×

Zitiervorschlag

Aus: Martin R. Textor (Hrsg.): Hilfen für Familien. Ein Handbuch für psychosoziale Berufe. Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2. Aufl. 1992, S. 65-90

Gestörte Familienstrukturen und -prozesse

Martin R. Textor

 

Die meisten Menschen sind in der Familie glücklich, fühlen sich in ihr wohl, gewinnen Kraft aus ihr heraus und finden in ihr ihren Lebensinhalt, einen Raum für die eigene Selbstentfaltung und einen Ort zur Befriedigung wichtiger emotionaler Bedürfnisse (Institut für Demoskopie Allensbach 1985; Statistisches Bundesamt 1985). Viele Familienmitglieder - Kinder und Erwachsene - leiden aber auch unter persönlichen und zwischenmenschlichen Problemen, die zu einem großen Teil durch gestörte Familienstrukturen und -prozesse verursacht werden.

Für viele Familien sind Ehekonflikte eine große Belastung, von denen mehr als 20% aller Ehepaare berichten (Institut für Demoskopie Allensbach 1985; Krombholz 1987). Einigen Befragungen zufolge wächst seit 1953 die Anzahl der Streitthemen, wobei die meisten Meinungsverschiedenheiten Bekannte und Freunde, Kindererziehung, Finanzen, Politik, Wohnungseinrichtung, religiöse Fragen und berufliche Dinge betreffen - in dieser Reihenfolge (Institut für Demoskopie Allensbach 1983; Weiß 1985). Viele Konflikte beziehen sich aber auch auf das Verhältnis zu Verwandten, die persönlichen Gewohnheiten oder das Temperament des Partners, die Verrichtung der Hausarbeit, die Freizeitgestaltung und die sexuelle Beziehung. Andere ranken sich um Zuwendung, Vertrauen, Freiheit und Eifersucht. Häufig bleiben sie ungelöst, wobei sie entweder immer wieder zu neuen Auseinandersetzungen führen oder (etwas seltener) verdrängt und tabuisiert werden (Krombholz 1987).

Viele Familienmitglieder leiden auch unter psychosomatischen und psychischen Erkrankungen, Verhaltens- oder Persönlichkeitsstörungen, sexuellen Problemen und Suchtkrankheiten. Etwa jeder dritte Bundesbürger (alte Länder) hat bereits unter einer psychischen Krankheit gelitten oder leidet noch an ihr; jedes Jahr bedürfen rund eine Million Menschen dringend einer psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung. So erkranken circa 200.000 an Neurosen und Persönlichkeitsstörungen, 120.000 an Psychosen, 95.000 an altersbedingten Störungen, 43.000 an Suchtkrankheiten und 27.000 an cerebralen Anfallsleiden (Bundesregierung 1975).

Nach verschiedenen Untersuchungen sind 20 bis 25% aller Kinder verhaltensauffällig (Bundesregierung 1975; Kluge und Hemmert-Halswick 1982), wobei die Auffälligkeiten im körperlichen Bereich (z. B. Ess- und Schlafstörungen, Nägelkauen), im psychischen (Ängstlichkeit, Phobien, Depressionen, mangelndes Selbstvertrauen, Überheblichkeit usw.), im sozialen (z. B. Aggressivität, Ungehorsam, Kontaktprobleme) oder im Arbeits- und Leistungsbereich (Lern- und Konzentrationsstörungen, geringe Frustrationstoleranz, Leistungsschwäche usw.) auftreten können. Bei älteren Kindern kommen Probleme wie Gewalttätigkeit, Kriminalität, Drogensucht, Alkoholmissbrauch usw. hinzu.

Ehekonflikte, psychische Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten können durch individuelle Merkmale, familiale Faktoren und negative Einwirkungen größerer Systeme verursacht werden. So müssen Pathologietheorien immer alle drei Systemebenen berücksichtigen (Textor 1985). Im Folgenden werde ich mich auf pathogene Familienstrukturen und -prozesse konzentrieren, die bei Eheproblemen und Verhaltensauffälligkeiten von Kindern eine besonders große Rolle spielen. So belegte beispielsweise Mattejat (1985) den engen Zusammenhang zwischen Familienfaktoren und psychischen Problemen bzw. Verhaltensstörungen, indem er die Untersuchungsergebnisse über 1.591 Kinder und Jugendliche auswertete, die zwischen 1978 und 1980 in der "Abteilung für Psychiatrie und Neurologie des Kindes- und Jugendalters" an der Freien Universität Berlin vorgestellt wurden und unter ähnlichen Störungsbildern wie die Klientel von Erziehungsberatungsstellen litten.

Mattejat (a.a.O.) stellte fest, dass nur etwa 30% dieser Kinder erwünscht waren. Bei etwa der Hälfte waren die Mütter im ersten Lebensjahr ihrer Kinder berufstätig; circa 20% erlebten in diesem Jahr eine länger als einen Monat dauernde Trennung von ihren Müttern. So wurden bei zwei Drittel dieser Kinder bereits Auffälligkeiten in der frühkindlichen Entwicklung festgestellt. Rund vier Fünftel der Klienten kamen aus belastenden Familienverhältnissen: Bei circa 15% waren die Entwicklungsbedingungen aufgrund von mangelnder Anregung, Wohnraummangel und Armut schlecht, bei rund 20% lebten Personen mit psychischen Störungen in der Familie, bei 60% wurden auffällige Kommunikations- und Beziehungsmuster, mangelnde emotionale Wärme, Verwicklung, Disharmonie usw. in der Familie festgestellt. Auch kamen über 30% der Patienten aus unvollständigen Familien.

Interessant ist ferner das Forschungsergebnis von Mattejat (a.a.O.), dass einzelne familiäre Belastungsfaktoren bei verschiedenen diagnostischen Gruppen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. So sind reine emotionale Störungen bei Kindern und Jugendlichen überrepräsentiert, die aus den oberen Gesellschaftsschichten stammen, in fusionierten Familien mit verzerrter Kommunikation leben, überbehütet erzogen und übermäßig unterstützt werden. Emotionale Störungen mit Beziehungsschwierigkeiten sind besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen, die in Stieffamilien aufwachsen, deren Eltern unterschiedliche Erziehungseinstellungen haben, die ihre Kinder überfordern und sehr streng zu ihnen sind.

Verhaltensstörungen mit emotionalen Problemen wurden laut Mattejats (a.a.O.) Untersuchung überdurchschnittlich oft bei Kindern oder Jugendlichen festgestellt, die im Heim oder bei alleinerziehenden Müttern aufwachsen, deren Eltern krank oder wenig belastbar sind, in deren Familien Ehekonflikte und disharmonische Beziehungen vorherrschen und deren Eltern ihnen gegenüber ablehnend, gleichgültig, kalt und uninteressiert sind. Reine Verhaltensstörungen treten besonders oft auf, wenn die Kinder einer der drei unteren Schichten angehören, unter defizitären Entwicklungsbedingungen aufwachsen, aus chaotischen Familienverhältnissen stammen, inkonsequent erzogen oder inkonsistent bzw. unzureichend kontrolliert werden. Generell ist die Symptombelastung der Klienten aus desintegrierten und chaotischen Familien (mangelnde Kontrolle und Fürsorge, Vernachlässigung usw.) am höchsten. Anzumerken ist noch, dass es sich bei diesen Forschungsergebnissen nur um Tendenzen handelt; die im Zusammenhang mit einer bestimmten diagnostischen Gruppe beschriebenen Familienfaktoren treten bei dieser also besonders stark auf, sind in einer schwächeren Ausprägung aber auch durchaus bei Fällen mit anderen Störungsbildern zu finden.

Ursachen auf der Ebene des Individuums

Ehe- und Familienkonflikte werden oft durch die individuellen Merkmale der Familienmitglieder hervorgerufen. Ferner entstehen pathologische Familienstrukturen und -prozesse häufig aufgrund der Eigenschaften und Reaktionsmuster einzelner Personen. Aber auch Verhaltensauffälligkeiten und psychische Probleme werden vielfach durch pathogene Faktoren mitbedingt, die im betroffenen Individuum liegen. Deshalb dürfte es sinnvoll sein, an dieser Stelle kurz auf Eigenschaften von Familienmitgliedern einzugehen, die negative Auswirkungen auf das Familienleben, das eigene psychische Befinden und die Entwicklung anderer Personen (Kinder) haben können.

In vielen Fällen spielen somatische Faktoren wie Erbanlagen, Dispositionen, Behinderungen, Hyperaktivität, Mangel an Antriebskraft, Überempfindlichkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeit, leichte Hirnschädigungen und langwierige Krankheiten eine große Rolle. Genauso wichtig sind aber auch Persönlichkeitsstruktur und Psychodynamik. So leiden betroffene Familienmitglieder häufig unter intrapsychischen Konflikten, die durch das Aufeinandertreffen von entgegengesetzten Handlungstendenzen und Motiven oder durch den Widerspruch zwischen derartigen Antrieben, Wertvorstellungen und Glaubenssätzen auf der einen sowie soziokulturellen Normen und Rollenerwartungen auf der anderen Seite hervorgerufen werden. Besonders negativ wirkt sich aus, wenn diese intrapersonalen Konflikte ungelöst bleiben bzw. verdrängt werden oder wenn ihre Bewältigung durch starke Abwehrmechanismen verhindert wird.

