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Zitiervorschlag

Alles zu Scheidung und Scheidungskindern

Silvan Rosengrün

 

Wenn es bei einem Paar zur Scheidung kommt, ist dies für beide Parteien ohnehin schon eine Sache, die mit viel Kraft und Schmerz verbunden ist. Noch schwieriger wird es, wenn die Ehe ein Kind oder mehrere hervorgebracht hat. Eltern fühlen sich in dieser Situation oftmals überfordert. Wohin mit den Gefühlen? Wie bringt man es am besten seinem Kind bei, ohne dass es sich am Ende schuldig fühlt und wie geht man am besten damit um? Neben der Sorge, wie das Kind die Neuigkeit aufnimmt, müssen sich Eltern zudem mit unterschiedlichen rechtlichen Gegebenheiten beschäftigen.

Scheidung - So nimmt das Kind sie wahr

Viele Eltern glauben, dass jüngere Kinder von einer Scheidung nur wenig mitbekommen. Diese Annahme ist jedoch falsch. Wenn ein Kind von Geburt an mit beiden Elternteilen aufwächst, ist das Vorhandensein von beiden eine Selbstverständlichkeit. Zieht ein Elternteil aus, stellt dies hingegen eine drastische Veränderung dar. Viele Kinder können nicht damit umgehen und reagieren, je nach Alter, sehr unterschiedlich darauf. Doch wie denken Kinder in den unterschiedlichen Altersstufen und wie reagieren sie?

  • Baby- und Kleinkindalter: Während viele Eltern in diesem Alter annehmen, dass die Kinder von der Trennung nichts mitbekommen, haben die Kinder andere Pläne. Denn für sie verändert sich ihre gewohnte Struktur, ein essenzieller Teil ihres Lebens. Aggressionen sind häufig die Folge sowie Verlustängste gegenüber dem verbliebenen Elternteil. Für viele Kinder in diesem Alter ist eine Trennung der Eltern ein Zusammenbruch ihrer Welt, was oftmals Entwicklungsrückschritte zur Folge hat.
  • Kindergartenalter: Kindergartenkinder verstehen oftmals mehr als Eltern es ihnen zutrauen. In ihnen entwickelt sich häufig der Gedanke, dass sie schuld an der Trennung ihrer Eltern sind. In dieser Situation entsteht eine Wut auf andere, sie gehen auf andere Kindergartenkinder los oder weigern sich, Regeln einzuhalten. Für sie sind sie selbst der Mittelpunkt der Welt, ohne dabei zu realisieren, dass sich nicht alles um sie dreht. Durch die fehlende Sicherheit erleiden sie oft Angstzustände und haben Schwierigkeiten zu begreifen, dass sie trotz der Trennung der Eltern noch immer wichtig für sie sind.
  • Schulkindalter: Besuchen die Kinder die Grundschule, verstehen sie schon eher, was genau in der Familie vor sich geht. Sie sind durchaus in der Lage dazu, ihre Gefühle in Worte zu fassen und betrauern den Zustand, dass ein Elternteil ausgezogen ist. Kinder erkennen in diesem Alter sehr gut, ob Mama oder Papa unterstützungsbedürftiger ist und versuchen, ihnen beizustehen. Leider sind sie durch den Umstand leichter von einem Elternteil zu manipulieren. Am Ende wünschen sich Kinder in diesem Alter meist, dass beide wieder zusammenfinden und scheuen nicht, dies auch zum Ausdruck zu bringen.
  • Spätes Schulalter: In diesem Alter befassen sich Kinder mit der Trennung auf eine völlig andere Weise. Einige von ihnen stecken bereits in den Anfängen der Pubertät und glauben, dass die Trennung der Eltern andere Gründe hat. Gehen Eltern falsch mit der Situation um, stellt sich das Kind möglicherweise auf die Seite eines Elternteils oder es verliert jeglichen Respekt vor ihnen. Oft entsteht der Wunsch, den Kontakt zu einem Elternteil abzubrechen.
  • Teenageralter: Kinder ab einem Alter von 15 Jahren haben inzwischen eigene Probleme mit denen sie sich beschäftigen müssen. Sie stecken mitten in der Pubertät und wissen daher oftmals nicht, wie sie mit der Trennung der Eltern umgehen sollen. Bemerkenswert ist, dass viele Kinder in diesem Alter bereits lange vorher bemerken, dass etwas zwischen ihren Eltern nicht stimmt. Hierzu müssen die Eltern nicht einmal ständig miteinander streiten. Für die Kinder wird die Trennung zu einer Angelegenheit, die mit heftigen Reaktionen einhergeht. Viele wenden sich in diesem Alter von ihren Eltern ab, wollen nicht mehr zu Hause wohnen bleiben und verbringen mehr Zeit außerhalb bei Freunden, um dort Halt zu suchen. Viele von ihnen werden zum Rebell, da ihr gesamter Rückhalt wegbricht. Andere wiederum möchten ihre Eltern unterstützen, wissen jedoch nicht, wie. Leider kommt es in diesem Alter oftmals dazu, dass Kinder sich in eine falsche Richtung entwickeln und sich in Dinge flüchten, die ihrer weiteren Entwicklung schaden.

