem fertigte sie ohne Honorar Fotos von den Spielorten der heutigen Dorfkinder. So standen schließlich eine Reihe vergleichender Aufnahmen 'früher - heute' von einzelnen Gebäuden, von den Ortsteilen, vom Ortskern, von Geschäften usw. zur Verfügung. Im Lauf etwa eines Monats waren es dann ungefähr hundert Bilder vom Ort, von umliegenden Weilern und kleinen Dörfern, die mittlerweile eingemeindet worden waren.

...

Langsam sprach sich das Vorhaben des Kindergartens im Dorf herum: Ältere Leute erschienen mitten am Vormittag und erzählten - manchmal mit wenig Gespür für den dortigen Streß - von früher, halfen dabei, Ortsteile, Gebäude und Personen auf alten Fotos zu identifizieren usw. Die rührigen Mütter trieben alte Gebrauchsgegenstände, Spielzeug und Kinderwägen auf, was die Anschaulichkeit der Ausstellung belebte. Eine Erzieherin, die selbst aus einer der alteingesessenen Familien des Dorfes stammte, verstand es, Menschen zu motivieren, sie durchschaute die Verwandtschaftsverhältnisse und war auch für die Dorföffentlichkeit die Garantie dafür, dass im Kindergarten 'nichts Unrechtes' passierte.

Was hatten die Kinder von alledem? Wichtig war gewiss, dass nicht versucht wurde, sie krampfhaft in alle Arbeitsschritte einzubeziehen. Sie wussten von dem Vorhaben, nahmen wahr, dass die Mütter über alten Bildern saßen, dass Leute aus dem Dorf in den Kindergarten kamen, die sonst dort noch nie gesehen wurden. Sie fanden es toll, wenn ein Opa von früher erzählte. Manche bekamen auch zu Hause mit, wenn darüber gesprochen wurde, ob man Bilder zur Verfügung stellen wollte oder nicht. Wenn es sich anbot, zeigten die Erzieherinnen auch in den Gruppen Fotos, ließen die Kinder alte Gegenstände auspacken und ausprobieren. Die Kinder erfuhren, dass die Beschäftigung damit, wie es früher war, auch für die ihnen nahen Erwachsenen wichtig war und manchmal durchaus Dinge in sich barg, die auch die 'Großen' unsicher machten. Es war weniger das didaktisch zubereitete Angebot für die Kinder, sondern die Erfahrung, dass man sich in ihrer Nähe um dieses Thema bemühte, ohne sie auszuschließen.

Im Lauf dieses Sommers hatten die Kinder bei verschiedenen Erkundungsgängen ins Dorf ihre Wohnhäuser besucht und ihre Lieblingsspielorte selbst fotografiert. Bei ihren Gängen waren sie auf alte Gebäude, markante Stellen im Dorf, geschichtsträchtige Orte aufmerksam gemacht worden, hatten sich selbst für alles Mögliche interessiert, wie zum Beispiel eindrucksvolle Zeichnungen bewiesen. Sie hatten selbst erfahren, dass es alte und neue Häuser im Ort gibt, hatten vielleicht auch die Gelegenheit, übliche Wertungsmuster (neu = schön, fertige Spielgeräte im Garten sind besser als Kletterbäume) beiseite zu lassen. Sie hörten auch, wo, wie und womit Erwachsene früher im Dorf gespielt hatten. Die Dokumentation dieses Dorfforschungs-Sommers war eine große selbst gemalte Karte des Ortes mit Fotos, eingemalter Kirche und anderen Gebäuden, die den Kindern bekannt waren. Sie kam dann später zur Ausstellung hinzu ebenso wie ein Querschnitt durch die Arbeit des Kindergartens anhand von Fotos. Dies sollte am Ende der Ausstellung den Blick darauf lenken, was Kinder heute als familienergänzenden Lebensraum brauchen. Denn eines zeigte die Ausstellung in allen ihren Bereichen: Die Umwelt hat an Spielwert für die Kinder verloren.

