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Zitiervorschlag

Elternabende im Kindergarten

Martin R. Textor

 

Elternabende bilden neben Elterngesprächen die klassische Form der Elternarbeit im Kindergarten. Sie dienen in der Regel der Information über die pädagogische Arbeit oder der Elternbildung, wenn z.B. Erziehungsfragen thematisiert oder entwicklungspsychologische Erkenntnisse vermittelt werden.

Elternabende können mit allen Kindergarteneltern oder auf der Ebene der Gruppe durchgeführt werden. Erstere sind effizienter, weil mehr Personen erreicht werden und die Vorbereitungszeit für das Team kürzer ist. Letztere sind intimer, da sich die Eltern auf der Gruppenebene meist etwas besser kennen und in einer Kleingruppe eher aus sich herausgehen und offener Informationen und Erfahrungen austauschen.

Generell lassen sich vier Arten von Elternabenden unterscheiden:

  1. Elternabende mit einer externen Referentin/ einem Referenten: Diese/r referiert zu einem vorgegebenen Thema, anschließend diskutieren die Eltern mit ihr/ihm, wobei in der Regel die Kindergartenleiterin die Diskussionsleitung übernimmt. Während früher Referate zumeist vorgelesen wurden, wird heute zunehmend anhand von (PowerPoint-) Folien "erzählt". Vorteile dieser Form des Elternabends liegen darin, dass ein/e Spezialist/in mit einer gewissen Autorität das jeweilige Thema abhandelt und die Vorbereitungszeit für das Team relativ kurz ist. Nachteile sind, dass die/der Referent/in den Eltern unbekannt ist und somit keine Vertrauensbeziehung besteht (keine so offene Diskussion), dass die Eltern während des Vortrags in eine passive Rolle gezwungen werden und eventuell "abschalten" (begrenzte Wirksamkeit von Referaten), dass die Frontalsituation eine spätere Diskussion erschwert (außer man setzt sich anschließend in einen Kreis oder geht in Kleingruppen) sowie dass bei einer/m den Erzieher/innen nicht bekannten Vortragenden und bei unzureichender Absprache Botschaften im Widerspruch zur pädagogischen Arbeit des Teams bzw. zu den Einstellungen der Fachkräfte stehen können. Ferner entstehen Kosten, die oft durch Zuschüsse oder Eintrittsgebühren abgedeckt werden. Letztere schrecken aber sozial schwache Eltern ab, können jedoch dadurch reduziert werden, dass auch Eltern aus dem Ortsteil oder aus anderen Kindertageseinrichtungen eingeladen werden (übrigens ein Beitrag zur Öffnung des Kindergartens zum Gemeinwesen hin und ein Weg, Eltern mit noch unbetreuten Kindern mit der Einrichtung vertraut zu machen!).
  2. Elternabende mit der/dem Kindergartenleiter/in oder einer/m Erzieher/in als Vortragende/n: In der Regel wird zuerst ein Referat - entweder als "klassischer" Vortrag oder in der Form kommentierter Folien, Plakate, Wandzeitungen, Dias usw. - gehalten und anschließend darüber diskutiert. Vorteile dieser Form des Elternabends sind, dass die Fachkraft die Bedürfnisse der Eltern besser kennt als ein/e Außenstehende/r, dass eine Vertrauensbasis besteht und damit ein offener Informations- und Erfahrungsaustausch möglich wird sowie dass keine größeren Kosten entstehen. Nachteile sind die oft lange Vorbereitungszeit für die/den Referent/in (vor allem wenn noch PowerPoint-Folien und andere Materialien erstellt werden müssen) und der große psychische Stress, den Fachkräfte erleben, die noch keine bzw. kaum Erfahrung als Vortragende/r vor einer großen Gruppe sammeln konnten.
  3. Elternabende als Gesprächskreis: Hier wird auf ein Referat verzichtet, sondern von Anfang an das Gespräch mit den Eltern gesucht bzw. der Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen ihnen stimuliert. Vorteile sind, dass Eltern an einer solchen Diskussion sehr interessiert sind und dass keine Langeweile entsteht, da sie von Anfang an einbezogen und beteiligt sind. So werden mehr Erfahrungen, Meinungen und Gefühle geäußert, beteiligen sich mehr Eltern am Gespräch, profitiert der Einzelne mehr. Ein Nachteil ist, dass die Moderation hohe Anforderungen an die zuständige Fachkraft (zumeist die Kindergartenleiterin oder bei einem Gruppenelternabend die Gruppenleiterin) stellt.
  4. Elternabende mit Kleingruppenarbeit: Hier wird auf ein Referat verzichtet und besonders großer Wert auf den Erfahrungsaustausch zwischen den Eltern gelegt. Nach der Begrüßung und der Einführung in die Thematik teilen sich die Eltern (auf die Gruppenräume ihrer Kinder) auf, um in Kleingruppen vorgegebene Themen zu diskutieren. Beispielsweise können sie sich mit Materialien beschäftigen, mit denen ihre Kinder am gleichen Tag gespielt haben, und herausarbeiten, was die Kinder dabei gelernt haben. Oder sie können sich mit der Bedeutung des (Rollen-) Spiels befassen, über die Bedeutung von Kindheitserfahrungen sprechen oder Erziehungsfragen behandeln. Vorteile dieser Form des Elternabends sind, dass in Kleingruppen (insbesondere auf Gruppenebene) in der Regel ein besonders offenes Gespräch zustande kommt und viel Selbsterfahrung möglich ist. Auch werden die Beziehungen zwischen den Eltern und zwischen ihnen und der jeweiligen Gruppenerzieherin intensiver. Der Nachteil ist, dass sich alle Fachkräfte mit der jeweiligen Thematik befassen müssen.