Viele Mitglieder von Problemfamilien schätzen sich falsch ein, sind egozentrisch oder narzisstisch. Sie beschäftigen sich viel mit sich selbst, den eigenen Schwierigkeiten, Gedanken und Gefühlen. Manche sind verschlossen, misstrauisch und abweisend, lassen andere Familienmitglieder nicht an sich heran, fühlen sich von ihnen entfremdet und ungeliebt. Andere sind unsicher und ängstlich, haben nur schwach ausgeprägte Selbstwertgefühle und streben fortwährend nach Bestätigung durch Partner, Eltern oder Kinder, von denen sie leicht abhängig werden können. Diese Personen erleben es als schwierig, die Fragen einer angemessenen Abgrenzung der Innenwelt von der Außenwelt und eines befriedigenden Verhältnisses von Nähe und Distanz zu lösen - sie tendieren also entweder zu sehr zur "Überindividuation" (starre Abgrenzung) oder zur "Unterindividuation" (schwache Abgrenzung) (Stierlin et al. 1977). In diesen Fällen haben sich die Familienmitglieder häufig noch nicht oder zu plötzlich von ihren Eltern abgelöst. Sie leben noch in alten Abhängigkeiten (selbst wenn sie diese verneinen oder sich stark von den Eltern distanzieren), haben noch kein autonomes Selbst ausdifferenziert. können keine Ich-Du-Beziehungen (Buber 1954) eingehen und sind nur ansatzweise zum Dialog und zur wirklichen Intimität fähig.

Erwachsene Familienmitglieder mögen auch über Delegationen, innere Aufträge oder Introjekte an ihre Eltern gebunden sein. Ferner ist problematisch, wenn sie sich von diesen ausgebeutet oder sich ihnen gegenüber stark verschuldet fühlen. Zum einen werden sie auf diese Weise an ihre Eltern gekettet, zum anderen mag die empfundene Ungerechtigkeit dazu führen, dass sie in dem einen Fall (Ausbeutung) von ihren Partnern oder Kindern zunächst nur nehmen und auf diese Weise das erhalten wollen, was ihnen das Leben bisher vorenthalten hat, während sie im anderen Fall (Verschuldung) andere Menschen mit Geschenken, Aufmerksamkeiten und Zuneigung überschütten mögen (Stierlin 1976; Boszormenyi-Nagy und Spark 1981). Manche Personen handeln aber auch fortwährend auf Kosten anderer Familienmitglieder, wenn sie beispielsweise - ohne Rücksicht zu nehmen - nach Selbstverwirklichung, Bedürfnisbefriedigung und Genussmaximierung streben. Oft werden die anderen zudem für das eigene Glück verantwortlich gemacht.

Viele Mitglieder von Familien, in denen es pathogene Ehekonflikte gibt oder einzelne Personen psychisch krank bzw. verhaltensauffällig werden, leiden unter Wahrnehmungsstörungen. Sie haben nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, registrieren bestimmte Eindrücke nicht, werden sich gewisser Empfindungen (z. B. sexueller Art) und Gefühle nicht bewusst (letzteres trifft besonders oft auf Männer zu), verdrängen diese oder projizieren sie auf andere Personen. Bei der Informationsverarbeitung mögen sie unterschiedliche Ereignisse oder Erfahrungen unter demselben Gesichtspunkt betrachten, für sie dasselbe Etikett verwenden (zu große Generalisierung) oder sie nicht miteinander verknüpfen, ihre Ursachen ermitteln oder Muster erkennen können. Denkprozesse sind häufig extrem abstrakt/konkret, regellos, sprunghaft oder gefühlsbetont und werden durch irrationale Einstellungen (Ellis 1977), dogmatisch vertretene Werte oder extreme Weltanschauungen verfälscht. Entscheidungen werden oft unter dem Gesichtspunkt gefällt, ob sie wohl auf die Zustimmung anderer Menschen treffen und zu Liebe, Zuneigung und Bestätigung führen werden. So entsprechen sie vielfach nicht den Bedürfnissen der Person. Auch haben diese Familienmitglieder Schwierigkeiten, ihr Handeln vorauszuplanen und Prioritäten zu setzen. Es ist offensichtlich, dass sie unter diesen Umständen an vielen Problemen und Konflikten scheitern werden; erschwerend kommen oft noch mangelnde Kompromissbereitschaft, ein zu hohes Anspruchsniveau und zu geringe Flexibilität hinzu.

Viele Mitglieder dieser Familien sind aggressiv oder apathisch, depressiv oder paranoid, regressiv oder zwanghaft. Manchen fällt es schwer, das eigene Verhalten zu kontrollieren. Auch mangelt es vielen an sozialen Fertigkeiten, fühlen sie sich als Außenseiter. Familienmitglieder, die nicht als psychisch krank oder verhaltensgestört gelten, weisen dennoch oft von der Gesellschaft tolerierte Symptome wie übermäßigen Alkohol- bzw. Zigarettenkonsum, Fettleibigkeit oder Magengeschwüre auf. Wie bei den von der Öffentlichkeit (Nachbarn, Lehrern, Arbeitskollegen, Ärzten usw.) "identifizierten Patienten" verweisen auch bei ihnen die Symptome auf intrapsychische Probleme und zwischenmenschliche Konflikte. Sie signalisieren deren Hilfsbedürftigkeit und sind mit einem primären und sekundären Krankheitsgewinn verbunden. Zudem handelt es sich ebenfalls um Verhaltensweisen, für die ihnen von der Gesellschaft ein Großteil der Verantwortung abgesprochen wird.

Viele Kinder erlernen dysfunktionale Verhaltensweisen in ihrer Familie, indem sie andere Familienmitglieder unbewusst nachahmen (Modelllernen). Oft reagieren sie auch auf bestimmte Stimuli, die von ihren Verwandten präsentiert werden. In vielen Fällen - insbesondere wenn sie vernachlässigt werden, wenn ein positives Verhalten ignoriert oder aufgrund von extrem hohen Erwartungen nur selten ein Lob ausgesprochen wird - mögen Kinder durch störende oder anormale Verhaltensweisen die Aufmerksamkeit der anderen Familienmitglieder zu erreichen versuchen. Deren Reaktionen (Ärger, Angst, Verhätschelung, Beschwichtigung usw.) werden als Zeichen von Anteilnahme, Interesse und Sorge oder als Selbstbestätigung gedeutet. Sie wirken also als positive Verstärker und erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Verhaltensauffälligkeiten. So werden leichte Verhaltensabweichungen im Verlauf der Zeit immer größer und verfestigen sich. Schließlich werden sie auf außerfamiliäre Situationen generalisiert und auch dort positiv verstärkt - so kann z. B. ein aggressiver Jugendlicher Anführer einer Gruppe von Gleichaltrigen werden, mag ein Depressiver das Mitgefühl seiner Mitmenschen erregen, erreicht ein "Klassenclown" die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Lehrer und Mitschüler. Hier wird deutlich, dass Symptome eine bestimmte interpersonale Funktion haben und erlernt werden, weil die gewünschten Reaktionen anderer Menschen nicht auf sozial akzeptable Weise erreicht werden konnten.

Ursachen auf der Ebene des Familiensystems

In der Regel werden alle Familienmitglieder durch pathogene Familienstrukturen und -prozesse in unterschiedlichem Ausmaße geschädigt, so dass einige mehr und andere weniger gestört sind. Oft übernehmen sie abwechselnd die Rolle des identifizierten Patienten bzw. der "kranken" Person. Auch dieses verdeutlicht den großen Einfluss des Familiensystems auf das einzelne Individuum -und die Bedeutung pathogener Faktoren auf der zwischenmenschlichen Ebene. In diesem Zusammenhang spielen z. B. Kommunikationsstörungen eine wichtige Rolle. Viele Familienmitglieder senden häufig undeutliche, vage und unklare Botschaften, die mehrdeutige Begriffe, unvollständige Sätze und unzulässige Verallgemeinerungen enthalten mögen. Oft werden eigene Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse nur mit ein oder zwei Worten angedeutet, weil der Sender glaubt, dass der Empfänger (z. B. aus Liebe) weiß, was er will. Vielfach versucht der Sender auch, wichtige Botschaften auf nonverbale Weise zu übermitteln, wobei derartige Signale leicht misszuverstehen sind, sich aber gut zur Kontrolle des Verhaltens anderer Familienmitglieder eignen. Häufig stehen verbale Mitteilung und nonverbales Verhalten im Widerspruch zueinander, sind also inkongruent. Auf diese Weise mag der Sender seine Absichten zu verschleiern versuchen, innere Konflikte offenbaren, Kritik oder Zurückweisung durch den Empfänger zu verhindern suchen oder den Inhalt der Botschaft abschwächen. Häufig bleibt auch unklar, an wen Mitteilungen gerichtet sind, sprechen Personen füreinander oder kommunizieren durch Dritte.

Aufgrund der unklaren, unvollständigen oder inkongruenten Botschaften kann der Empfänger nur schwer die eigentliche Aussage erfassen und den Sender verstehen. Pathologisch ist, wenn er nicht zurückfragt oder wenn er nicht um Feedback bitten darf. Dann bemüht er sich, den Inhalt der Botschaften dadurch zu ermitteln, dass er sie entsprechend seiner Erfahrungen und seinem Bild vom Sender interpretiert, sich in diesen hineinversetzt oder dessen Gedanken zu lesen versucht - wodurch es leicht zu Missverständnissen und falschen Reaktionen kommen kann. In anderen Fällen unterbricht er den Sender, disqualifiziert dessen Aussagen oder kritisiert ihn. Fragt er hingegen zurück, so mag der Sender dieses Verhalten als angsterregend erleben, die Bitte um Feedback nicht erfüllen, ausweichen, aufbrausen, das Thema wechseln, die Botschaft im gleichen Wortlaut wiederholen oder Teile von ihr verleugnen. Problematisch ist ferner, wenn Familienmitglieder einander nicht zuhören, weil sie nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben oder zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Vielfach verstehen sie auch einander nicht, weil sie unterschiedliche Kommunikationskanäle verwenden.

Konflikte

Es ist offensichtlich, dass derartige Kommunikationsstörungen die Bewältigung von Ehe- und Familienkonflikten erschweren. Diese können durch normative Lebensereignisse (Übergänge im Lebens- und Familienzyklus) oder nichtnormative (Krankheit, Todesfall, uneheliche Schwangerschaft, Kündigung) hervorgerufen werden. Sie können krisenhafte Ausmaße annehmen, insbesondere wenn mehrere Belastungen gleichzeitig auftreten oder Optionen fehlen (wenn sich z. B. eine junge Ehefrau entweder für den Beruf und gegen ein Kind oder für dasselbe und gegen den Beruf entscheiden muss). Dann zerbrechen Interaktionsmuster und Beziehungsdefinitionen, werden Rollen und Regeln in Frage gestellt, kommt es zu Spannungen und zur Wiederbelebung alter Konflikte, wird die Homöostase im Familiensystem zerstört. Die Krise steht im Mittelpunkt der Interaktion. Problematisch ist, wenn die Familienmitglieder nicht die Notwendigkeit größerer Veränderungen erkennen, sondern nur den alten Gleichgewichtszustand wiederherstellen wollen.