Die Kinder konnten ja auch - wie die Erwachsenen - Bilder vergleichen und Erzählungen von Erwachsenen hören, wie und wo diese gelebt hatten. Und sie nahmen die rege Aufmerksamkeit und Bewegung der vielen Erwachsenen - es waren gewiss 500 am sonnigen Eröffnungstag - wahr, die in ihren Kindergarten kamen: Den ganzen Tag über war die Gymnastikhalle voller Leute, standen Menschen im Gespräch vor Bildern zusammen. Überall 'wuselten' Kinder quasi als Hausherren in 'ihrem Museum' herum, zeigten etwas, bekamen anderes erklärt, wurden Zeugen von ernsthaften Gesprächen zwischen Gemeindeverantwortlichen und Bürgern über manche fehlgelaufene oder geglückte Modernisierung im Dorf. Kein noch so kindgemäßes Festprogramm hätte die 'Sache der Kinder' so ins Bewusstsein rücken können wie dieses Stück Kulturarbeit vom Kindergarten aus. Als dann noch in den nächsten Tagen die Schüler der örtlichen Grundschule klassenweise mit ihren Lehrkräften die Ausstellung besuchten, waren die Kleinen stolz über so viel Beachtung, und die Erzieherinnen verspürten einiges an Genugtuung, denn bisher hatten sie sich von den meisten Lehrer/innen missverstanden und gering geschätzt gefühlt. Ein Teil der Ausstellung konnte anschließend noch in der örtlichen Raiffeisen-Bank zwei Wochen lang gezeigt werden und fand auch dort noch viel Interesse."

Dieses Praxisbeispiel verdeutlicht sehr gut, wie der Kindergarten durch die Planung und Vorbereitung einer Ausstellung immer mehr in das Wahrnehmungsfeld der Dorföffentlichkeit rückt und nach dem Ereignis ein viel besseres "Image" in der Gemeinde hat. Ferner zeigt es, dass die Ausstellungseröffnung zu einem großen Ereignis gemacht werden kann, zu dem dann z.B. auch Landräte, Bürgermeister, Pfarrer, Verbandsvertreter und Journalisten kommen. Die kinderpolitische Brisanz der Ausstellung ist offensichtlich (vgl. Kapitel "Kindergarten und Politik").

In kleinen Gemeinden und "gewachsenen" Stadtteilen bietet sich als Form der Öffentlichkeitsarbeit auch die Öffnung von Kindergartenfeiern für Außenstehende oder die Beteiligung an Gemeindefesten und Umzügen an. Darbietungen von Kleinkindern wirken auf Erwachsene sehr ansprechend, dürfen aber nicht ausufern und hinsichtlich der Vorbereitungszeit, der Länge der Aufführung und der Art des Dargebotenen die Kinder überfordern. Feste dürfen keinesfalls zu einer "Leistungsschau des Kindergartens" werden. Wichtiger ist, dass die Einrichtung durch die Feiern bzw. die Beteiligung an ihnen in der Gemeinde präsent ist. Insbesondere bei Gemeindefesten können die Erzieherinnen auch wichtige Kontakte knüpfen bzw. auffrischen. Während es sich bei vielen Formen der Öffentlichkeitsarbeit um "Einwegkommunikation" handelt, ist hier auch das Gespräch mit den Bürgern über die pädagogische Arbeit des Kindergartens sowie ihre diesbezüglichen Voreinstellungen und Fragen möglich.

Letzteres gilt auch für die Durchführung von Informationsveranstaltungen oder von einem "Tag der offenen Tür". Somit sollte in beiden Fällen für (informelle) Gespräche viel Zeit gelassen werden. In vielen Einrichtungen wird bereits regelmäßig ein "Tag der offenen Tür" durchgeführt, jedoch üblicherweise nur für Eltern und andere Familienmitglieder. Will man auch Außenstehende erreichen, sind nicht nur besondere Werbemaßnahmen notwendig (z.B. Erstellen und Aufhängen von Plakaten, Versand von Einladungsschreiben, Ankündigung in Zeitungen), sondern auch attraktive Angebote: Neben Darbietungen der Kinder ist es z.B. denkbar, einen bekannten Bilderbuchautoren für eine Lesung einzuladen, eine Puppenbühne einzubinden oder seitens der Erzieherinnen bzw. Eltern ein Schattenspiel vorzuführen. Die Kinder können die Funktion des Gastgebers übernehmen, also die ankommenden Besucher begrüßen, ihnen die Garderobe zeigen, sie durch den Kindergarten führen, ihnen Erfrischungen servieren und sich mit ihnen unterhalten.