Unabhängig von der Art des Elternabends spielt die Einladung eine große Rolle: Das Thema sollte möglichst so formuliert werden, dass viel Interesse aufseiten der Eltern geweckt wird, aber keine Ängste oder andere negative Gefühle entstehen (z.B. die Befürchtung, dass der eigene Erziehungsstil kritisiert werden könnte). Ein kurzer Aufriss des Inhalts - auch in der Form von Fragen - und eine Illustration sollten auf dem Einladungsschreiben bzw. Plakat nicht fehlen. Der Termin sollte so gewählt werden, dass auch berufstätige Eltern kommen können (insbesondere Väter, die sich oft vor solchen Veranstaltungen "drücken"). Ein Variieren der Uhrzeit ist bei verschiedenen Elternabenden von Vorteil, da dann Eltern erreicht werden, die sonst nicht kommen würden. Beispielsweise kann ein Elternabend zur Abholzeit angesetzt und mit einer parallelen Kinderbetreuung verbunden werden. Dann können auch Eltern und Alleinerziehende kommen, die z.B. weiter entfernt wohnen und abends keine Fahrmöglichkeit haben oder die keinen Babysitter finden bzw. sich leisten können.

Jeder Elternabend muss gründlich im Team vorbereitet werden. So sollten das jeweilige Thema und die Meinungen aller Erzieher/innen dazu besprochen werden, damit nicht unter Umständen unterschiedliche Positionen der Fachkräfte während des Elternabends offenbar werden. Wird ein/e externe/r Referent/in eingeladen, sollte auch deren/ dessen Haltung zum Thema genau abgefragt und überprüft werden, ob sie für das Team akzeptabel ist. Zur Vorbereitung gehört ferner, dass Notizen für die Begrüßung und eventuell der Vortrag, (PowerPoint-) Folien und andere illustrierende Materialien erstellt werden. Ist ein Gesprächskreis oder eine sehr intensive Diskussion vorgesehen, muss geklärt werden, welche Hilfsmittel benötigt werden (z.B. Pinnwände, Packpapier, Karten, Filzschreiber, Stecknadeln, Flip-Chart, Beamer, Tageslichtprojektor).

Vor dem Elternabend sollte der - möglichst mit erwachsenengerechten Stühlen ausgestattete - Raum gelüftet werden. Auch ist es sinnvoll, benötigte technische Geräte nochmals zu überprüfen. Ferner können Getränke und Gebäck bereitgestellt werden, wobei z.B. für Mineralwasser und Limonade durchaus ein Kosten deckender oder den Etat des Kindergartens aufbessernder Obolus genommen werden kann.

Wenn die ersten Eltern kommen, sollte möglichst schon das ganze Team anwesend sein (außer es werden noch Kinder betreut), um die Gäste zu begrüßen und für Tür- und Angel-Gespräche zur Verfügung zu stehen. Der Elternabend sollte pünktlich beginnen und von der Kindergartenleiterin eröffnet werden (außer bei einem Gruppenelternabend). Der weitere Verlauf variiert dann entsprechend der vorgenannten Formen von Elternabenden. Immer aber ist Folgendes wichtig: "Die Schaffung eines persönlichen Bezugs zwischen Eltern, Referenten und Thema ist für den Erfolg eines Elternabends von zentraler Bedeutung. Zu einer rein sachlichen Information haben interessierte Eltern über Bücher, Zeitschriften, Video und Fernsehen genügend Möglichkeiten. Im Gegensatz zu den Medien bietet ein Elternabend die Gelegenheit, in einen direkten Austausch sowohl mit dem Referenten als auch mit den anderen Eltern zu treten; neben der kognitiven wird somit auch die soziale und emotionale Ebene mit angesprochen" (Dusolt 2001, S. 66).