Konflikte zwischen den Ehepartnern werden z. B. durch unterschiedliche Erwartungen, Einstellungen, Wünsche und Bedürfnisse, durch zu hohe Ansprüche, Rivalität, verdeckte Machtkämpfe oder Eifersucht hervorgerufen. Konflikte im Eltern-Kind-Verhältnis können durch die Ablösungsproblematik, ungleiche Lebenserfahrungen, verschiedene Bedeutungs- und Wertsysteme, unterschiedliche Vorbilder, Trotzreaktionen, schlechte Schulleistungen und eine Vielzahl anderer Gründe verursacht werden. Häufig liegen den Konflikten auch ungelöste Probleme zugrunde, die in verschiedenen Funktionsbereichen der Familie auftreten können. So werden oft alltägliche oder größere Schwierigkeiten ignoriert, verneint oder übersehen, wird jeder Hinweis auf sie disqualifiziert. In anderen Fällen wird einer alltäglichen Schwierigkeit zuviel Aufmerksamkeit, Zeit und Energie gewidmet, oder es wird versucht, ein überhaupt nicht existierendes Problem zu lösen. Oft suchen Familienmitglieder auch nach einer idealen und überperfekten Lösung, gehen ein Problem auf der falschen Ebene an oder bemühen sich, eine unlösbare Schwierigkeit zu bewältigen. Vielfach gehen sie zu unsystematisch und ineffektiv vor, diskutieren mehr über ihre Gefühle und Beziehungen als über das Problem, können sich nicht auf einen Lösungsversuch und einen Plan zu dessen Realisation einigen, wollen eigene Vorschläge mit Gewalt durchsetzen, sabotieren einander Bemühungen oder engagieren sich kaum. Es ist offensichtlich, dass aus derartigen Verhaltensweisen nur neue Probleme und interpersonale Konflikte resultieren können. Auch erleben sich die Familienmitglieder als Versager und entwickeln negative Gefühle (Feindseligkeit, Aggressivität, Depression usw.).

Konflikte laufen zumeist nach ganz bestimmten Interaktionsmustern ab. So nehmen z. B. Familienmitglieder in ihnen immer wieder dieselben Positionen wie die des "Anklägers", "Beschwichtigers", "Rationalisierenden" oder "Ablenkers" ein (Satir 1975; Bandler, Grinder und Satir 1978). Durch dieses Verhalten zwingen sie die anderen zu voraussagbaren Reaktionen, so dass festeingefahrene Kommunikationszyklen entstehen. Zudem werden die genannten Positionen beibehalten, da sie oft zum "Erfolg" führen: So zwingt z. B. der Ankläger andere Menschen zu einem bestimmten Verhalten, indem er sie in Angst versetzt, während der Beschwichtiger dieses durch Hilflosigkeit erreichen mag. Vielfach werden aber auch solche Rollen regelmäßig gewechselt.

Ehe- und Familienkonflikte haben vor allem dann negative Folgen und wirken pathogen,

  • wenn sie zwischen zwei feststehenden Koalitionen (z. B. Männer versus Frauen, Vater und Tochter versus Mutter und Sohn) ausgefochten werden und so zur Spaltung der Familie führen. Besonders problematisch sind intergenerationale Bündnisse oder solche mit Außenstehenden (Großeltern), da die für eine ungestörte Entwicklung notwendigen Grenzen aufgelöst werden, bestimmte Personen (Kinder, Großeltern) unverhältnismäßig viel Macht erhalten, eine Führung der Familie durch die Eltern nicht mehr gewährleistet ist und oft wichtige Entscheidungen nicht mehr herbeigeführt werden können.
  • wenn sich zwei mächtige Familienmitglieder (Eltern) gegen eine schwächere Einzelperson (Kind) verbünden, diese zum Außenseiter machen und ihre Weiterentwicklung behindern.
  • wenn sich Familienmitglieder nicht auf den Konfliktinhalt einigen können, also verschiedene Ursachen sehen, Verhaltenssequenzen unterschiedlich auflösen oder auf ihrer Sichtweise von der Realität beharren - ohne zu erkennen, dass sie nur Aspekte von ihr wahrnehmen.
  • wenn Problemdefinition und Problem nicht übereinstimmen.
  • wenn Familienmitglieder z. B. aufgrund fehlender Informationen, mangelnder Intelligenz, zu geringer Kreativität oder unzureichender Problemlösungstechniken Konflikte nicht lösen können oder bei Sackgassen zu unflexibel sind, als dass sie auf alternative Lösungswege ausweichen. Dann kommt es zu einem Konfliktstillstand.
  • wenn die Homöostase, die Interaktionsmuster, Beziehungsdefinitionen, Regeln und Rollen in der Familie so starr sind, dass die zur Konfliktlösung notwendigen Veränderungen nicht vorgenommen werden können. Hier klammern sich die Mitglieder an Altes und Gewohntes, passen die familialen Strukturen und Prozesse nicht an neue Anforderungen und Gegebenheiten an.
  • wenn das Äquilibrium generell instabil ist, so dass Konfliktlösungsversuche nie zu einer neuen Homöostase führen, sondern nur immer wieder positive Feedbackprozesse hervorrufen.
  • wenn die Familienmitglieder nicht kompromissbereit sind, sondern so lange kämpfen, bis einer gesiegt hat. Oft setzt sich eine Person auch immer wieder durch Erpressung ("Wenn du mich nicht liebst, dann..."), Hilflosigkeit ("Ich kann nicht mehr"), Depressivität oder das Zeigen von Symptomen durch.
  • wenn Familienmitglieder die Verhandlung aufschieben bzw. Konflikte verneinen, vermeiden, abwehren, verdrängen oder verdecken. Dann bleiben diese ungelöst, führen zu fortdauernden Spannungen und oft zu neuen Schwierigkeiten.

Häufig auftretende, ungelöste oder vermiedene Konflikte haben negative Auswirkungen auf das Empfinden der Familienmitglieder. So fühlen sie sich ungeliebt, chronisch unzufrieden und voneinander entfremdet, entwickeln ein schlechtes Selbstbild und halten sich für das Opfer der anderen. Oft weisen sie auch jede Verantwortung für die Probleme von sich, schreiben anderen Familienmitgliedern die Schuld zu und machen sich ein negatives Bild von ihnen. Sie zeigen ihre Feindseligkeit und Aggressivität auf offene oder verdeckte Weise, wodurch destruktive Verhaltenszyklen entstehen können: So geraten sie immer häufiger in immer intensiver werdende Auseinandersetzungen, setzen immer schneller Drohungen, Gewalt und andere negative Verstärker ein und sind immer weniger kompromissbereit. In anderen Fällen distanzieren sie sich voneinander und gehen sich aus dem Weg. Auch neue Konflikte werden verneint oder abgewehrt. So werden die Beziehungen immer lockerer und unbefriedigender. Häufig werden interpersonale Konflikte auch internalisiert und äußern sich durch Symptome (Depressionen, Ängste, Alkoholismus usw.), wodurch auch viele Kinder betroffen sind. So ergab eine repräsentative Befragung von bayerischen Familien, dass eine enge Beziehung zwischen (angegebenen) ungelösten Konflikten im Verhältnis der Partner und Verhaltensauffälligkeiten bei den eigenen Kindern besteht (Krombholz 1987).

Rollenzuschreibung

In konfliktreichen Ehen werden den Kindern häufig bestimmte Rollen von ihren Eltern zugeschrieben. So werden diese bei Auseinandersetzungen als Schiedsrichter oder Vermittler eingesetzt oder dienen als Bundesgenossen. Im letztgenannten Fall haben die Kinder oft Schwierigkeiten bei der Übernahme der Geschlechtsrolle, wenn der verbündete Elternteil gegengeschlechtlich ist und fordert, dass die Kinder nicht wie der Ehepartner werden dürfen. Nach einem Streit wird vielfach nur noch über die Kinder kommuniziert. Sie werden als Botschafter eingesetzt, die Informationen über Gefühle, negative Bemerkungen über den Partner oder Friedensangebote übermitteln müssen. In allen diesen Fällen werden die Grenzen der Ehedyade aufgebrochen, wird den Kindern eine unangemessene Machtposition eingeräumt. So halten sich diese oft für älter, klüger und stärker, als sie sind. Sie glauben, dass sie die Familie zusammenhalten.

In vielen Fällen werden Kinder auch verhaltensauffällig, um die Ehe ihrer Eltern zu retten. So setzen sie ihre Symptome während eines Ehekonfliktes ein, um die Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf sich zu ziehen und sie von dem Streit abzulenken. Durch ihre Störungen zwingen sie die Eltern, sich auf sie zu konzentrieren, und lenken sie auf diese Weise von ihren Eheproblemen ab. Zudem werden beide Elternteile zur Zusammenarbeit gezwungen, da sie nur so das Verhalten der Kinder kontrollieren, ihnen helfen und die durch sie außerhalb der Familie verursachten Schwierigkeiten bewältigen können. Vielfach sind die Symptome und die Reaktionen der Kinder der einzige Gesprächsstoff der Ehepartner. In diesen Fällen opfern sich die Kinder bewusst oder unbewusst auf, um die Ehe ihrer Eltern zu stabilisieren. Da sie glauben, dass die Existenz der Familie von ihnen abhängt, halten sie sich für sehr bedeutend. Zudem merken sie bald, dass ihre Eltern immer ängstlicher werden, sich immer mehr um sie bemühen (Krankheitsgewinn) und sich über die Manipulation von Schuldgefühlen immer leichter zu bestimmten Verhaltensweisen bewegen lassen. Ferner können sie ihre Aggressionen oder die der Eltern ausagieren. Die Kinder beanspruchen immer mehr Zeit und Sorge, so dass die Eltern kaum noch auf ihre Eheprobleme eingehen können. Letztendlich entsteht hier ein Verhältnis der gegenseitigen Abhängigkeit und Ausbeutung.