Informationsveranstaltungen, durch die der Kindergarten sich Eltern mit Kindern unter drei Jahren und sonstigen interessierten Bürgern vorstellt, sind noch recht selten - dürften aber aufgrund der prognostizierten Konkurrenz um Neuanmeldungen (wegen der abnehmenden Kinderzahl) als "Werbemaßnahme" an Bedeutung gewinnen. Bei diesen üblicherweise auf circa zwei Stunden begrenzten Veranstaltungen kommt es darauf an, die pädagogische Konzeption des Kindergartens auf möglichst ansprechende Weise darzustellen und Einblicke in die praktische Arbeit mit Kindern und ihren Eltern zu gewähren. Für ersteres bietet sich ein Kurzvortrag an, der lebhafter wirkt, wenn er anhand von Notizen gehalten wird, als wenn ein Manuskript abgelesen wird. Auch kann dann leichter Augenkontakt mit den Zuhörern gehalten und auf ihre nonverbalen Reaktionen eingegangen werden. Für letzteres eignen sich Videoaufnahmen oder Dias vom Kindergartenalltag am besten, mit deren Hilfe auf kurzweilige Art die praktische Umsetzung der pädagogischen Konzeption, der Tagesablauf, besondere Aktivitäten und Schwerpunkte der praktischen Arbeit verdeutlicht werden können. Findet die Veranstaltung am Nachmittag statt, können auch einige Kindergartenkinder die Dias kommentieren.

Eine etwas aus dem Rahmen fallende Informationsveranstaltung "Aktion Kindergarten" wurde von der Stadt Salzkotten in Zusammenarbeit mit fünf kommunalen und sechs kirchlichen Kindergärten sowie einer Elterninitiative durchgeführt (Hense/Rölleke 1991). Ihr Ziel war, die Kindergartenarbeit einer möglichst breiten Öffentlichkeit zu verdeutlichen. Ein Schwerpunkt war eine einwöchige Aktionsausstellung im Rathaus, die von Kommunalpolitikern, Elternbeiräten, Erzieherinnen, Eltern und Kindern eröffnet wurde (a.a.O., S. 15 f.):

"Der Rundgang führte die Besucher durch unterschiedliche Bereiche der Kindergartenarbeit. Den Anfang bildete der Bereich des bildnerischen Gestaltens. Hier hatten kleine und große Besucher die Möglichkeit zu malen, zu basteln oder Buttons herzustellen. Daran schloss sich der Bereich Natur und Umweltbegegnung an. Hier animierte ein Riech- und Fühlprogramm die Besucher, etwas für die eigene Sinneswahrnehmung zu tun. Weiter ging es dann zum Bereich 'freies Spiel'. Eine Puppenecke und ein Bauteppich luden insbesondere kleinere und größere Kinder zum Spielen ein. Noch-nicht-Kindergartenkinder entdeckten an der Hand der Eltern interessante Spielmöglichkeiten in der Puppenecke. Die Bauklötze auf dem Bauteppich fanden bei den Kleinen besonderes Interesse.

Die Bilderbuch-Kuschelecke vermittelte den Besuchern ebenfalls Kindergartenatmosphäre. Hier konnte nachvollzogen werden, in welch ruhiger und entspannter Atmosphäre das Betrachten eines Bilderbuches oder das Anhören einer Geschichte möglich ist. In diesem Bereich konnten sich Eltern zudem über unterschiedlichste Bilderbücher informieren. Der Bereich Bewegungserziehung war so einladend gestaltet, dass die Kinder verschiedene kleinere Turngeräte auf den ausgelegten Turnmatratzen gleich ausprobierten.

Während die Kinder in den verschiedenen Spielecken Raum und Zeit vergaßen, hatten interessierte Eltern die Möglichkeit, anhand von Schautafeln theoretische Hintergründe und Zielsetzungen der pädagogischen Arbeit im Kindergarten zu erfahren. Da die Ausstellung nachmittags von zwei Erzieherinnen betreut wurde, gab es auch Gelegenheiten, mit dem 'Fachpersonal' ins Gespräch zu kommen."