Während der Diskussion bzw. eines Gesprächskreises können verschiedene Methoden wie beispielsweise Moderation, Kartenabfrage, Punkte-Bewertung, Mind-Mapping, Paar- oder Kleingruppenarbeit eingesetzt werden. Die Gesprächsführung ist mitentscheidend für den Erfolg des Elternabends: "Als Moderatorin ist die Erzieherin Prozessbegleiterin, die den Moderationszyklus (Einstieg - Ideen-/ Themensammlung - Bewertung/ Auswahl - Themenbearbeitung - Maßnahmenplanung - Abschluss/ Reflexion) steuert" (Bernitzke/ Schlegel 2004, S. 161). Wichtig für die Diskussionsleitung bzw. den Vortrag seien eine gute Visualisierung der Inhalte, das Erläutern von Fachbegriffen, praktische Beispiele, Blickkontakt, laute und deutliche Sprache sowie eine angemessene Mimik und Gestik. Ferner sollte sich die/der Moderator/in bemühen, während der Diskussion unterschiedliche Einzelperspektiven miteinander zu verknüpfen, um zu einer gewissen Übereinstimmung zwischen den Teilnehmer/innen zu kommen. Sollten Konflikte auftreten, ist zu klären, auf welcher Ebene die Ursachen liegen (unterschiedliche Informationen? - verschiedene Einstellungen, Werte, Meinungen? - problematische Beziehung, Antipathie, Machtkampf? - enttäuschte Erwartungen?).

Am Ende des Elternabends sollten die wichtigsten Inhalte kurz zusammengefasst werden. Möglichst sollten die Eltern gefragt werden, ob die Veranstaltung ihren Erwartungen entsprochen hat, wie sie sie erlebt haben (Atmosphäre) und was für Verbesserungsvorschläge sie hätten (eventuell schriftliche Abfrage). Ferner können sie gebeten werden, Themen für die nächsten Elternabende vorzuschlagen. Nach der "offiziellen" Verabschiedung sollte genügend Zeit für ein zwangloses Herumstehen vorgesehen sein, sodass sich die Eltern besser kennen lernen und kurze, informelle Gespräche mit den Fachkräften führen können. Dieser "gemütliche" Teil des Elternabends kann im Programm angekündigt werden - was natürlich Erwartungen der Eltern an eine (minimale) "Bewirtung" weckt.

Beispiele für Elternabende

Schlösser (2004) beschreibt mehrere Elternabende im Detail, wobei an dieser Stelle fünf Veranstaltungen exemplarisch vorgestellt werden sollen.

(1) Informationsabend "Der Start in die Kindergartenzeit": Ziel der Veranstaltung ist, dass neue Eltern einen Einblick in die Kindertageseinrichtung, ihre Struktur, das pädagogische Angebot und die täglichen Abläufe erhalten sowie einander und die Erzieher/innen kennen lernen. Nach der Begrüßung erhalten die Eltern je vier Karteikarten mit dem Auftrag, aufzuschreiben, was sie bereits über Kindergärten wissen und was sie noch an Fragen haben. Nach ca. 15 Min. stellt sich jeder Elternteil vor und teilt mit, was er über Kindertagesstätten weiß. Zutreffende Aussagen werden auf ein Plakat geschrieben, wobei Fachbegriffe eingefügt werden können. Nach dieser Runde werden die Karteikarten mit den Fragen eingesammelt und eine nach der anderen besprochen. Anhand von ca. 20 Dias werden anschließend Tagesablauf, Bildungsangebote, Projekte, Feste und Elternveranstaltungen vorgestellt.

Schlösser (a.a.O.) beschreibt noch einige Alternativen: So könnten einige "alte" Eltern an dem Informationsabend teilnehmen und aus ihrer Sicht den Kindergarten beschreiben. Ferner könnten sie berichten, wie die Eingewöhnung ihres Kindes verlief. Oder die neuen Eltern könnten den Auftrag erhalten, die Räume der Einrichtung zu erkunden und mit einem Gegenstand zurückzukommen, über den bzw. über dessen Verwendung sie mehr wissen möchten.