Bei häufigen Ehekonflikten wird Kindern oft auch die Rolle eines Ersatzpartners zugeschrieben. Sie sollen die affektiven Bedürfnisse eines Elternteils befriedigen und ihm als Vertraute und Gesprächspartner dienen - Aufgaben, die der Ehegatte nicht mehr erfüllt. Manchmal verhält sich der Elternteil ihnen gegenüber verführerisch, kommt ihren ödipalen Wünschen entgegen oder flirtet mit ihnen, was bis zum sexuellen Missbrauch führen kann. Oft werden aber auch die Ängste vor Inzest, Kastration und Strafe so groß, dass körperliche Berührungen und Bekundungen der Zuneigung nicht mehr zugelassen werden, woraus sexuelle Verklemmungen resultieren können. Auf jeden Fall werden die Kinder an einen Elternteil gebunden und verlieren den anderen, der entweder sie als Rivalen betrachtet, sich mit dieser Situation einverstanden erklärt (weil sie ihn von ehelichen und sexuellen Verpflichtungen befreit) oder sich aus der Familie zurückzieht (und sich auf Beruf, Hobbys oder Freunde konzentriert). Wenn die Ehepartner aufgrund ihrer Konflikte die Familie nicht mehr führen können und ihre Kinder vernachlässigen, mag ein älteres Kind auch die Elternrolle und die Leitung der Familie bzw. die Erziehung seiner Geschwister übernehmen. Zu einer Parentifizierung kann es ebenfalls kommen, wenn die Eltern regredieren.

In vielen Familien wird ein Mitglied zum Sündenbock und für alle Konflikte und Krisen verantwortlich gemacht. Jedoch mögen sich die anderen auch an ihm für Entbehrungen rächen, unter denen sie in ihrer Herkunftsfamilie litten, können sie aktuelle Spannungen an ihm abreagieren, unter denen sie z. B. an ihrem Arbeitsplatz stehen, oder können ihre Aggressionen, Ängste, Depressionen usw. in es hineinprojizieren. Oft machen sie es zum Sündenbock, wenn sie sich durch seine Selbstdifferenzierungsbestrebungen oder individuellen Charakteristika bedroht fühlen. Manchmal muss es auch einen unterdrückten Konflikt ausagieren und wird dann dafür bestraft. In all diesen Fällen vermeiden die anderen Familienmitglieder die Auseinandersetzung mit ihren Problemen und Konflikten. Stattdessen benutzen sie den Sündenbock als Ventil für Spannungen und stabilisieren auf diese Weise ihre Persönlichkeit und ihre Beziehungen. Dadurch verhindern sie aber auch die Konfliktlösung, ihre eigene Weiterentwicklung und die Anpassung des Familiensystems an neue Gegebenheiten. Vor allem leidet aber die Entwicklung und Selbstdifferenzierung des Sündenbocks. Er fühlt sich ungeliebt, zurückgewiesen und ungerecht behandelt, erlebt sich als Störenfried oder Bösewicht und entwickelt negative Selbstwertgefühle. Oft wird er psychisch krank oder verhaltensgestört. Der Sündenbock gewinnt aber auch an Macht, da er Schuldgefühle und Ängste hervorrufen kann. Zudem wird sein Verhalten indirekt belohnt, da sich z. B. andere Personen intensiv um ihn kümmern, sich für ihn aufopfern oder ihn von bestimmten Pflichten entbinden. Insbesondere wenn Familienmitglieder von Außenstehenden wegen den Problemen des Sündenbocks kritisiert werden, mögen sie ihre symptomverstärkenden Reaktionen sogar noch intensivieren.

Kindern werden oft schon vor deren Geburt bestimmte Rollen zugeschrieben. So wird von ihnen erwartet, dass sie später Priester, Arzt oder Schauspielerin werden, dass sie einem besonders geliebten Eltern- oder Geschwisterteil nachschlagen, einem selbst oder besonders positiven bzw. negativen Aspekten des eigenen Selbst ähneln oder Rollen wie die des Dummkopfs, des Genies, des "hässlichen Entleins", des "schwarzen Schafes" oder des Helden übernehmen werden. Diese Kinder stehen also sehr bald unter dem verdeckten Druck, die mehr oder minder unbewussten Erwartungen der Eltern zu erfüllen und eine bestimmte Funktion zu übernehmen. Ihre Eigenarten, Bedürfnisse und Wünsche werden ignoriert. Problematische Entwicklungen entstehen vor allem dann, wenn Kinder sich den Erwartungen ihrer Eltern widersetzen, diese nicht erfüllen können oder Teile ihres Selbst der zugeschriebenen Rolle opfern müssen.

Negativ können sich auch "Delegationen" (Stierlin 1976, 1977) auswirken. Hier werden Kinder mit einer besonderen Mission betraut: Sie sollen für ihre Eltern bestimmte Aufgaben auf der Es-Ebene (z. B. stellvertretende Befriedigung verpönter Impulse, Erregung der Phantasie), Ich-Ebene (Aufrechterhaltung der Abwehrorganisation oder Bewältigung von Problemen, die die Eltern nicht lösen konnten) und Über-Ich-Ebene (Sühnung "böser" Taten der Eltern, Erreichen von unerfüllten Idealen oder beruflichen Wünschen, Liefern eines Gegenbildes) erfüllen. Diese Aufträge werden zumeist schon früh auf verdeckte und unbewusste Weise vermittelt. Die Kinder werden erst sehr viel später als "gebundene" oder "ausgestoßene" Delegierte (a. a. O.) losgeschickt, wobei sie durch ein Band der Loyalität, Verpflichtung und Verschuldung mit ihren Eltern verknüpft bleiben. Die Mission gibt ihnen ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und Wichtigkeit und führt zu Opferbereitschaft, lässt sie aber auch Macht über die Eltern gewinnen und sie ausbeuten. Die Delegation verhindert bzw. erschwert wie die Rollenzuschreibung eine Individuation und Selbstdifferenzierung. Sie wirkt vor allem dann pathogen, wenn Aufträge eine Person überfordern, im Widerspruch zueinander stehen (Auftragskonflikt) oder gegen ein Elternteil gerichtet sind (Loyalitätskonflikt).

Problematische Beziehungsdefinitionen

In vielen Fällen geht eine pathogene Wirkung von problematischen Beziehungsdefinitionen aus. So versuchen häufig die Ehepartner, einander und ihre Beziehung entsprechend bestimmter Erwartungen, Vorstellungen und Leitbilder zu prägen. Dabei kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn diese sehr idealistisch, zu hoch, unrealistisch oder unbewusst sind, nicht verbalisiert oder nur indirekt geäußert werden und den Partner überfordern. Dieser mag sich dann verweigern - oder der andere ist frustriert, zornig und verbittert, weil er ihn nicht entsprechend seinen Vorstellungen formen konnte. In diesen Fällen wirken sich häufig auch falsche Gründe und Motive für die Partnerwahl negativ aus: So mögen die Ehegatten in ihrer Beziehung das "Glück auf Erden", totale Hingabe und Einswerdung suchen. Oft sehen sie in ihrem Partner zunächst eine Idealgestalt, die alle Bedürfnisse befriedigen und immer für einen da sein wird. Eine positive Beziehungsdefinition wird aber auch erschwert oder gar verhindert, wenn die Ehe ungewollt war (voreheliche Schwangerschaft), aus problematischen Motiven (z. B. Flucht aus der Ursprungsfamilie) geschlossen wurde oder mit ideologischen Vorbehalten (Ehe als "Zwangsinstitut") betrachtet wird. Manchmal wirken sich ferner große Unterschiede zwischen den Partnern in Intelligenz, Schulbildung, Einstellungen, Werten und Persönlichkeitscharakteristika negativ aus. Vielfach können diese auch nicht eine intensive Beziehung eingehen, weil sie Angst vor Bindungen haben, einen großen Freiraum für die eigene Selbstverwirklichung beanspruchen oder sich noch nicht von ihren Eltern abgelöst haben.

Problematische Beziehungsdefinitionen entstehen ferner aufgrund von Projektionen, bei denen eine Person Persönlichkeitssegmente, Triebimpulse oder Aspekte intrapsychischer Konflikte unbewusst in ein anderes Familienmitglied verschiebt. So mag z. B. ein Vater seine sexuellen Bedürfnisse in seinen pubertierenden Sohn hineinprojizieren, ihn verdeckt zu sexuellen Aktivitäten stimulieren und stellvertretende Bedürfnisbefriedigung erfahren, wenn dieser von seinen "Erfolgen" berichtet. Häufig werden auch Beziehungen um ein Symptom herum geschaffen. So übernimmt beispielsweise eine Person unbewusst die Rolle des "Kranken" und eine andere die des "Pflegers"; beide werden dadurch voneinander abhängig. Ferner werden Symptome als Manöver eingesetzt, um andere Familienmitglieder zu einem bestimmten Verhalten zu drängen oder ein gewünschtes Ausmaß an Nähe bzw. Distanz zu erreichen.

Pathogen wirken auch symbiotische Beziehungen, die z. B. aufgrund von Abhängigkeitsbedürfnissen, Ängsten, mangelnder Selbstdifferenzierung oder Gefühlen der Unvollständigkeit eingegangen werden. Hier ergreifen Familienmitglieder voneinander Besitz, geben ihre Individualität auf, fühlen, denken und handeln ähnlich. Sie gestehen einander keinen Freiraum oder keine Privatsphäre zu. So verschmilzt das Selbst des einen mit dem des anderen. In anderen Fällen ist die symbiotische Beziehung weniger ausgeglichen: Eine Person nimmt eine stärkere Position ein, macht die andere von sich abhängig und unterdrückt sie. In diesem Zusammenhang sind auch intensive Bindungen zu erwähnen, die jedoch nicht nur symbiotische Beziehungen charakterisieren. Sie können auf der Es- (z. B. Verwöhnung), Ich- (Mystifikation) und Über-Ich-Ebene (Loyalität, Verpflichtung) erfolgen (Stierlin et al. 1977).