Der zweite Schwerpunkt war eine Podiumsdiskussion im Sitzungssaal des Rathauses, zu der sich 140 Interessierte einfanden. Nach einer Einführung durch den Stadtdirektor wurde über Themen wie die Aufgaben des Kindergartens, Qualitätskriterien, die Bedeutung des spielerischen Lernens, die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Eltern sowie die Unterstützung der Familienerziehung diskutiert. Zwei Zeitungen und der Lokalfunk berichteten von der "Aktion Kindergarten". Durch diese Veranstaltung wurden also die Kindergartenarbeit und aktuelle Probleme für die Öffentlichkeit transparent gemacht.

2. Kindergartenzeitungen und andere Schriften

Nahezu alle Kindergärten setzen in der Elternarbeit schriftliche Materialien ein. Weit verbreitet sind Elternbriefe und Kindergartenzeitungen. Vielerorts liegen auch pädagogische Konzeptionen und Informationsschriften für zukünftige Kindergarteneltern vor. Ferner müssen zu den schriftlichen Materialien Plakate, Aushänge, Handzettel, Faltblätter (z.B. zu Erziehungsfragen) sowie Notizen und Briefe gerechnet werden. Auf diese Weise informieren Erzieherinnen Eltern über ihren pädagogischen Ansatz, die praktische Arbeit, besondere Aktivitäten und Veranstaltungstermine, nehmen Einfluss auf die Familienerziehung (z.B. durch Artikel über die kindliche Entwicklung, Anregungen zum Spielen und Basteln mit dem Kind, Hinweise auf gute Bilderbücher und Ratgeber etc.) oder reagieren im Falle von Briefen und Notizen auf Anfragen von einzelnen Eltern bzw. geben Hinweise bezüglich ihres Kindes. In der Regel handelt es sich um "Einwegkommunikation".

Bei allen schriftlichen Materialien ist zu beachten, dass auch durch sie das Bild vom Kindergarten in der Öffentlichkeit geprägt wird. So sollten sie einen positiven Eindruck vermitteln. Dies gilt umso mehr, wenn sie über den Kreis der Eltern hinaus verteilt werden - es ist durchaus empfehlenswert, Kindergartenzeitungen und pädagogische Konzeptionen auch an Kooperationspartner wie Grundschulen, Beratungs- und Frühförderstellen, Jugendamt und Trägerverband zu senden. Somit ist eine professionelle Gestaltung schriftlicher Materialien anzustreben. Hier fällt auf, wie wenig noch die Möglichkeiten der modernen Textverarbeitung von Erzieherinnen genutzt werden - obwohl in unserer Gesellschaft inzwischen kaum noch etwas ohne Computer geht. Verantwortlich hierfür sind zum größten Teil die Aus- und Fortbildungsträger, die entsprechende Kompetenzen nicht vermitteln. Die benötigten Fertigkeiten können jedoch auch an Volkshochschulen und anderen Erwachsenenbildungseinrichtungen, oft sogar von Partnern, Freunden und Bekannten erworben werden. Wenn sich der Kindergarten keinen eigenen Computer und Drucker anschaffen kann, so könnten doch zumeist andere Geräte (z.B. im Pfarrsekretariat) mitbenutzt werden - es müsste nur etwas herumgefragt werden. Schließlich können durchaus Eltern, die über einen Computer verfügen, in die praktische Erstellung von Kindergartenzeitungen, Elternbriefen und Konzeptionsschriften einbezogen werden.

Damit soll nicht negiert werden, dass Erzieherinnen auch auf "klassische" Weise sehr schöne schriftliche Materialien erstellen können - und dies tun. In solchen Fällen würde die moderne Textverarbeitung vieles erleichtern und neue Gestaltungsmöglichkeiten erschließen. Erzieherinnen, die ihre Texte noch auf einer mechanischen Schreibmaschine unter reichlicher Verwendung von Tipp-ex und dennoch mit vielen Tippfehlern verfassen oder an Bürgermeister, Eltern und Institutionen handschriftlich verfasste Schreiben senden, vermitteln kein positives Bild von ihrem Kindergarten und Berufsstand.