Wie sollten Eltern mit der Scheidung gegenüber den Kindern umgehen?

Bei der Beantwortung dieser Frage ist wieder das jeweilige Alter der Kinder zu berücksichtigen. Bei Babys und Kleinkindern sollten Eltern vor allem Geduld zeigen, gegenseitige Besuche des ausgezogenen Elternteils ermöglichen und versuchen, so objektiv wie möglich mit ihren Gefühlen umzugehen. Es sollte bei den Kindern nie der Eindruck entstehen, dass sie Angst haben müssen, den jeweils anderen Elternteil zu verlieren.

Die Vermittlung von Sicherheit ist auch bei Kindergartenkindern wichtig. Sie müssen erkennen, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können. Gleichwohl kann man sie an die neue Situation langsam heranführen. Letzteres ist bei Kindern im Schulkindalter ebenso essenziell. Viele Kinder entwickeln eine Art Normalität, wenn sie zum Beispiel bei der Besichtigung der neuen Wohnung mitgenommen werden und dort ihr eigenes Zimmer auswählen dürfen.

Damit sich Kinder im späteren Schulalter nicht von ihren Eltern entfremden, ist es umso wichtiger, sie nicht zu überfordern und stattdessen zu unterstützen. Sie benötigen Halt und müssen realisieren, dass das Leben nach wie vor Spaß machen kann, sie Hobbys nachgehen dürfen und kein Partnerersatz für die Eltern sind. Nur so ist es ihnen möglich, langfristig ein ausgeglichenes Verhältnis zu beiden Elternteilen aufrechtzuerhalten.

Schwierig wird es bei Teenagern, da sie in diesem Alter bereits häufig so autonom sind, dass sie sich von den Eltern abwenden, wenn deren Verhaltensweise ihnen nicht mehr passt. Statt sie ihrem Schicksal zu überlassen, sollten Eltern in diesem Fall trotzdem jederzeit dazu bereit sein, ihren Kindern den notwendigen Rückhalt zu bieten. Klare Regelungen und Strukturen sind nach wie vor wichtig für sie. Eltern sollten in diesem Fall - wie in allen anderen Altersstufen auch - möglichst zusammenarbeiten, um das Leben ihres Kindes positiv zu beeinflussen.

Tipp: In vielen Fällen gibt es entsprechende Stellen, die Eltern dabei helfen sollen, mit ihren Kindern gemeinsam die Scheidung besser zu verarbeiten. So bietet das Jugendamt geeignete Möglichkeiten an, um Eltern und Kinder zu unterstützen.

Wenn es zur Trennung kommt - Wie bringt man es den Kindern bei?

Der wohl schwierigste Schritt der Eltern besteht darin, den Kindern von der Trennung zu erzählen. Bereits an diesem Punkt werden die Weichen für jegliche weitere Entwicklung des Kindes gelegt, weswegen es umso wichtiger ist, dass Eltern sich im Vorfeld Gedanken über das "Wie" machen sollten.