Aber auch solche Beziehungen können pathogen wirken, in denen sich die Familienmitglieder voneinander distanzieren, sich zurückziehen, kaum noch Interesse füreinander zeigen und wenig ineinander investieren. Sie gehen ihre eigenen Wege, verbringen sehr viel Zeit außerhalb der Familie und leben fast nur noch aus Gewohnheit zusammen. So kann man mit Hinblick auf die Ehedyade auch von einer "emotionalen Scheidung" (Bowen 1978) sprechen. In anderen Fällen wechseln Familienmitglieder fortwährend zwischen Phasen der Verwicklung und Symbiose auf der einen und Phasen der Distanziertheit und des Rückzugs auf der anderen Seite. Oft verbünden sich auch zwei oder mehrere Personen miteinander und machen ein Familienmitglied zum Außenseiter (vielfach den Vater) oder stoßen es aus (häufig ein Kind).

Problematisch ist ferner, wenn sich Familienmitglieder nicht auf Regeln für ihr Zusammenleben (und das Verhalten der Kinder) einigen können oder Vereinbarungen unterminieren. Vielfach sind Regeln auch unklar, widersprüchlich oder zu starr. Sie werden nicht an neue Gegebenheiten angepasst, zu rigide gehandhabt oder nicht durchgesetzt. Extreme Regeln - dass z. B. alle Familienmitglieder auf gleiche Weise empfinden sollen oder der Ausdruck bestimmter Gefühle (Zuneigung, Wärme usw.) verboten ist - werden häufig verheimlicht oder mit verabsolutierten und übertriebenen Werten begründet. Oft kommt es auch zu Wertekonflikten, insbesondere wenn Jugendliche in der Familie leben und sich eine andere Weltanschauung angeeignet haben. Schwierigkeiten können außerdem durch Mythen und Geheimnisse verursacht werden - wobei letztere (z. B. dass Vater eine Geliebte hat) unter Umständen auch "offen" sein können, aber nicht angesprochen werden dürfen.

Nicht erfüllte Rollen und Funktionen

In Familien, in denen häufig Konflikte auftreten oder Mitglieder psychisch krank bzw. verhaltensauffällig sind, werden oft Familienrollen nicht übernommen. So mag z. B. ein Mann Pflege- und Erziehungsaufgaben als unter seiner Würde betrachten und somit die Vaterrolle ablehnen. Oder eine Frau mag die Mutterrolle verabsolutieren, so dass sie ihren Ehemann vernachlässigt und ihre Partnerrolle nicht erfüllt. Oft werden bestimmte Rollensegmente unterdrückt oder durch Verbote eingeschränkt. So mag sich z. B. eine Frau nicht als sexuelles Wesen in die Partnerrolle einbringen dürfen oder als Mutter wohl die physischen Bedürfnisse ihrer Kinder perfekt befriedigen, aber die emotionalen vernachlässigen. In anderen Fällen werden Rollen nur teilweise erfüllt, da sich Familienmitglieder auf andere Aufgaben (z. B. Beruf) konzentrieren oder weil ihnen die notwendigen Kompetenzen und Fertigkeiten fehlen. Oft fühlen sie sich durch bestimmte Rollen überfordert, da sie selbst oder andere Personen (z. B. Großeltern) zu hohe Anforderungen an sie stellen. Schwierigkeiten können ebenfalls entstehen, wenn Rollen unklar abgegrenzt sind oder fortwährend gewechselt werden, die Familienmitglieder sich also nicht über ihre Aufgaben, Rechte und Pflichten im Klaren sind. Aber auch aus einer starren, rigiden und bis in das letzte Detail hinein geregelten Rollenverteilung können Probleme resultieren. Ähnliches gilt für den Fall, dass die Rollenleitbilder sehr stereotyp und den familialen Gegebenheiten nicht angemessen sind, dass Rollen nicht komplementär sind oder dem Alter (z. B. minderjährige Mutter), dem Geschlecht (negative Umweltreaktionen auf "Hausmänner") bzw. den Persönlichkeitsstrukturen (extreme Hemmungen) der betroffenen Personen nicht entsprechen.

Dementsprechend werden in pathogenen Familien selten alle Funktionen erfüllt, werden einige überbetont und andere vernachlässigt. So sind die Familienmitglieder oft unfähig, einen Haushalt zu führen. Dann ist es in ihrer Wohnung unordentlich und unsauber, kommt es zu Mangel- und Falschernährung, fehlt es am Ende eines Monats an Haushaltsgeld, nimmt die Familie im Übermaße Kredite in Anspruch. Ferner resultieren viele Konflikte aus dem Kampf um eine gerechte und partnerschaftliche Arbeitsteilung im Haushalt. Vor allem in konflikthaften und distanzierten Familien wird auch die Freizeitfunktion nicht erfüllt. Die Mitglieder verbringen wenig Zeit miteinander, gehen selten aus, spielen kaum noch miteinander und erleben wenig Spaß und Freude in der Familie. Sie können sich nicht gemeinsam entspannen und sich daheim nicht regenerieren. Aber auch in anderen Familien sind die Mitglieder oft gelangweilt und unzufrieden, wenn sich gemeinsame Freizeitaktivitäten auf das Fernsehen beschränken.

Probleme mit der Reproduktionsfunktion kann es geben, wenn die Ehepartner z.B. unter sexuellen Problemen und Dysfunktionen (bis hin zur Infertilität) leiden, die Zeugung eines Kindes immer wieder aufschieben (bis sie mit zu großen Risiken behaftet ist) oder mehr Kinder zeugen, als sie finanziell und emotional verkraften können. Pathogen kann sich auch auswirken, wenn Kinder gezeugt werden, um z. B. Ängste vor Infertilität zu neutralisieren, die Wünsche des Ehepartners zu erfüllen, die Ehe zu retten, einen ungeliebten Beruf aufgeben zu dürfen oder um den Kindern eine bestimmte Rolle (s. o.) zuzuschreiben. Oft wollen Eltern durch einen angestrebten Erziehungserfolg sich selbst beweisen und ihr Versagen auf anderen Gebieten kompensieren.

Vielfach wird die Entwicklung von Kindern auch durch die mangelhafte Erfüllung der familialen Erziehungsfunktion geschädigt. Oft werden Kleinkinder für längere Zeit von ihren Bezugspersonen getrennt oder erleben einen fortwährenden Betreuerwechsel (z. B. wenn beide Elternteile erwerbstätig sind), so dass sie nur schwache Bindungen ausbilden und unter Deprivationserscheinungen leiden. Auch haben junge Mütter heute zumeist nur geringe Erfahrungen im Umgang mit Kindern gesammelt, fühlen sich ihnen gegenüber unsicher und machen leicht Erziehungsfehler. Oft sind sie mit ihrem neuen Lebensstil unzufrieden und erklären dafür das Kind verantwortlich. Sie mögen ihre Kinder zu früh entwöhnen, vorzeitig mit der Reinlichkeitserziehung beginnen, diese zu streng, zu fordernd und ungeduldig durchführen, in der Trotzphase den Willen der Kinder zu brechen versuchen oder ihnen keine Grenzen setzen. Während Eltern zumeist unendlich viel Geduld bei der Förderung körperlicher und sprachlicher Fertigkeiten haben, lehren sie ihre Kinder sehr viel seltener, wie man richtig kommuniziert und zuhört, Probleme konstruktiv löst und Ich-Du-Beziehungen eingeht. So kann ihre Erziehung auf bestimmten Gebieten defizitär sein. Genauso problematisch ist aber, wenn sie die Weiterentwicklung ihrer Kinder blockieren, also z. B. neue Fertigkeiten und Fähigkeiten nicht positiv verstärken, Lernmöglichkeiten einschränken oder die Kinder an sich binden. Aber auch eine Unter- oder Überforderung der Kinder kann sich negativ auswirken.

Vielfach werden Kinder fortwährend korrigiert und bestraft. Letzteres ist besonders dann schädlich, wenn die übertretenen Regeln und die Gründe für die Strafe nicht erklärt werden oder wenn wortlos gestraft wird. Auch werden Körperstrafen noch in allen sozialen Schichten praktiziert - vor allem, wenn die Eltern sehr strenge Erziehungseinstellungen haben, den Kindern gegenüber ein Gefühl der Ohnmacht empfinden, unter Eheproblemen leiden oder (z. B. wegen einer Krankheit) sehr erschöpft sind.