Empfehlenswert ist es, beim Erstellen schriftlicher Materialien u.a. folgende Grundsätze zu beachten:

Bei dem heutigen Medienangebot müssen Kindergartenzeitungen bzw. Elternbriefe mit anderen Zeitungen und Zeitschriften, Fernsehen und Radio konkurrieren. Sie sollten deshalb möglichst attraktiv und ansprechend wirken. Dasselbe gilt verstärkt für pädagogische Konzeptionen und Jubiläumsschriften, da sie in noch größerem Maße "Aushängeschild" des Kindergartens sind. Ein schönes Layout und ein guter Druck verursachen natürlich höhere Kosten. An diesen können die Eltern durchaus beteiligt werden, z.B. durch den Verkauf der Schriften oder den Aufruf in ihnen zur Spende (eines bestimmten Betrages). Alternativ können Sponsoren gesucht bzw. Werbeanzeigen abgedruckt werden.

3. Zum Umgang mit den Medien

Nicht nur die im Gemeinwesen vorherrschenden Bilder vom eigenen Kindergarten, sondern auch die in der Öffentlichkeit verbreiteten Vorstellungen über den Kindergarten an sich sowie über den Erzieherberuf können dadurch beeinflusst werden, dass Fachkräfte mit Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen kooperieren. Zu einer guten Öffentlichkeitsarbeit gehört, dass das Team ihre Ansprechpartner in den Redaktionen des Umkreises ermittelt. Zumindest zu Journalisten der Lokalpresse sollte dann möglichst ein lockerer, aber kontinuierlicher Kontakt aufgebaut werden. Dieser kann mit einem Informationsgespräch in der Redaktion beginnen und durch Besuche mit Kindern (in Kleingruppen), Zusendung der Kindergartenzeitung, Grußkarten, Telefonanrufe u.Ä. aufrechterhalten werden. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass immer wieder Berichte über den Kindergarten in der Zeitung stehen.

Journalisten kommen in der Regel nur auf Einladung bzw. zu besonderen Anlässen wie Eröffnungs- oder Jubiläumsfeiern in den Kindergarten. Ihre Fragen sollten offen, ehrlich und freundlich beantwortet werden - möglichst ohne Verwendung von Fachbegriffen wie "Situationsansatz" oder "Orff-Instrumente" (ansonsten mit Begriffserklärung, wobei man auch vieles im Kindergarten zeigen kann). Unangenehmen Fragen sollte nicht ausgewichen, fehlende Kenntnis durchaus eingestanden werden. Journalisten wollen möglichst ungestört sein, wenn sie mit Kindern sprechen oder Fotos machen.

Können Journalisten aus Zeitmangel eine Einladung nicht wahrnehmen oder möchte das Team ein eher allgemeines Thema "in die Zeitung" bringen, bietet es sich an, gemeinsam einen Artikel abzufassen und an den Ansprechpartner in der jeweiligen Redaktion zu senden. Wird über eine Veranstaltung oder ein besonderes Ereignis berichtet, sollte das Manuskript möglichst am selben oder am nächsten Tag bei der Post aufgegeben (oder direkt überbracht) werden, da Zeitungen nur an aktuellen Berichten interessiert sind. Bei anderen Themen, wie z.B. "Der erste Tag im Kindergarten", "Immer mehr verhaltensauffällige Kleinkinder", "Darf man Kinder bestrafen?", oder bei Berichten über Projekte, Exkursionen und ähnliche Unternehmungen kann sich das Team hingegen mehr Zeit nehmen.

Die Wahrscheinlichkeit, ob ein Artikel gedruckt wird oder nicht, steigt nicht nur mit der Zahl von - nach Meinung des Lokalredakteurs - potentiell interessierten Leser/innen, sondern auch mit dem Grad der Annäherung an den üblichen Stil von Zeitungsartikeln. So sollte die Überschrift den Inhalt zum Schlagwort verdichten und das Interesse der Leser wecken. Dann kommt der Kern der Pressemeldung (Wer? Was? Wann? Warum? Wo?). Abschließend kann z.B. auf Vorgeschichte, Hintergründe, angestrebte Ziele, genauen Ablauf und andere Details eingegangen werden. Gegen Ende des Artikels sollten die Sätze immer unwichtiger werden, da dies dem Redakteur ein Kürzen des Textes erleichtert (durch Wegstreichen der letzten Sätze). Ansonsten sollte ein lockerer und lebendiger Stil mit kurzen, sachlichen und verständlichen Sätzen gewählt werden. Ein überzogenes Selbstlob ist zu vermeiden. Es ist sinnvoll, den Artikel mit weitem Zeilenabstand und breitem Rand zu schreiben, da dies dem Redakteur die Korrektur, Ergänzung, Auszeichnung u.Ä. erleichtert. Auch das Beifügen von ein oder zwei Fotos erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Abdrucks. Diese sollten möglichst kontrastreich sein, natürlich wirken, Personen bei einer Aktivität vor einem ruhigen Hintergrund zeigen und mit einem Kurztext versehen sein. Fotos mit Kindern sind ansprechender; es sollten aber nie mehr als fünf Personen zu sehen sein.