Zunächst ist es essenziell, dass die Trennung zwischen den Eltern bereits beschlossene Sache ist. Vorher sollte ein Kind nie in solche Diskussionen einbezogen werden. Viele Kinder bekommen es zwar bereits mit, wenn sich die Eltern regelmäßig streiten, versuchen jedoch eine mögliche bevorstehende Trennung gedanklich wegzuschieben.

Je nach Alter können Eltern ihre Kinder mehr einbeziehen und klare Verhältnisse schaffen. Für Jugendliche und Teenager ist es bereits verständlicher, warum sich die Eltern trennen, wenn man nur offen mit ihnen spricht. Kleinere Kinder hingegen sind mit manchen Äußerungen schneller überfordert.

Zu bedenken ist auch, möglichst erwachsen mit der Situation umzugehen und sich keinesfalls vor den Kindern als Opfer der Trennung darzustellen. Andernfalls könnte das Kind den Gedanken entwickeln, sich auf die Seite eines Elternteils zu stellen. Denn auf diese Weise wird nurmehr der Weg für spätere Probleme geebnet, was Loyalität und die Einhaltung von Regeln angeht.

Scheidung - Rechtliche Gegebenheiten bei Kindern

Wenn Eltern sich trennen, sollten sie sich außerdem mit verschiedenen Themen beschäftigen, die bei der Scheidung eine Rolle spielen und nicht die Basis für größere Konflikte sind. Mit dazu gehört:

  • Sorgerecht: Gesetzlich gesehen steht es beiden Eltern zu. Die Regelungen sind im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), im Paragrafen 1626 zu finden. Das Kindeswohl ist essenziell bei der Entscheidung, wer das Sorgerecht erhält. Zwar ist es möglich, dass nur ein Elternteil das Sorgerecht bekommt, hierfür sind jedoch entsprechende Voraussetzungen erforderlich.
  • Aufenthaltsbestimmungsrecht: Dieses entscheidet darüber, bei welchem Elternteil die Kinder leben. Grundlagen findet man im BGB unter dem Paragrafen 1627.
  • Umgangsrecht: Je nach Alter hat ein Kind grundsätzlich das Recht, mit beiden Elternteilen umzugehen. Bei jüngeren Kindern hingegen regelt das Umgangsrecht, welcher Elternteil dazu berechtigt ist, mit dem Kind umzugehen. Die gesetzliche Grundlage ist im BGB, im Paragrafen 1684, Absatz 1 zu finden.
  • Unterhaltsansprüche: Ein Kind hat grundsätzlich den Anspruch auf Unterhalt, der je nach Alter unterschiedlich geregelt ist. Die Details hierzu findet man in Paragraf 1601 des BGB.

Eltern sollten dabei berücksichtigen, dass die Kinder ebenso ein Mitspracherecht besitzen, wenn sie alt genug sind. So kann ein Kind im Alter von sechs Jahren häufig klar äußern, bei welchem Elternteil es zukünftig wohnen möchte. Im Vordergrund steht hierbei zwar wieder das Wohl des Kindes, doch kann die Entscheidung von diesem maßgeblich zur Entscheidung beitragen.

Hilfe bei Konflikten - Welche Möglichkeiten gibt es?

Um das Wohlergeben des Kindes zu fördern, sollten Eltern - unabhängig vom Alter des Kindes - stets zusammenarbeiten. Kommt es zu Konflikten, die in den Augen der Eltern als unüberwindbar erscheinen, können sie Hilfe in Anspruch nehmen. Bei der Lösungsfindung helfen die kommunalen Jugendämter. Sie bieten sowohl Beratung als auch weitere Informationen an.

Sofern es bei dem gegebenen Beratungsangebot zu keiner Lösung kommt, helfen die Familiengerichte weiter. Hierbei ist es jedoch stets hilfreich, einen Fachanwalt einzubeziehen. Die auflaufenden Kosten sollten dabei kein Hindernis sein. Denn für sie kann, je nach Voraussetzung, Verfahrenskostenhilfe beantragt werden.

Weiterführende Links:

https://www.vorarlberger-kinderdorf.at/links-und-mehr