Vielfach wird die Entwicklung von Kindern durch falsche Erziehungsstile geschädigt. Dazu gehören:

  1. Vernachlässigung: In diesem Fall sind die Eltern ihren Kindern gegenüber gleichgültig und desinteressiert, kümmern sich kaum um sie und überlassen sie sich selbst. Sie bieten ihnen nur wenig Zuwendung, Wärme und Zärtlichkeit, befriedigen ihre Bedürfnisse nicht und stehen als Vertraute nicht zur Verfügung. So fühlen sich die Kinder verlassen, isoliert, abgelehnt, ungeliebt und frustriert. In diesen Fällen werden sie als Störenfried, als Hindernisse für die eigene Selbstverwirklichung oder als Konkurrenten um die Liebe des Partners gesehen. Oft sind Eltern auch aufgrund ihrer Erwerbstätigkeit, ihrer Freizeitaktivitäten und ihrer gesellschaftlichen Verpflichtungen so ausgelastet, dass kaum Zeit für die Kinder bleibt.
  2. Verwöhnung: In anderen Fällen wird den Kindern jeder Wunsch erfüllt. Die Eltern versuchen, ihnen alle Versagungen zu ersparen, und unterfordern sie zumeist. Oft sehen sie auch in der exklusiven Kleidung, dem teuren Spielzeug und den kostspieligen Freizeitaktivitäten ihrer Kinder neue Statussymbole. Diese können unter solchen Umständen aber nicht das Bewusstsein entwickeln, dass derartige Güter erarbeitet werden müssen. Sie werden verweichlicht, sind wenig leistungsorientiert, können ihre Fähigkeiten und Kraft nicht erproben, haben keine Möglichkeit zur Selbstbewährung und entwickeln kaum Selbstvertrauen.
  3. Überbehütung: Hier ergreifen Eltern Besitz von ihren Kindern, lassen ihnen keine Freiräume und keine Privatsphäre, binden sie an sich und erdrücken sie mit ihrer übermäßigen Liebe. Sie sind überbesorgt und sehr fürsorglich, verstricken die Kinder in symbiotische Beziehungen und opfern sich für sie auf. In diesen Fällen bleiben die Kinder von ihren Eltern abhängig, können sich nicht weiterentwickeln oder regredieren. Sie können kein Selbst ausdifferenzieren, werden nicht selbständig und lösen sich nicht von ihren Eltern ab.
  4. Autoritäre Erziehung: Auch in diesem Fall werden die Neugier und der Forschungsdrang, der Eigenwille, die Individuation und die Eigenständigkeit der Kinder unterdrückt. So lenken die Eltern sie durch Ge- und Verbote sowie durch Befehle und Anweisungen, mit deren Hilfe sie die Kinder nach bestimmten Leitbildern prägen wollen. Sie kontrollieren fortwährend ihr Verhalten und mögen ihren Gehorsam durch Strenge und harte Strafen erzwingen. Abweichende Reaktionen werden besonders stark bestraft, wenn sie als Ausbruchsversuch oder Bedrohung verstanden werden. Generell zeigen diese Eltern wenig Verständnis und Einfühlung, machen nur selten von Bestätigung, Ermutigung und Lob Gebrauch.
  5. Antiautoritäre Erziehung: Vielfach verzichten Eltern bewusst auf Regeln und Strafen, setzen dem Verhalten ihrer Kinder keine Grenzen und wollen ihnen auf diese Weise uneingeschränkte Entfaltungsmöglichkeiten bieten. In solchen Fällen nutzen die Kinder oft die Nachgiebigkeit der Eltern aus, manipulieren sie, bestehen auf ihren Rechten und wollen totale Freiheit bezüglich der Schlafenszeit, der Lautstärke der Musik usw. Sie überschätzen die eigene Macht, können sich nicht einordnen, haben wenig Leistungsmotivation und werden egozentrisch.
  6. Normenlose Erziehung: Vor allem bei konfliktreichen Ehebeziehungen können sich oft die Eltern nicht auf Verhaltensregeln und Erziehungsziele einigen oder stacheln die Kinder verdeckt zur Rebellion gegen die von dem Partner gesetzten Normen auf. Manchmal sind die Vorschriften aber auch so unklar, dass sie von den Kindern nicht registriert werden. Die Verhaltenskontrolle erfolgt in diesen Fällen fortwährend durch Hinweisreize, Bitten, Anordnungen und Strafen.
  7. Inkonsistente Erziehung: Haben die Eltern unterschiedliche Erziehungsziele und setzen sie verschiedene Erziehungspraktiken ein, so wirkt ihre Erziehung wechselhaft, inkonsequent oder gar chaotisch. Manche Eltern wechseln auch immer wieder zwischen einem autoritären und einem permissiven Erziehungsstil.

Besondere Probleme macht oft die Geschlechtserziehung, die entweder zu offen oder zu streng erfolgen mag. So unterdrücken manche Eltern die Neugierde ihrer Kinder hinsichtlich der Geschlechtsunterschiede, bestrafen Doktorspiele oder das Spiel mit den eigenen Genitalien und lehnen körperliche Zärtlichkeiten und Liebkosungen ab. Andere überschütten hingegen ihre Kinder mit Informationen über Sexualität, zeigen ihnen explizite Videos, lassen sie beim Geschlechtsverkehr zuschauen oder ermutigen sexuelle Abenteuer. Haben Kinder wenig Kontakt zum Vater (aufgrund seines starken beruflichen Engagements oder aus anderen Gründen), fehlt ihnen oft ein männliches Geschlechtsrollenleitbild und ein Vorbild für die Beziehung zwischen den Geschlechtern. Sie haben aber auch Schwierigkeiten bei der Entwicklung ihrer Geschlechtsidentität, wenn die Eltern extreme Leitbilder vertreten oder eine anormale Partnerbeziehung leben.

Sind Individuen derartigen pathogenen Familienstrukturen und -prozessen ausgesetzt, wie sie in hier beschrieben wurden, werden sie häufig psychisch krank oder verhaltensgestört. Die Symptombildung ist also in all diesen Fällen eine angemessene und sinnvolle Reaktion auf eine pathologische Situation. Zudem werden die Symptome von anderen Familienmitgliedern durch Aufmerksamkeit, Pflege, Unterstützung, die Befreiung von bestimmten Arbeiten usw. verstärkt. Ferner gewinnen die identifizierten Patienten durch ihr Verhalten eine Machtposition, da sie die anderen ängstigen, mit Scham und Schuld belasten oder zu bestimmten Reaktionen zwingen können. Durch ihre Symptome signalisieren sie zugleich, dass ihre Familie gestört ist, dass alle Familienmitglieder leiden, in ihrer Weiterentwicklung gehemmt werden und hilfsbedürftig sind. Sie können durch ihr Verhalten Krisen herbeiführen, in denen endlich pathogene Familienstrukturen und -prozesse modifiziert werden oder die zum Eingreifen Außenstehender führen (die dann z. B. psychosoziale Interventionen in die Wege leiten). So sind Symptome vielfach eine Funktion interpersonaler Beziehungen und können nur im Kontext des Familienlebens verstanden werden.

Ursachen auf der Ebene größerer Systeme

Viele Familienkonflikte, psychische Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten werden auch durch außerfamiliäre Ereignisse, Belastungen und Anforderungen sowie durch gesellschaftliche Strukturen und Prozesse erzeugt. Hier ist die Beziehung zwischen Individuum bzw. Familie und Umwelt gestört. So resultieren viele pathogene Einflüsse aus einem problematischen Verhältnis zwischen Zeugungs- und Herkunftsfamilien. Oft ist dieses durch mangelnde Ablösung, symbiotische Beziehungen und Verwicklung gekennzeichnet. Die Partner erlauben ihren Eltern die Einmischung in ihre Ehebeziehung und das Familienleben, werden von ihnen häufig wie unselbständige Kinder behandelt und erhalten von ihnen materielle Güter, aber auch viel Liebe und Zuneigung. Manchmal wird ein derartig enges Verhältnis durch die Weckung von Schuldgefühlen oder die Betonung von Loyalität und Verpflichtung erzeugt. Vereinzelt soll es auch gewährleisten, dass ein erwachsenes Kind weiterhin der Ursprungsfamilie als Vermittler, Sündenbock, Ersatzpartner usw. zur Verfügung steht.

In anderen Fällen haben sich die Ehepartner abrupt von ihren Herkunftsfamilien getrennt und jeden Kontakt mit ihnen abgebrochen, wobei sie vielfach zugleich eine symbiotische Ehebeziehung ausbilden. Sie distanzieren sich von den Großeltern mit Bedauern, Bitterkeit oder Feindseligkeit, benutzen sie unter Umständen als Sündenböcke und verneinen jegliche emotionale Bindung, Verpflichtung oder Verschuldung ihnen gegenüber. Häufig kapseln sie sich auch nur von ihren Ursprungsfamilien ab und bauen starre Grenzen zu ihnen auf, so dass enge Beziehungen und intensive Kontakte nicht mehr möglich sind. Es werden nur noch Pflichtbesuche durchgeführt, bei denen die Verwandten pseudofreundlich oder gar wie Störenfriede behandelt werden. Brief- und Telefonkontakte sind oberflächlich und emotionslos.

Vielfach ist die Beziehung zwischen Zeugungs- und Herkunftsfamilien auch durch offene oder verdeckte Konflikte gekennzeichnet, in die eventuell sogar die Kinder hineingezogen werden. Konflikte werden z. B. durch die Einmischung von Schwiegereltern in das Familienleben oder durch Projektionen, Rollenzuschreibungen und verdrängte Probleme aus der Kindheit verursacht. Besonders problematisch ist, wenn es zu einer Spaltung der Zeugungsfamilie kommt und die Ehepartner mit ihren Eltern gegeneinander gerichtete Koalitionen eingehen. Hierzu kommt es, wenn sich z. B. Großeltern in einen Ehekonflikt einmischen (nachdem sie ihn eventuell sogar zuvor verursacht haben) und ihr Kind gegen seinen Partner aufstacheln oder wenn ein Ehegatte seine Eltern um Unterstützung bittet, weil er sich vernachlässigt, ungerecht behandelt oder betrogen fühlt. Manchmal resultieren Probleme auch aus der Auseinandersetzung, welche der beiden Ursprungsfamilien als Vorbild für die Zeugungsfamilie dienen soll, oder aus Vermächtnissen, unbewussten Aufträgen, Loyalitätskonflikten usw.

Bei vielen pathologischen Familien ist das Netzwerk sehr klein oder fehlt sogar. In Hinblick auf psychisch erkrankte Individuen stellte z. B. Pattison (1976) fest, dass Neurotiker nur etwa 10 und Psychotiker nur circa 5 Personen in ihrem Netzwerk haben - rechnet man Familienmitglieder ab, bleiben nur wenige Personen, mit denen sie in engerem Kontakt stehen. So erhalten diese Familien nur wenig Hilfe und Unterstützung von außen, mangelt es ihnen an Ressourcen, fühlen sie sich an ihrem Wohnort nicht integriert. Besonders belastend ist es oft für Kinder und Jugendliche, wenn sie keine Freunde haben, weil sie z. B. von ihren Eltern in symbiotische Beziehungen verstrickt werden oder sich keine sozialen Fertigkeiten aneignen konnten. Manchmal versuchen sie in dieser Situation auch, durch auffällige Verhaltensweisen die Aufmerksamkeit der Gleichaltrigen oder mit Gewalt eine führende Position in einer Gruppe zu gewinnen. Frauen leiden häufig unter einem Verlust von Sozialkontakten, wenn sie nach der Geburt eines Kindes ihre Stelle aufgeben und keine Kompensation durch vermehrte Zuwendung ihres Partners erfahren.