(2) Informationsabend "Unser Kindergarten - Ort des Lebens, des Lernens und der Begegnung": Ziel der Veranstaltung ist, das Wissen der (neuen) Eltern über die Konzeption, die pädagogischen Angebote, die Bedeutung des Spiels usw. zu erweitern. Nach der Begrüßung haben die Eltern ca. 45 Min. Zeit, die Räume des Kindergartens zu erkunden und dabei alle sie interessierenden Spielsachen, Bilderbücher und Materialien zu benutzen. In jedem Raum befindet sich eine Fachkraft, die Fragen der Eltern beantwortet. Im Plenum wird dann über die gesammelten Erfahrungen gesprochen, wobei die Erzieher/innen darstellen, wie durch die jeweiligen Aktivitäten die Entwicklung der Kinder allseitig gefördert wird. Anschließend beschreiben sie noch nicht erwähnte Bildungs- und Elternangebote. "Die Eltern lernen auf diese Weise zügig die Aufteilung der Räumlichkeiten, ihre Ausstattung und ihre Funktionalität kennen. Sie finden unkompliziert Kontakt zum gesamten Personal der Einrichtung und können aktiv Materialien, Angebote und Spiele kennen lernen. ... Die wichtigste Botschaft ist allerdings die tief greifende Erkenntnis über die Bedeutung des kindlichen Spiels" (Schlösser a.a.O., S. 76 f.).

(3) Elternabend "Prägende Beziehungen - mein persönlicher Beziehungs-Stammbaum": Ziel der Veranstaltung ist, dass sich Eltern über Menschen austauschen, die sie in ihrer Kindheit geprägt haben, und darüber nachdenken, wie sie selbst ihre Kinder beeinflussen. Nach der Begrüßung füllen sie zunächst ein Arbeitsblatt mit einem "Lebensbaum" aus, wobei sie ihnen wichtige Menschen einen Platz z.B. an den Wurzeln oder in der Krone zuweisen. Dann stellen sie nacheinander ihren "Baum" der Gruppe vor. Anschließend wird diskutiert, welche Menschen die Entwicklung der eigenen Kinder (wie) prägen.

(4) Elternabend "Eine gute Mutter, ein guter Vater sein... was ist das? Von Rollenbildern und Anspruchsdenken": Ziel der Veranstaltung ist, dass Eltern persönliche Erfahrungen mit ihren eigenen Eltern und ihre Vorstellungen über "gute" Elternschaft austauschen, ihr erzieherisches Verhalten gegenüber ihren Kindern und deren Reaktionen beschreiben und sich mit den Grenzen der Familienerziehung befassen. Nach der Begrüßung notieren die Eltern jeweils drei Eigenschaften bzw. Verhaltensweisen, über die "gute" Eltern verfügen bzw. die sie vermeiden sollten. Diese werden dann auf ein Plakat übertragen. In der Diskussion geht es z.B. um die Frage, inwieweit sich die Eltern durch ihre Ansprüche und Erwartungen selbst unter Druck setzen bzw. ihre Kinder überfordern. Abschließend werden sinnvolle und altersgemäße Erziehungsziele gesammelt und besprochen.

(5) Elternabend "Aller Anfang ist ... neu! Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule": Ziel der Veranstaltung ist, dass sich Eltern mit der Frage befassen, wann ein Kind "schulfähig" ist, was ihm in der ersten Schulzeit bevorsteht, welche Anforderungen der Übergang mit sich bringt und wie diese am besten gemeistert werden können. Auch kann reflektiert werden, wie der Kindergarten die Entwicklung der Kinder gefördert hat und wie er sie auf die Schule vorbereitet. Schlösser (a.a.O.) schlägt vor, zu diesem Elternabend eine/n Lehrer/in und/oder eine/n Mitarbeiter/in des Gesundheitsamtes einzuladen. Von diesen Personen und einzelnen Erzieher/innen könnten in den Räumen des Kindergartens auch Kurzreferate mit anschließender Diskussion angeboten werden, die von (interessierten) Eltern abwechselnd besucht werden.

Elterngruppen

Wird z.B. die vertiefte Bearbeitung eines bestimmten Themas gewünscht, ist ein Themenzyklus vorgesehen oder wollen Eltern Erziehungsfragen intensiv diskutieren, kann anstatt eines Elternabends ein mehrmals stattfindender Gesprächskreis initiiert werden. Der Kreis der Teilnehmer/innen sollte maximal 20 Personen betragen und konstant bleiben.