Ferner können sich Erzieherinnen mit Leserbriefen zu Wort melden. Auf diese Weise können sie auf vorausgegangene Artikel, in denen z.B. Kindergärten kritisiert, Erziehungsfragen thematisiert oder kinderfeindliche Beschlüsse dokumentiert wurden. Schließlich können sie die Fachöffentlichkeit durch Artikel in Fachzeitschriften erreichen. Deren Redaktionen - wie auch die Redaktionen von örtlichen und regionalen Zeitungen - ertrinken keineswegs in einer Artikelflut. So sind generell die Chancen groß, dass ein Manuskript auch abgedruckt wird.

(Lokal-) Fernsehen und Rundfunk berichten relativ oft über Kindergärten, kommen aber nur selten auf Einladung in eine Einrichtung. Zumeist machen sie Aufnahmen im Rahmen von Reportagen oder um z.B. Berichte über Pressekonferenzen von Politikern bzw. Verbänden damit zu "illustrieren". Auf den jeweiligen Kindergarten wurden sie zumeist durch Dritte (Jugendamtsleiter, Wohlfahrtsverbände, Pressereferenten usw.) hingewiesen. Somit kommen Erzieherinnen eher plötzlich und unverhofft in die Situation, vor dem Mikrophon oder der laufenden Kamera Auskunft geben zu müssen. Wird ein solcher Besuch angekündigt, sollten sie sofort nach den Zielen der Berichterstattung fragen und dem Redakteur - der ja kein Spezialist ist - ergänzende Informationen und Hinweise (z.B. über die beste Aufnahmezeit) geben. Anschließend sollten das ganze Team, die Eltern und die Kinder über den Besuch unterrichtet werden.

Bei Fernsehaufzeichnungen bietet es sich an, scharfe Kontraste bei der Kleidung zu vermeiden und auf auffälligen Schmuck zu verzichten. Während eines Interviews sollten Erzieherinnen sich eher langsam bewegen, auf unnötige Gesten verzichten und immer zum Gesprächspartner hin sprechen. In der Regel wird nur in die Kamera hinein gesprochen, wenn sich die jeweilige Person an das Fernsehpublikum direkt richten will. Ansonsten gilt sowohl für Fernseh- als auch für Rundfunkinterviews, dass sich Erzieherinnen als Fachfrauen präsentieren, mit kurzen Sätzen antworten sowie Fachbegriffe und Fremdwörter vermeiden sollten. In schwierigen Situationen können sie durch Nachfragen Zeit gewinnen. Erzieherinnen müssen sich aber bewusst sein, dass vor allem Fernsehteams sehr an Aufnahmen mit Kindern bzw. von der alltäglichen Kindergartenarbeit interessiert sind. Bei solchen Aufzeichnungen sollten sie sich möglichst ruhig, natürlich und "wie sonst auch" verhalten.

Autor

Dr. Martin R. Textor studierte Pädagogik, Beratung und Sozialarbeit an den Universitäten Würzburg, Albany, N.Y., und Kapstadt. Er arbeitete 20 Jahre lang als wissenschaftlicher Angestellter am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Von 2006 bis 2018 leitete er zusammen mit seiner Frau das Institut für Pädagogik und Zukunftsforschung (IPZF) in Würzburg. Er ist Autor bzw. Herausgeber von 45 Büchern und hat 770 Fachartikel in Zeitschriften und im Internet veröffentlicht.
Homepage: https://www.ipzf.de
Autobiographie unter http://www.martin-textor.de



In: Klax International GmbH: Das Kita-Handbuch.

https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/kita-leitung-organisatorisches-teamarbeit/oeffentlichkeitsarbeit-konzeptionsentwicklung/794/