Netzwerkkontakte können aber auch zu intensiv werden und ein Individuum seiner Familie entfremden. Problematisch ist vor allem, wenn ein Mitglied in Gruppen oder Subkulturen (Sekten, extreme politische Organisationen, Banden Jugendlicher usw.) gerät, deren Werte und Normen denen der Familie bzw. der Gesellschaft widersprechen oder die eine Selbstdifferenzierung verhindern. Haben Ehegatten viele separate Freunde, mit denen sie einen großen Teil ihrer Freizeit verbringen, mag die Partnerbeziehung immer emotionsloser, schwächer und unwichtiger werden. In diesen, aber auch in anderen Fällen, kommt es dann häufig zu außerehelichen Verhältnissen. Probleme können ferner aus Koalitionen und symbiotischen Beziehungen zwischen Familien- und Netzwerkmitgliedern sowie aus Kommunikationsstörungen, Ausbeutung, Ausstoßungsversuchen oder Krisen resultieren.

Negative Einflüsse können außerdem von Institutionen ausgehen, in denen Familienmitglieder arbeiten oder die in ihr Leben eingreifen. So mögen Kinder unter Schulstress, Schulversagen oder Konflikten mit Lehrern bzw. Klassenkameraden leiden und diese Probleme in die Familie hineintragen, was häufig zu großen Belastungen der Eltern-Kind-Beziehung führt. In anderen Fällen agieren sie hingegen Familienprobleme in der Schule aus. Wenn die Kinder weder bei Eltern noch bei Lehrern Verständnis und Hilfe finden oder wenn die Erwachsenen in dieser Situation nicht miteinander kommunizieren, einander die Schuld für die Schwierigkeiten zuweisen, miteinander streiten und gegeneinander arbeiten, mögen die Probleme der Kinder vergrößert werden und zu Verhaltensauffälligkeiten führen. Ein mehr allgemeiner negativer Einfluss ergibt sich daraus, dass viele Lehrer ihre Erziehungsfunktion nicht, nur unzureichend oder mangelhaft erfüllen. So machen sie z. B. Fehler in der Behandlung einzelner Schüler (Rollenzuschreibung, Etikettierung usw.), verstärken Verhaltensstörungen (durch Aufmerksamkeit, Strafen usw.), greifen zu spät erzieherisch ein oder unterlassen es, Eltern, Beratungslehrer und Schulpsychologen über die Schwierigkeiten der Kinder zu informieren. Problematisch kann sich auch auswirken, dass Bildungseinrichtungen die Kinder aus der Gesellschaft ausgrenzen und ihnen vielfach ein negatives Bild derselben vermitteln. So erscheint die Welt der Erwachsenen oft als fremd, böse, rau und angsterregend, wird der Eintritt in das Berufsleben als Schock erlebt. Viele Jugendliche leiden unter dem Widerspruch zwischen den in der Schule vermittelten hohen Idealen und Ansprüchen auf der einen und den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten auf der anderen Seite.

Manche Erwerbstätige sind sehr erfolgsorientiert und gehen in ihrem Beruf auf. Sie machen Überstunden oder nehmen Arbeit mit nach Hause, so dass sie wenig Zeit für ihre Partner und Kinder haben, sich diesen entfremden und nur noch eine periphere Position in ihrer Familie einnehmen. Oft kommt es zu Konflikten, wenn sie beruflich eine führende Stellung einnehmen und davon ausgehen, dass ihre Autorität auch in ihrer Familie nicht hinterfragt wird. Zudem mögen sie zu kognitiv auf die anderen Familienmitglieder reagieren, ihre Kinder wie Untergebene behandeln oder an diese extrem hohe Leistungsanforderungen stellen. Dann erleben sie oft, dass sie sich in ihrer Familie nicht durchsetzen können, von ihren Kindern nicht als Vorbilder anerkannt werden und auf Ablehnung, Distanziertheit und Widerstand stoßen. Sind beide Elternteile berufstätig, bleibt ihnen oft nur wenig Zeit für gemeinsame Gespräche und Aktivitäten, so dass sie sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Erfahrungen leicht voneinander entfremden. Häufig können sie sich auch nur begrenzt der Erziehung ihrer Kinder widmen.

Sind Familienmitglieder verhaltensauffällig, psychisch krank oder kriminell, kommt die Familie mit sozialen Diensten, Gerichten oder Krankenhäusern in Berührung. Hier kann es zu negativen Entwicklungen kommen, welche die Störungen und Probleme aufrechterhalten oder gar verstärken, wenn die pathogenen Familienstrukturen und -prozesse nicht erkannt und modifiziert werden. Dann wird alleine das gestörte Mitglied für seine Verhaltensweisen verantwortlich gemacht, als "psychisch krank" oder "verhaltensauffällig" etikettiert und alleinig behandelt. Auf diese Weise wird den anderen Familienmitgliedern jede Verantwortung für das Verhalten des Symptomträgers abgesprochen; sie können ihn weiterhin für ihre pathogenen Zwecke benutzen. Wird dieser dann als erfolgreich behandelt oder resozialisiert von der jeweiligen Institution entlassen, kehrt er in dieselben gestörten Familienverhältnisse zurück und wird oft sehr schnell wieder verhaltensauffällig oder psychisch krank. Schwierigkeiten können auch entstehen, wenn er sich während der Institutionalisierung bzw. Hospitalisierung stark verändert hat, wenn er nicht mehr in seine Familie aufgenommen wird (Ausstoßung) oder diese sich in der Zwischenzeit sehr gewandelt hat.

Manche Probleme werden zudem durch sozioökonomische, soziokulturelle und politische Entwicklungen mitbedingt oder aufrechterhalten. So werden Familien noch zu wenig vom Staat gefördert - vor allem in Phasen oder Situationen erhöhter Belastung ("junge Familien", bei der Betreuung pflegebedürftiger Großeltern, bei Arbeitslosigkeit usw.). Insbesondere Unterschicht- und Randgruppenfamilien leiden oft unter Benachteiligung, mangelnden Bildungschancen, fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten und Diskriminierung. Sie leben in beengten und unzulänglichen Wohnverhältnissen, die wenig Möglichkeiten zum Spiel oder zur Absonderung bieten, zu einer stark kontrollierenden Erziehung ("Sozialisation zum Schweigen") führen und Aggressionen fördern. Für Kinder wirken sich vor allem Anregungsdefizite und der Erwerb von Einstellungen, Verhaltensweisen und Denkstrukturen negativ aus, die nicht denen der dominanten Kultur entsprechen. Auch bietet eine städtische Umgebung Kindern nur noch wenig Möglichkeiten zur Selbsterprobung und -bewährung, zur körperlichen Betätigung und zum Mithelfen, zum Erforschen der (Arbeits-) Welt der Erwachsenen und zum Lernen durch Beobachtung und Nachahmung. Jedoch leiden viele Erwachsene ebenfalls unter der Kälte der Anonymität der Städte. So fühlen sich z. B. Hausfrauen vom "echten" Leben abgeschnitten und in Vororten oder Hochhäusern isoliert.

Hinzu kommt, dass viele Menschen Wirtschaft, Staat und Gesellschaft als inhuman erleben. Sie fühlen sich machtlos, unwichtig und entbehrlich, von sich selbst und anderen entfremdet sowie in ihrer Freiheit und Selbstverwirklichung eingeschränkt. Sie machen die Erfahrung, dass in einer technisierten, rationalen und materialistischen Welt Gefühle und Werte nicht mehr gefragt sowie dialogische Beziehungen und das Einbringen von Subjektivität und Individualität nicht mehr möglich sind. Auch sind Gemeinschaftsbewusstsein, Hilfsbereitschaft und soziales Engagement in einer Dienstleistungsgesellschaft mit einem ausgebauten staatlichen Betreuungsapparat kaum noch gefragt. So kommt es häufig zu einem Konflikt zwischen materiellen Orientierungen (Leistungsprinzip, Streben nach einem hohen Lebensstandard usw.) und postmateriellen Werten (z. B. Selbstverwirklichung, Partnerschaftlichkeit, Lebensqualität und Muße), suchen Menschen nach Sinn, Zugehörigkeit und Geborgenheit in Subkulturen, Sekten, Selbsthilfegruppen, Bürgerinitiativen usw. oder rebellieren gegen Staat und Gesellschaft.

Viele Probleme ergeben sich ferner aus Wertepluralismus und -wandel. So sind viele Personen verunsichert, weil traditionelle Ideale und kirchliche Lehren kritisiert werden, Werte und Rollenerwartungen einander widersprechen sowie Normen und Regeln unklar sind. Sie fühlen sich verwirrt, weil es keine eindeutigen Leitbilder für Ehe und Erziehung gibt und weil sie mit unterschiedlichen Ratschlägen von Wissenschaftlern, Therapeuten und Seelsorgern konfrontiert werden. So flüchten viele in die Geborgenheit ihrer Familie, schaffen sich dort eine eigene Welt mit bestimmten Regeln und kapseln sich nach außen hin ab. Andere erleben sich als gespalten, da sie in verschiedenen Situationen entsprechend den dort geltenden Regeln handeln, sich also unterschiedlich verhalten und an Identität verlieren. Manche leiden auch unter dem Widerspruch zwischen gesellschaftlich dominanten Werten (Konkurrenzdenken, Materialismus usw.) und ihren individuellen Bedürfnissen. Ferner entstehen in vielen Familien Konflikte, weil die Mitglieder unterschiedliche Moralvorstellungen, Werte und Ideologien vertreten - mit großen Belastungen für das Zusammenleben: So ergab z. B. eine für Baden-Württemberg repräsentative Befragung (Institut für Demoskopie Allensbach 1985), dass 46% der Personen, die mit ihrem Partner weltanschaulich übereinstimmen, ihr Familienleben als sehr glücklich beschreiben. Im anderen Fall sind es nur 30%.