In länger bestehenden Gesprächskreisen entsteht eine ganz andere Gruppendynamik als bei Elternabenden. Beispielsweise führt das wachsende Vertrauen zwischen den Teilnehmer/innen zu immer mehr Selbstoffenbarung. So werden eigene Erziehungsziele, -vorstellungen und -stile beschrieben und gemeinsam mit den anderen Anwesenden reflektiert. Problematische Erziehungssituationen können zur Verdeutlichung auch nachgespielt werden: "Für die Durchführung eines Rollenspiels wählen die Teilnehmer eine kurze, prägnante Situation aus. Anstelle von nicht anwesenden Personen übernehmen Teilnehmer deren 'Rolle' und werden über deren jeweilige Charakteristika kurz informiert. Es kommt dabei nicht darauf an, die abwesende Person genau zu kopieren, sondern vielmehr eine Situation zu schaffen, die so ähnlich auch in der Realität stattfinden könnte... Das Durchspielen der Situation erlaubt den Teilnehmern nicht nur kognitive Einsichten in die jeweilige Problemlage, sondern liefert ihnen auch Erfahrungen im emotionalen Bereich" (Dusolt 2001, S. 76). So kann z.B. die Person, die bei einem Eltern-Kind-Konflikt die Rolle des Kindes übernahm, dem Elternteil zurückspiegeln, wie sich dieses wohl in einer solchen Situation fühlt und weshalb es dann so oder so reagiert. Das Aufdecken der Ursachen von problematisch verlaufenden Interaktionen und die Erklärung von Reaktionen des Kindes können zu positiven Veränderungen in der Familie (-nerziehung) führen. Dies kann durch ein erneutes Durchspielen der Situation erleichtert werden, wobei der Elternteil nun angemessene Verhaltensweisen ausprobiert.

Beim Gespräch über eigene Probleme oder beim Aufeinanderprallen kontroverser Meinungen können intensive Gefühle geweckt werden - und die den Gesprächskreis leitende Fachkraft sollte in der Lage sein, mit solchen Emotionen angemessen umzugehen. Steht in der Elterngruppe die Selbsterfahrung im Vordergrund oder ist damit zu rechnen, dass individuelle Probleme, Beziehungskonflikte (z.B. Trennung/ Scheidung) oder große Erziehungsschwierigkeiten seitens der Eltern offen gelegt werden, sollte von Anfang an geklärt werden, ob der Gesprächskreis nicht besser von einer außen stehenden Person (z.B. einem/r Erziehungsberater/in) geleitet werden sollte, die mit emotional geladenen Situationen umgehen kann und viel Beratungserfahrung hat.

Anmerkung

Eine umfassendere Darstellung der Thematik finden Sie in meinen Büchern "Elternarbeit im Kindergarten. Ziele, Formen, Methoden" (Books on Demand, 4. Aufl. 2021) und "Bildungs- und Erziehungspartnerschaft in Kindertageseinrichtungen" (Books on Demand, 3. Aufl. 2020), die im Buchhandel und z.B. bei Amazon erhältlich sind.

Literatur

Bernitzke, F./Schlegel, P.: Das Handbuch der Elternarbeit. Troisdorf: Bildungsverlag EINS 2004

Dusolt, H.: Elternarbeit. Ein Leitfaden für den Vor- und Grundschulbereich. Weinheim, Basel: Beltz 2001

Schlösser, E.: Zusammenarbeit mit Eltern - interkulturell. Informationen und Methoden zur Kooperation mit deutschen und zugewanderten Eltern in Kindergarten, Grundschule und Familienbildung. Münster: Ökotopia Verlag 2004

Textor, M.R.: Bildungs- und Erziehungspartnerschaft in Kindertageseinrichtungen. Norderstedt: Books on Demand, 2. Aufl. 2015

Textor, M.R.: Elternarbeit im Kindergarten. Ziele, Formen, Methoden. Norderstedt: Books on Demand, 3. Aufl. 2018

Autor

Dr. Martin R. Textor studierte Pädagogik, Beratung und Sozialarbeit an den Universitäten Würzburg, Albany, N.Y., und Kapstadt. Er arbeitete 20 Jahre lang als wissenschaftlicher Angestellter am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Von 2006 bis 2018 leitete er zusammen mit seiner Frau das Institut für Pädagogik und Zukunftsforschung (IPZF) in Würzburg. Er ist Autor bzw. Herausgeber von 45 Büchern und hat 770 Fachartikel in Zeitschriften und im Internet veröffentlicht.
Homepage: https://www.ipzf.de
Autobiographie unter http://www.martin-textor.de