Es ist offensichtlich, dass auch Generationenkonflikte häufig durch unterschiedliche Wertentscheidungen hervorgerufen werden. So leiden viele junge Menschen unter dem Widerspruch zwischen gesellschaftlichen Phänomenen (z. B. Heuchelei. Manipulation, Benachteiligung der Schwachen, Krieg) und ihren Idealen, nehmen eine kritische Haltung gegenüber Staat und Institutionen ein, integrieren sich nur schwer in die Gesellschaft und experimentieren mit neuen Lebensstilen und Formen des Zusammenlebens. Die alte und die mittlere Generation bringen vielfach nur noch wenig Verständnis füreinander auf und leben voneinander isoliert.

Jedoch gibt es nicht nur eine Kluft zwischen den Generationen, sondern auch zwischen den Geschlechtern. So fühlen sich viele Frauen den Männern gegenüber benachteiligt, unterdrückt, abhängig und untergeordnet. Sie lehnen sich gegen die Mehrfachbelastung durch Beruf, Haushalt und Kindererziehung auf. Auch sind sie mit der traditionellen Arbeitsteilung unzufrieden, da sie die Berufsaufgabe als einen großen Verlust erleben, für die Familientätigkeit nicht entlohnt werden, durch sie wenig Befriedigung erfahren sowie an Kontakten, Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein verlieren. Nach der Ablösung der Kinder sehen sie dann oft keinen Sinn mehr in ihrem Leben. In vielen Fällen konkurrieren auch die Geschlechter miteinander, was z. B. zu Distanziertheit, Misstrauen und Machtkämpfen in der Familie führen kann.

Ausblick

Abschließend ist festzustellen, dass die meisten Erkenntnisse über die Ursachen von Ehe- und Familienkonflikten, von psychischen Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten durch Beobachtung und klinische Erfahrung gewonnen wurden; empirische Forschungsergebnisse liegen erst zu Teilaspekten vor. Problematisch ist, dass häufig einzelne Erkenntnisse verabsolutiert werden und zu unterschiedlichen Pathologietheorien wie z. B. dem Krankheits-, konstitutionellen, Stress-, psychodynamischen, Entwicklungs-, lerntheoretischen, kognitiven, humanistischen, phänomenologisch-existentialistischen, mikro- und makrosozialen Modell (Weckowicz 1984) führen. Dabei werden aufgrund unterschiedlicher Ausgangspunkte und Perspektiven ganze Gruppen anderer Ursachen übersehen, sind die Modelle einseitig, unvollständig und vereinfachend und entsprechen nicht der Komplexität der Realität und der Multikausalität von Phänomenen. So werden biologische, psychologische, interaktionale und soziokulturelle Variablen nicht gleichermaßen berücksichtigt, wird der Mensch nicht als Körper-Seele-Geist-Wesen im Kontext größerer Systeme gesehen. Deshalb ist es wichtig, bei der Beschäftigung mit pathogenen Familienstrukturen und -prozessen einem ganzheitlichen und integrativen Ansatz (Textor 1985) zu folgen, der möglichst viele der von den einzelnen Pathologiemodellen erkannten Aspekte umfasst.

Deutlich dürfte auch geworden sein, dass eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Maßnahmen notwendig ist, um Ehekonflikte, psychische Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten richtig behandeln zu können. So sind Interventionen auf den Ebenen des Individuums, der Familie und größerer Systeme notwendig, die entweder entsprechend den Gegebenheiten des Einzelfalls kombiniert werden müssen oder generell gegen häufig vorkommende pathogene Strukturen und Prozesse zu richten sind. Es sind also Maßnahmen einzusetzen (bzw. zu entwickeln), welche die gesamte Bandbreite psychosozialer, medizinischer, rechtlicher und politischer Möglichkeiten umfassen - von Eltern- und Familienbildung über Einzelberatung, Ehe- und Familientherapie, sozialpädagogische Familienhilfe, Gemeinwesen- und Netzwerkarbeit, finanzielle Leistungen usw. bis hin zu gezielten gesellschaftlichen Veränderungen.

Literatur

Bandler, R., Grinder, J., Satir, V. (1978): Mit Familien reden. Gesprächsmuster und therapeutische Veränderung. München: Pfeiffer

Boszormenyi-Nagy, I., Spark, G. M. (1981): Unsichtbare Bindungen. Die Dynamik familiärer Systeme. Stuttgart: Klett-Cotta

Bowen, M. (1978): Family therapy in clinical practice. New York, London: Aronson

Buber, M. (1954): Die Schriften über das dialogische Prinzip. Heidelberg: Schneider

Buchholz, W. (1984): Lebensweltanalyse. Sozialpsychologische Beiträge zur Untersuchung von krisenhaften Prozessen in der Familie. München: Profil

Bundesregierung (1975): Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland - Zur psychiatrischen und psychotherapeutisch/psychosomatischen Versorgung der Bevölkerung. Drucksache 7/4200. Bonn: Deutscher Bundestag

Ellis, A. (1977): Die rational-emotive Therapie. München: Pfeiffer

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle (1985): Familie im Wandel. Überblick über Auswirkungen demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen auf Familie und Gesellschaft (Sonderveröffentlichung). Stuttgart: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Friedrichsen, G. (1981): Kinder können auch "hinausgefördert" werden. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. September

Gehrke, S., Kirschenbaum, M. (1967): Survival patterns in family conjoint therapy. Family Process 6, S. 67-80

Haley, J. (1978): Gemeinsamer Nenner Interaktion. Strategien der Psychotherapie. München: Pfeiffer

Institut für Demoskopie Allensbach (1983): Eine Generation später. Bundesrepublik Deutschland 1953- 1979. München u. a.: Saur

Institut für Demoskopie Allensbach (1985): Familie im Brennpunkt. Ergebnisse einer neuen Repräsentativuntersuchung zu "Ehe und Familie". Allensbacher Berichte, Nr. 33. Allensbach: Selbstverlag

Kluge, K.-J., Hemmert-Halswick, S. (1982): Familie als Erziehungsinstanz. Teil 1. Eltern in Not - Probleme in der Familienerziehung. Zur Notwendigkeit von Elternberatung und Elternarbeit. Berichte zur Erziehungstherapie und Eingliederungshilfe, Band 18. München: Minerva

Krombholz, H. (1987): Ergebnisse der Studie "Familie in Bayern 1986". Manuskript. München: Staatsinstitut für Frühpädagogik und Familienforschung

Mattejat, E. (1985): Pathogene Familienmuster. Theoretische und empirische Analysen zum Zusammenhang zwischen Familienmerkmalen und psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Enke

Pattison, B. M. (1976): Psychosocial system therapy. In: Hirschowitz, R. G., Levy, B. (Hg.): The changing mental health scene. New York: Spectrum, S. 127-152

Richter, H. E. (1969): Eltern, Kind und Neurose. Psychoanalyse der kindlichen Rolle. Reinbek: Rowohlt

Satir, V. (1975): Selbstwert und Kommunikation. Familientherapie für Berater und zur Selbsthilfe. München: Pfeiffer

Sperling, E. (1979): Familientherapie unter Berücksichtigung des Dreigenerationenproblems. Zeitschrift für Psychotherapie und medizinische Psychologie 29, S.207-213

Statistisches Bundesamt (1985) (Hg.): Datenreport 1985. Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Band 226. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung

Strätling-Tölle, H. (1981): Ehe und Familie heute - Krisenmomente und ihre Ursachen. Versuch einer Situationsanalyse unter sozialpsychologischen Gesichtspunkten. AKF-Bericht Nr. 16/17. Bonn: Arbeitsgemeinschaft Katholische Familienbildung. S. 25-57

Stierlin, H. (1972): Family dynamics and separation patterns of potential schizophrenics. In: Rubinstein, D., Alanen. Y. 0. (Hg.): Psychotherapy of schizophrenia. Proceedings of the Fourth International Symposium, Turku, Finland, August 4-7, 1971. Amsterdam: Excerpta Medica, S. 169-179

Stierlin, H. (1976): "Rolle" und "Auftrag" in der Familientheorie und -therapie. Familiendynamik 1, S. 36-59

Stierlin, H. (1977): Perspektiven der Familientheorie und -therapie. Medizin, Mensch, Gesellschaft 2, S. 188-193

Stierlin, H., Rücker-Embden, I. u. a. (1977): Das erste Familiengespräch. Theorie - Praxis - Beispiele. Stuttgart: Klett-Cotta

Textor, M. R. (1985): Integrative Familientherapie. Eine systematische Darstellung der Konzepte, Hypothesen und Techniken amerikanischer Therapeuten. Berlin u. a.: Springer

Veen, H.-J. (1982): Von der Komfort-Gesellschaft verwöhnt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Januar

Weckowicz, T. (1984): Models of mental illness. Systems and theories of Abnormal Psychology. Springfield: Thomas

Weiss, W. W. (1985): Familienleben in unserer Gesellschaft. Didaktischer Brief Nr. 114/1985. Nürnberg: Pädagogisches Institut der Stadt Nürnberg

Autor

Dr. Martin R. Textor studierte Pädagogik, Beratung und Sozialarbeit an den Universitäten Würzburg, Albany, N.Y., und Kapstadt. Er arbeitete 20 Jahre lang als wissenschaftlicher Angestellter am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Von 2006 bis 2018 leitete er zusammen mit seiner Frau das Institut für Pädagogik und Zukunftsforschung (IPZF) in Würzburg. Er ist Autor bzw. Herausgeber von 45 Büchern und hat 770 Fachartikel in Zeitschriften und im Internet veröffentlicht.
Homepage: https://www.ipzf.de
Autobiographie unter http://www.martin-textor.de